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Alt 22.10.2009, 20:09
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Conny44 Conny44 ist offline
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Registriert seit: 31.12.2006
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Standard AW: Krebs als Chance

Hallo alle zusammen,

ich lese hier seit einigen Tagen mit. Leider habe ich die gelöschten Beiträge nicht mehr mitbekommen.

Aber ich finde bei fast allen Beiträgen irgend etwas, womit ich mich teilweise identifizieren kann.
Was mir aber schon lange in diesem Forum aufgefallen ist, ist die strikte Unterscheidung zwischen Betroffenen und nur Angehörigen. Hier in diesem Thread kommt noch hinzu - Gläubige und Nichtgläubige. Wie wäre es, wenn wir noch einen Unterschied machen zwischen den einzelnen Krebsarten und deren Prognosen oder aber zwischen den leichten und schlimmen Schmerzen. Ist es als Angehöriger nicht auch ein riesengroßer Unterschied, ob ich die Mutter oder den Vater oder aber ein KIND oder Freund/Ehemann versorge? Dann wieder könnte man unterscheiden, ob man diese bereits verloren hat oder gerade auf dem Weg dahin. Und selbst unter diesen Angehörigen gibt es Unterschiede, ob ich meinen Mann oder eine andere ihren Mann gehen lassen musste, je nach dem, wie das Zusammenleben sich gestaltete.

Was soll das ganze? Es ist schier unmöglich, Vergleiche anzustellen nach dem Motto: „Ich habe ja viel mehr durchgemacht als du“. Woher will wer das eigentlich wissen? Das geht nicht. Im Übrigen hätte ich mein Leben dafür gegeben, hätte ich meinen Mann dadurch retten können. Eine andere hätte dies eben nicht getan.

Der besch.. Krebs meines Vaters hat mir und meinem kranken Mann die Möglichkeit gegeben, uns über dieses Forum kennen und wahnsinnig lieben zu lernen. Darf man das Chance nennen? Wäre mein Vater und mein Mann nicht krank gewesen, wäre es niemals zu dieser Begegnung gekommen. Dadurch durften wir beide die größte Liebe unseres Lebens erfahren. Aber leider nur 1 Jahr lang mit ebenfalls allen Höhen und Tiefen, die es bei einer zum Tode führenden Krebserkrankung nur gibt.

Ich habe neben meinem Vater alles verloren, was mir am Wichtigsten war und sitze nun hier, bin körperlich ein Wrack mit heftigsten Depressionen und Schmerzen, arbeitsunfähig und gehe bald kaputt vor Trauer.

Ich weiß nicht, ob sich einer der jetzt hier schreibenden Krebserkrankten, welche NICHT auf dem Todesbett liegen, vorstellen kann, wie es ist, einen geliebten Menschen rund um die Uhr zu pflegen, ihn aufzubauen und machtlos gehen lassen muss. Ich habe mit Bestimmtheit nicht die körperlichen Schmerzen durchgemacht wie mein Mann, aber dafür andere nicht vergleichbare!!!!! Auch was Angehörige (auch da gibt es ja wieder Unterschiede) leisten müssen, ist ebenfalls Schwerstarbeit; ohne die wären die Betroffenen (auch hier nicht jeder gemeint) arm dran.
Wenn ich lese, dass bei einem Angehörigen irgendwann nach einigen Jahren es weitergeht, dann ist das die Erfahrung des Schreibers, aber nunmal nicht auf mich oder andere übertragbar.

Und deshalb lässt sich KEIN Schicksal miteinander vergleichen, egal in welcher Position man sich befindet, ob gläubig oder nicht, ob betroffen oder angehörig.

Und ich kann Juttas Beitrag nur voll unterstreichen.


Allen einen schönen Abend!
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
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