Einzelnen Beitrag anzeigen
  #12  
Alt 17.05.2008, 12:33
margit b. margit b. ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.08.2005
Beiträge: 241
Standard 5 Jahre danach

Hallo ihr Lieben!

Viele von euch kennen mich nicht mehr, da ich seit einiger Zeit nur noch stille Mitleserin bin. Meine Krankengeschichte soll euch ein wenig Mut machen und aufzeigen, dass auch in einem fortgeschrittenem Stadium (pT3c N1 M0 G3) ALLES möglich ist!

Ich hatte schon seit längerer Zeit Probleme mit meiner Periode, Blutung alle 28 Tage, aber sehr lange (anfangs 10-12 Tag, später dann bis zu 14 Tagen). War erst nach 1/2 Jahr bei meinem Gyn, der hat nix gesehen und gemeint, ich soll in 3 Monaten wieder kommen. Ab diesem Zeitpunkt hab ich mich auch ansonsten sehr schlecht gefühlt, mein Hausarzt meinte, es sei der Kreislauf. Da ich grad mal wieder auf meinem Höchstgewicht war, hab ich mal wieder weniger gegessen. So ist mir auch mein starker Gewichtsverlust nicht so richtig aufgefallen. Ausserdem hatte ich starke Schmerzen in meine Füßen und Beinen, es wurde ein Fersensporn diagnostiziert. Als ich dann wieder zu meinem Gyn ging, machte er ein besorgtes Gesicht und hat mich umgehend ins KH eingewiesen.

Am 28. April 2003 begannen meine Untersuchungen, 2 Tage später lag ich auf der Intensivstation und hatte denkbar schlechte Voraussetzungen. Durch meine Krebserkrankung hatte ich schon mehrer Thrombosen in beiden Beinen und im Becken (der vermeintliche Fersensporn) und eine großflächige Lungenembolie (der linke Hauptsatmm und ein Teil vom rechten Lungenflügel, daher meine Atemnot).
Natürlich war ich total am Boden zerstört, ich wollte einfach nur noch einmal nach Hause zu meiner Familie. Meine beiden Kinder waren damals 14 und 16 Jahre alt. Eine OP war in diesem Zustand vorerst einmal nicht möglich.
Nach 10 Tagen wurde mir eine Art Filter in die Hauptschlagader gelegt um bei einer OP das Risiko zu verringern, dass sich ein Blutpfropfen von meinen Thrombosen löst und zum Herzen wandert.
Leider war diese Aktion ein Alleingang von meinem Internisten, dieser Filter hatte eine max. Liegedauer von 6-7 Tagen, meine OP war von den Gyn`s erst am 6. Tag geplant. Natürlich bekam ich eine Infektion (über 41 Grad Fieber), der Filter musste entfernt werden und ob eine OP überhaupt noch möglich war, war zu diesem Zeitpunkt nicht zu sagen.
Körperlich und psychisch war ich total am Boden. Innerhalb von 4 Monaten hab ich 18 Kilo abgenommen, konnte nur noch ganz wenig essen und hatte einen sehr großen Bauch.

Am 23. Mai 2003 konnte ich dann doch operiert werden. Direkt vor der OP wurde mir wieder ein Filter gelegt, ich lag dann 3 Tage auf der Intensiv. Die erste Zeit war natürlich schlimm, aber als ich wieder auf die Gyn kam, wurde es jeden Tag ein wenig besser. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man sich von so einer OP dann doch wieder erholt. Da ich auch noch auf ein blutverdünnendes Medikament eingestellt werden musste, lag ich insgesamt 7 Wochen im KH. Anschließend bekam ich 6x Taxol/Carboplatin und hab die Chemo auch ganz gut vertragen. Chemo hört sich immer ganz schlimm an, ich hatte anfangs immer im Kopf, dass ich da wohl dann den ganzen Tag speiübel herumliege und gar nix machen kann. Relativ rasch hat sich dann ein Rhytmus eingependelt. In der ersten Woche nach der Chemo war ich auf "Sparflamme", aber ich konnte fast immer meine Haushalt versorgen.

Seither waren meine Nachsorgeuntersuchungen zum Glück immer ohne Befund, mein TM liegt bei 2. Bei diesen Terminen merke ich, dass ich damals wohl eine sehr schlechte Prognose hatte. Daher lass ich mich durch Statistiken nicht mehr verunsichern, sie sagen ja nichts darüber aus, auf welcher Seite der Statistik man sich befindet!

Trotzdem hat sich mein Leben grundlegend geändert. Ich bin nicht mehr belastbar und anscheinend hab ich durch meine Erkrankung- oder die Chemo eine Fibromyalgie entwickelt. Oft schmerzt mein ganzer Körper und wenn ich länger auf den Beinen bin, dann hab ich immer noch das lästige kribbeln in Armen und Beinen. Ich bin oft total erschöpft und muss mich sofort hinlegen. Seit 1 1/2 Jahren nehme ich jetzt Trittico und seither geht es mir besser. Es ist einfach der Alltag, der mich auslaugt.

Trotzdem genieße ich jeden Tag in meinem Leben und bin einfach nur dankbar, dass ich so großes Glück hatte! Heuer feiere ich meinen 50. Geburtstag und ich will auch meinen 80. noch feiern, hab also noch einiges vor!

Mit meiner Krankengeschichte möchte ich euch Mut machen, es gibt eine Chance! Vielleicht hilft es ja jemandem, vor 5 Jahren hab ich verzweifelt nach solchen Berichten gesucht.

Recht liebe Grüße und alles Liebe

Margit

Geändert von margit b. (17.05.2008 um 12:43 Uhr)
Mit Zitat antworten