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Alt 30.01.2011, 21:52
spacemouse spacemouse ist offline
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Unglücklich Gebärmutterhalskrebs - Endphase?

Bis jetzt war ich immer nur stiller Leser in Foren. Aber ich muß mir das alles mal von der Seele schreiben.

Meine Mum, jetzt 64 Jahre alt, ist vor 3 Jahren an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Wir waren alle super geschockt, da der Krebs schon ziemlich weit fortgeschritten war, trotz Vorsorge und Hinweise sie hätte Blutungen. Fazit, vertraue einem Arzt nie zu sehr!!! Mir ging es durch und durch, auch als ich meinen Dad das erste Weinen gesehen hab. Damals bekam sie schon die stärkste Chemo, Bestrahlung und Hyperthermie. Sie konnten es so verkleinern und mit einer Total-OP entfernen.

Die ersten Monate sahen auch vielversprechend aus. Dann, traten die ersten Folgeschäden der Bestrahlung auf, im Rahmen von Darmblutungen. Egal was die Ärzte erstmal gemacht haben, sie konnten es nicht stoppen. Ende vom Lied, OP, mit einem künstlichen Darmausgang, zuerst reversibel. Hat aber nicht funktioniert, also permantes Stoma. Und immer wieder Harnleiterprobleme, die mit Stants versorgt wurden. Das regelmäßige Wechseln war und ist auch kein Spaß. Leider wars das noch nicht. Es traten Blasenprobleme auf, die mit einem Blasenkather gelöst wurden. Beim Legen des Kathers wurde 6x der Darm angestochen und die Blase auch. Wieder OP. Das war der Hammer!

Bis Anfang 2010 gings dann einigermaßen gut, dann kam bei einer Untersuchung heraus, das wieder ein Tumor im Bauchfell, an der Niere und und am Scheidenstumpf wächst. Ab Mai gings dann los mit massiven gesundheitlichen Problemen, wie einige Darmverschlüsse, weitere Darm- und Blasenprobleme. Wieder eine schwere OP, teilweise ein Blutdruck von gerademal 70/35. Schon da hätte es jeden Tag soweit sein können. In der Zeit von Mai bis Mitte August war sie gut 3/4 im Krankenhaus. Ab da wurde mir erst so richtig bewußt, wie sehr die Zeit meiner Mum begrenzt sein wird. Im August war sie dann noch zwei Wochen auf der Palliativstation. Ärzte sagten austherapiert, "leichte" Chemo wäre möglich, aber nur um alles ein bißchen heraus zu zögern. Wir alle gemeinsam haben dagegen entschieden, weil das nur noch mehr Strapazen wären, als sie eh schon durchmachen muß.

Trotz Schmerzen gings ihr noch verhältnismäßig gut. Sie ist auch eine Kämpfernatur. Aufgeben gibts nicht. Seither ist sie zu Hause, mit gelegentlichen Aufenthalten im Krankenhaus, wegen Nierenschienenwechseln, oder auch wieder Darmprobleme. Da sie sehr schwach war, viel rumlaufen war nicht mehr möglich, bekam sie einen Rollstuhl. Raus zu kommen in die Natur tat ihr gut und war ihr sehr wichtig.

Diese Zeit, mit ihren Ups and Downs, war und ist eine sehr schwierige Zeit für uns alle, aber hat uns allen gezeigt, wie sehr wir - meine Mum, mein Dad, mein Bruder, meine Schwägerin und ich - als Familie super zusammenhalten und uns Kraft geben. Das ist vielleicht der einzigste Trost in der ganzen Situation.

Heilig Abend war das traurigste Weihnachten das ich je hatte. Meine Mum hatte superstarke Bauchschmerzen, trotz Schmerzpumpe und mußte sich einige Male übergeben. Man sitzt daneben fühlt sich absolut hilflos, möchte ihr helfen und kann es doch nicht. Mein Dad nimmts sehr stark mit, hat auch stark abgenommen, und wenn ich ihm tief in die Augen schau, seh ich feuchte Augen, kurz vorm Weinen. Als wir allein am Küchentisch saßen, hat er auch leise geweint. Ich kann nicht in Worte fassen, diesen Moment, als ich ihn tröstend in den Arm nahm. Wie schwer muß es für ihn sein, immerhin kennen sie sich seit 50 Jahren und sind seit 44 Jahre verheiratet. Das war wohl das letzte Weihnachten zusammen. Meine Mum kämpft immer noch, möchte auch noch ein bisserl da bleiben. Die Ärzte wundern sich, warum sie trotz der starken Schmerzen noch so durchhält.

Anfang Januar 2011 mußte meine Mum dann wieder ins Krankenhaus. Wieder stärkste Bauchschmerzen und beim Stoma kam nichts mehr. Haben sie dann auch so einigermaßen in den Griff bekommen. Doch jetzt seit einigen Tagen ißt sie kaum etwas, ist zu schwach zum aufstehen und schläft wahnsinnig viel. Ich denke, daß wir jetzt jeden Tag damit rechnen müssen, daß sie von uns geht.

Ich hätte gern meine Mum noch lange bei mir, aber ich möchte nicht daß sie noch viel länger so leiden muß. Es tut wahnsinnig weh, mitanzusehen, wie meine Mum Tag für Tag immer mehr abbaut und immer weiter leidet.

So, jetzt hab ich nen ganzen Roman geschrieben, aber es hat gut getan.
Vielen Dank fürs Lesen!
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