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Alt 01.05.2013, 18:13
Arsinoe Arsinoe ist offline
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Standard AW: Königinnenweg beim 2. Rezidiv

Hallo liebe Birgit

Ojeoje ... Es zerreisst mir fast das Herz, wenn ich deine Zeilen lese.

Ich staune ja immer wieder, was du so alles trotz deiner Krankheit leistest. Ich bezweifle, dass ich das könnte. Allein schon die kleinen Kinder fordern doch sehr viel, dann der Haushalt, die Renovationsarbeiten und der Garten ... Einfach verrückt!

Dass das auch irgendwann deine Kräfte übersteigen muss, ist eigentlich sonnenklar. Wenn ich mich nicht irre, hast du irgendwo hier im Forum schon mal geschrieben, dass dir eine Ärztin riet, dich ein wenig mehr zu schonen. Es nütze niemanden, wenn du dich zu Tode abrackerst.

Klartext: Du musst ihm klar machen, dass du deine Grenzen der Belastbarkeit bereits überschritten hast und nicht mehr machen kannst. Alles andere ist selbstmörderisch - und das kann ja nicht in seinem Sinne sein.

Dennoch kann ich sehr gut nachvollziehen, dass du dich noch stärker engagierst, wenn du das Gefühl hast, man sei mit dir nicht zufrieden. Ich bin auch so. Aber: Es ist falsch. Du machst dich damit kaputt. Ich weiss, ich habe gut reden ...

Meine Situation ist zwar eine andere als deine. Trotzdem kommt mir das, was du schreibst, irgendwie bekannt vor. Mein Schatz ging immer davon aus, dass ich die Starke in der Beziehung bin. Das war von Anfang an klar - schon zu Beginn unseres Zusammenseins. Das wäre vielleicht auch noch lange gut gegangen, wenn ich nicht krank geworden wäre. - Wobei ich nicht ganz sicher bin, ob ich nicht genau deshalb krank wurde ... Wie auch immer ...

Dein Mann und mein Mann sind zwar sehr unterschiedlich. In einem Punkt scheinen sie sich jedoch ähnlich zu sein. - Und vermutlich trifft das noch auf ganz viele andere Männer und vielleicht auch Frauen zu. - Sie können es nicht ertragen, dass ihr Schatz krank ist. Sie sehnen sich danach, dass alles "wieder gut" wird. Und jedes Zeichen unserer Schwäche weist darauf hin, dass es eben leider nicht so ist.
So merke ich zum Beispiel immer, wenn es mir schlechter geht - sprich, wenn ich zeige, dass es mir schlechter geht - dass sich mein Liebster von mir zurück zieht. Ich denke, das macht er nicht bewusst. Es ist wie ein Reflex. Statt, dass er mich dann, wenn ich es am dringendsten bräuchte, in den Arm nehmen und trösten würde, erstarrt er. Ist vielleicht sogar übel gelaunt oder wird sogar selber krank. Das ist besonders ausgeprägt, wenn ich ins KH muss. Aber auch zu Hause merkte ich das schon ein paar Mal.
Ich versuche deshalb oft, so zu tun, als ob es mir besser ginge, als es der Fall ist. Weil ich dann eher die Streicheleinheiten bekomme, die ich brauche. (Ich muss dazu sagen, dass ich das grosse Glück habe, einen Mann zu haben, der sehr liebevoll ist und sozusagen immer für mich da.)

Aber es gibt eben auch Momente, in denen er merkt, dass es mir gar nicht gut geht und dann passiert das, was ich schon beschrieben habe. Manchmal streiten wir uns auch, weil wir verzweifelt sind über unsere Situation. (Zum Glück sehr selten.)

Nein, ich will jetzt nicht deinen Mann verteidigen. Aber ich möchte dir sagen, dass seine Reaktion nicht ungewöhnlich ist und vermutlich nicht daher rührt, dass er dich nicht schätzt. Im Gegenteil. Ich werte seine Reaktion als Zeichen der Angst dich zu verlieren. Gerade bei Männern kann das auch zu einem aggressiven Verhalten führen.

Wie auch immer: Ich denke, die Situation lässt sich nicht damit lösen, indem du dich ständig anpasst und probierst wie eine "normale gesunde" Frau zu agieren. Das funktioniert auf Dauer ganz einfach nicht. Dein Mann ist - so habe ich den Eindruck - auch am Limit. Ihr müsst also irgendeinen Weg finden, wie ihr euch entlasten könnt. Einfach ist das nicht. Aber es gibt, so denke ich, keine Alternative.

So, genug Küchenpsychologie!

Ich will dich jetzt nicht mit noch mehr Kummerkasten-Blabla zutexten. Ich sende dir eine virtuelle Umarmung!
Arsinoe

Geändert von Arsinoe (01.05.2013 um 18:19 Uhr) Grund: Ergänzung