Thema: Es tut so weh
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Alt 17.06.2005, 16:54
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Standard Es tut so weh

Hallo Ingrid,

ich musste ziemlich viel kichern beim durchlesen Deiner letzten Mitteilung, es ist ja an sich überhaupt nicht komisch, aber zum einen ist es der recht trockene Humor der da durchblitzt, und dann ist es vermutlich eine "Komik" die nur verstehen kann wer auch so eine Mutter hat bzw. so ein Mutter-Tochter Verhältnis. ich weiss ja nicht ob Du das WIRKLICH ernst meinst mit deiner Diagnose, aber ganz egal, ich kann mir vorstellen dass es Dir hilft deine Mutter etwas gnädiger zu sehen. Würde mich aber im Ernst auch mal interessieren wie Du darauf gekommen bist (ist das so ein Selbsttest wie man ihn z.B. für Depressionen usw. im Internet finden kann? Wäre interessant was dabei rauskäme wenn Deine Mutter die Fragen selbst beantworten müsste... :-)

Ich versuche auch immer mehr mir zu sagen dass meine Mutter nichts dafür kann, dass sie nun mal so ist wie sie ist... vor zwei Jahren war in meiner Therapie mein Vater das Thema, und vor allem meine Klagen über alles was er NICHT tat für mich, für seine Enkel, usw., und in einem Schlüsselerlebnis bei meinem Thera erkannte ich wirklich das ich ihn so annehmen MUSS. Ich sagte das schon. Und bei ihr will es mir einfach nicht richtig gelingen, der Widerwillen ist stärke als alle Vernunft. Ich frage mich, ob und wo und wenn ja, welche guten Gefühle ich für sie habe. Kann ich mir die evtl. erst (dann voller Reue...) eingestehen wenn sie tot ist?

Ich habe auch seit längerem das Gefühl, das meine Mutter sich nicht wirklich für mich interessiert. Und wenn, dann nur zu IHREN Konditionen. Wir haben letztes Jahr kurz bevor mein Vater starb ein Grundstück gekauft, zufälligerweise nur 1 Dorf weiter als mein Vater damals wohnte, zur Zeit wohnen wir noch ca. 15 km davon entfernt im gleichen Ort. Plattes Norddeutschland.

Jedenfalls passierte dann ja alles auf einmal + alles andere war wichtiger als das Grundstück, wir stritten einige Male, und irgendwie kamen wir dann nie so richtig dazu davon zu erzählen so dass sie es hinten herum mitbekam. Vermutlich tödlich beleidigt, aber sie fragte selbst NIE nach.... nun haben wir angefangen zu bauen und das normalste wäre ja wohl dass man sich dafür als Mutter/Oma auch mal interessiert. Aber nein, ICH muss es ihr hinterher tragen. Ich habe eigentlich beschlossen sie nächste Woche auch mal zu fragenm ob sie es sich mal ansehen will... habe schon keine Lust mit ihr im Auto zu sitzen, werde vermutlich innerlich + äusserlich die Luft anhalten (sozusagen) und warten dass es wieder vorbei ist..... warum mache ich es dann? Weil ich denke so geht es auch nicht, ich wünschte mir einfach dass sie sich mal freut für mich und mich lobt und sich einfach mal so begeistern kann auch wenn es nichts mit ihr zu tun hat, auch wenn sie eigentlich nicht will das wir hier wegziehen, ich nehme an sie sieht die Tatsache dass wir da ins Nachbardorf von meinem Vater ziehen schon als Verrat an... auch wenn er nun nicht mehr da ist.... in 4 Wochen haben wir Richtfest... habe so den Verdacht dass ich da ohne meine "Familie" auskommen muss, weil ich die zweite Frau meines Vaters und ihre erwachsene Tochter einladen werde. Dann muss ich meine Mutter + vermutlich auch meinen Bruder garnicht fragen....obwohl ich weiss dass ich es tun sollte, und dann ist es deren Entscheidung zu kommen oder nicht....

Oh Mann ist das alles ein Salat. Wenn ich anderen im "echten" Leben versuche das alles zu erzählen ernte ich in der regel nur Unverständnis.-.... Bin so froh dass Ihr alle hier seid und Euch meinen Quark antut... :-)

Ich erkenne übrigens auch viele Parallelen zu Dir (also abgesehen von den Müttern): dieses sich nie sicher fühlen dass alles gut und OK ist was man macht..... kann gut verstehen dass die Worte deines Vaters Dir viel bedeutet haben. Das ist doch toll! Er hat Dich sicher sehr geliebt und war stolz auf Dich, das hört man doch an diesen Worten.

Nach der Beerdigung sagte mir einer der Freunde meines Vaters dass ich immer dessen Liebling gewesen sei. Das war auch schön. Irgendwie wusste ich das ja auch....

In den letzten 2 Jahren haben wir uns ab + zu e-mails geschrieben und die hat er oft angefangen mit "mein Töchterlein" oder "mein Töchterchen".... Natürlich (logisch...) tut es mir jetzt leid dass ich ihm nicht öfters geschrieben habe, manchmal wochenlang kein Kontakt, kein Telefon kein e-Mail, immer war alles andere wichtiger, und ich dachte ja irgendwie er wäre sowieso für immer da... ich denke gerade das ist das "Problem" mit den Eltern: da sie ja immer da waren solange man lebt kann man sich nicht WIRKLICH vorstellen dass sie mal nicht mehr da sein könnten.....

Kerstin
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