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Alt 25.09.2006, 17:23
enail enail ist offline
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Registriert seit: 25.08.2006
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Standard AW: Eine Nachricht für Pa

hey Pa,

bin wieder im Lande. War ein anstrengendes Wochenende.
Hatte wieder keine Zeit an Dich zu denken oder...
tut mir schrecklich leid, selbst jetzt wo Du nicht mehr bei uns bist, habe ich Gewissensbisse. habe es nicht mal geschafft dich auf den Friedhof zu besuchen, wahrscheinlich habe ich auch Angst davor. Du weißt ja selbst bei Maik ging es mir so, jeder Gang zu seinem Grab jeder Besuch dorthin, habe mich soviel Überwindun gekostet, jedesmal musste ich mich mit der Tatsache das es ihn nicht mehr gibt erneut auseinandersetzen. Jedesmal kam danach die selben Fragen wieder in mir hoch, Fragen die mir niemand beantworten kann, auf die ich niemals Antwort erhalten werde, WARUM?!
kommt jetzt alles wieder, wiederholt sich alles noch einmal, es stehen die gleichen Fragen erneut im Raum, ebenso unbeantwortet, ebenso ohne jemals geklärt werden zu können.
Deine Kinder haben sich bis heute auch nicht wieder gemeldet, es scheint so als wenn auch sie den Kontakt abbrechen oder mich meiden.

es bleibt mir wenig Zeit an Dich zu denken und doch wenn ich nachts schlafen sollte, sehe ich Dich immer vor mir, versuche die Bilder zu sortieren, mir nur die schönen Erinnerungen in Gedanken zu rufen und doch bleibt ein bitterer Nachgeschmack deine letzten Stunden ich werde sie nie vergessen können, werde immer ein Stück Schuld, Verzweiflung in mir tragen.
Ach wenn wir doch die letzten Wochen hätten miteinander reden können, wenn Du mir doch einfach mal zugehört hättest, wenn Du einfach mal für mich und meine sorgen da gewesen wärst, vielleicht wäre alles anders. ich glaube das ist nur ein Traum, das war nicht deine Art, und doch hätte ich es mir so sehr gewünscht.
ich möchte einfach mal wirklich die Zeit finden über alles nachzudenken, endlich mal trauern zu können, einfach mal ich sein und nicht immer die starke loyale, zuversichtliche, problemlösende Person die ich sein muss. Einfach mal Mensch sein, zu weinen, sich vergraben, einfach mal dem Gefühl hingeben zu können. ob ich jemals dazu komme.
ich weiß Pa, du lachst mich jetzt wieder aus und denkst ich meine das nicht so, aber kennst du mich wirklich? hast Du jemals gefragt wie ich es schaffe beruflich wie privat für alle da zu sein, für jeden ständig erreichbar. selbst meine Mutter kommt mit ihren Problemen zu mir und nennt mich liebevoll "mein kleiner seelischer Mülleimer" ich kann nicht anders. ich finde es schön für Menschen da zu sein, ihnen zu helfen, ihnen mut zuzusprechen, mit ihnen gemeinsam Probleme zu lösen, es gibt nichts schöneres als den Dank, der nicht mals ausgesp*****n werden muss, auch deshalb macht mir meine Arbeit so viel spaß und doch habe und kann ich mich selber bei keinem einfach so öffnen, meine sorgen und ängste, meine probleme kann ich nur alleine lösen.
wenn ich rony und die kinder nicht hätte, dir mir das Gefühl von Geborgenheit und Liebe geben, würde ich kaputt gehen, sie sind mein Ausgleich, mein ein und alles.

Pa, ich habe Dich so unendlich lieb, ich brauche Dich wie die Luft zum atmen, wie die Pflanzen das Wasser, wie die Bienen die Blüten, einfach Leben. alles vorbei, alles vergangenheit.....
jetzt ist es wieder soweit die Tränen laufen und es ist schön, ich lebe noch ich habe Gefühle wie jeder andere auch. die Wärme die Feuchtigkeit lassen mich spüren das ich doch ein Mensch bin, ich vermisse dich einfach...
wenn es wirklich ein Leben nach dem Tod geben sollte, oder das wir wiedergeboren werden oder irgendetwas nach dem tod, dann wünschte ich das wir irgendwann einmal wieder zusammen sein können, bitte halte mir eine Platz egal was, egal wo frei.
Du der Baum, ich die die Blätter. Du die Sonne ich die Wärme´. Du das Meer ich die Wellen. einfach beieinander sein, einfach wieder vereint. wäre das schön.
Am Wochenende auf dem Weg ins Hotel kam der Wind auf, er blies mir von hinten ins Haar, wie ein Beben ging es durch mich, es war nicht der wind, es war als wenn Du mich gestreichelt hättest. einen kurzen Augenblick hielt ich inne und in Gedanken sprach ich "Bist Du hier irgendwo, willst du mir ein Zeichen geben?"
bitte mach es mir nicht so schwer, ich möchte dich loslassen, das alles verstehen können, doch wie soll das denn gehen. Deine Augen verfolgen mich ständig, diese Hoffnungslosigkeit dieser fragende Blick überall und ständig verfolgt es mich und ich habe wie jeden Tag Angst vor der nacht, dem Schlaf die Träume die folgen.
Loslassen, Vergessen, damit Leben lernen, das Wissen das es Dir jetzt besser geht. alles Dinge die ich weiß, die ich selber mir immer wieder sage, doch kann man das wirklich, bleibt nicht immer das Zweifeln, gegen das VErgessen ankämpfen?
Wieviel Trauer kann ein Mensch ertragen wieviel Vorwürfe kann man sich machen, wieviele Gedanken wieviel Hoffnung wieviel Emotionen sind überhaupt möglich, frißt einen das nicht alles auf, muss die Trauer wirklich irgendwann einmal aufhören? ich weiß es nicht und vielleicht möchte ich es auch nicht wissen, vielleicht kann ich besser damit leben alles zu verdrängen, die Tatsachen einfach hinnehmen nicht die Vergangenheit zurück sehnen, vielleicht wird so alles ein stückchen einfacher, ich weiß es einfach nicht.

das Thema Tod wird einfach totgeschwiegen, es gehört sich nicht darüber zu reden, wir Menschen sind schon eigenartig.
Nach einiger zeit hat man nicht mehr das Recht zu trauern, jedenfalls wird es nach gewisser zeit nicht mehr akzeptiert, warum nur, gibt es dafür wirklich eine Frist.
Meine Gedanken schweifen ab, lassen es nicht zu, das ich längere zeit darüber nachdenke, über dich über meinen Pa.
Traurikeit und Kummer sind Emotionen um die ich andere beneide, mein Kopf läßt es nicht zu, lenkt mich ab, zeigt mir andere Aufgben, Dinge die erledigt werden müssen, die schönen Seiten dieses, meines Lebens, doch ich möchte es nicht, jetzt nicht, so nicht. An Dich denken, an alles was mit dir zu tun hat, auch an das Leid, die Schmerzen, spüren. Der Geruch so schrecklich wie er war und auch noch ist, ich schmecke ihn immer wieder und ich bin froh darüber auch wenn es mir unangenehm ist und ich eigentlich vergessen will.
Zwei Seelen tummeln sich in meine Brust, zwei verschiedene Personen die nicht unterschiedlicher sein könnten, es zerreißt mich fast, was soll ich tun. gebe ich der einen nach oder der anderen, was ist richtig was ist falsch, gibt es überhaupt ein richtig oder falsch
Mut, Zuversicht, Kraft für ein Leben ohne Dich, das ich lebe spüre ich jeden Tag die Schmerzen und der Kummer sind immer bei mir, doch ein Leben ohne dich ohne Deine eigenarten es wird mir immer etwas fehlen und ich habe Angst vor dem Vergessen, den dan weiß ich nicht mehr was mir fehlen wird.
Vergessen, was für ein Wort, gewaltig wie der eisberg der die Titanic zum Sinken brachte, ich werde Dich niemals vergessen, das kann ich Dir versprechen.
ich kann jetzt nicht mehr, tut mir leid.
Hab Dich lieb Pa bis bald wieder.

Liane
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Manchmal vermag uns ein durch den Asphalt brechender Löwenzahn die tägliche Frage nach dem Sinn des Lebens eindrücklicher und überzeugender zu beantworten, als eine ganze Bibliothek philosophischer Schriften.
Verfasser unbekannt
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