Einzelnen Beitrag anzeigen
  #2  
Alt 10.05.2004, 08:32
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hirnmetastasem

Liebe Maud,
Dein Mann befindet sich in einem sehr schwierigen Krankheitsstadium und nach dieser Behandlung verlangt sein Körper jetzt vordringlich erstmal nach Ruhe und Verarbeitung der Bestrahlung (die wirkt ja bekanntlich noch Wochen nach).
Was heißt eigentlich in den Köpfen der meisten Menschen positiv Denken? Doch wohl nicht, daß man die Signale (Schmerzen, Erschöpfung, Unkonzentriertheit, Austragen von Nebenwirkungen, ets. ) verdrängt und sich versucht die Schönheit von Dingen zu freuen, die im Moment wahrhaftig nebensächlich sind. Solch ein Gedanke hilft in dieser Situation meistens wenig.
Du sprichst von antreiben und zwingen, wähle andere Worte, diese hören sich sehr hart an und lassen vermuten, daß sich Dein Mann dadurch eher mehr einigelt.
Du glaubst, Du allein seist die postiv denkende von Euch beiden. Vielleicht hört aber Dein Mann im Moment einfach auf seine innere Stimme, die ihm sagt, daß für ihn, seinen Körper und seine Seele ganz was anderes gut ist als für Dich.
Versteh' mich nicht falsch, ich will Deine Sorge um Deinen Mann nicht angreifen - aber für mich als Betroffene wäre positiv denken in dieser Situation etwas ganz anderes. Für mich heißt es, in diesem Moment die Schwäche, die Erschöpfung, alle Nebenwirkungen der Krankheit und ihrer Behandlung zu akzeptieren und dem Ruf von Seele und Körper nach Ausruhen nachzugeben. Das Hirn ist die Schaltzentrale des Menschen. Wenn es Störungen hat, dann sind nicht selten auch Funktionseinschränkungen und manchmal auch Wesensveränderungen bei den Betroffenen zu bemerken.

Stell' Dir vor, Du hast tierische Migräne - hilft es Dir, in diesem Moment vor einem Apfelbaum zu stehen und Dich seiner Schönheit zu freuen?

Du must für Dich lernen, daß er nicht mehr so ist wie früher, denn Metastasen im Hirn und deren Behandlung sind schon ein heftiger Eingriff. Laß' in dieser Zeit Deinen Mann entscheiden, welche Wegrichtung er einschlägt. Ich denke, seine innere Stimme, also sein Körper und seine Seele werden einfordern, was z. Zt. gut tut und was nicht. Sei einfach für ihn da und spüre, was er braucht, was er möchte, was ihm wichtig ist.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld. Die Verarbeitung braucht Zeit, für Euch beide.

Gruß von Birgit
Mit Zitat antworten