Thema: Pleuratumor
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Alt 28.12.2005, 11:53
shalom shalom ist offline
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Standard AW: Pleuratumor

Hallole Apfel,

gerne beantworte ich Deine Fragen.

Meine Frau war Lehrerin, hatte im Herbst Winter also immer mit viel Erkältungen zu tun. In den ersten Monaten 1996 kam sie aus der Erkälterei schier nicht mehr heraus. Zudem hatte sie ab irgendeinem Zeitpunkt Rückenschmerzen in der Höhe der Schulterblätter. Ein Internist endeckte dann Wasser im Rippenfell. Endoskopische Untersuchung und Biopsie nach kurzem Krankenhausaufenthalt brachten dann die Gewißheit: Bösartig. Aber welcher Krebs : Adeno Karzinom (sprich von Drüsen herrührend ? Oder Rippenfelllkarzinom (Mesotheliom). Da es ihr nach Entfernung der wenigen befallenen Stellen danach sehr gut ging, hat man gar nicht weiter gemacht: Keine Chemo, keine Bestrahlung. Die Untersuchung sämtlicher weiterer Krebsquellen: Bronchien, Lunge, Gebärmutter, Leber usw. blieb ohne Befund.

Im Rahmen des Einholens einer zweiten unabhängigen medizinischen Meinung 1999 in der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg wiesen uns die Mediziner darauf hin, dass es seit neuestem einen Tumormarker Calretinin gäbe, der eindeutig den Beleg bringen würde, ob man ein Adenokarkinom oder ein Mesotheliom hat.

Der Hinweis an unsere heimischen Mediziner und deren Untersuchung der alten Biopsien brachte die Gewißheit: Es ist leider das Mesotheliom.

Das Mesotheliom bildet eine sogeannte Pleura-Schwarte um die Lunge und beengt so zunehmend die Atmung. Zudem kann es zu Tumorinfiltrationen in das benachbarte Knochengewebe kommen.

[ Einschub:
Bei meiner Frau war die rechte Pleurahälfte befallen. Mit zunehmendem Tumor wurde auch der Herzbeutel eingeengt. Daher ergab sich auch ein Herzbeutelerguß. Weil der Herzbeutelerguß am Schluß da war, gab es einen Leber- und Nierenstau. Wenn die Leber und Niere einige Zeit nicht mehr richtig entgiften können beginnen unumkehrbare Zerfallsprozesse dieser Organe. ]


Es folgte eine erste Chemo Sequenz mit Gemzar : ohne jede Wirkung.

Im Herbst 1999 begann eine Kombi Chemo (Cisplatin und Doxurubicin). Nach 4 Zyklen leichte Rückbildung der Pleura-Schwarte, danach keine weitere Verbesserung. Anfang März 2000 stellte man die Chemo ein. Nach Absprache mit dem onkologischen Chefarzt waren wir VORHER darauf hingewiesen worden, dass eine derartige Chemo nur eine Chance von 40:60 bietet, dass sie anschlägt.

In einer Patientenverfügung hatte meine Frau bereits 1996 verfügt, keine unnötigen lebenserhaltenden Maßnahmen zu ergreifen, sondern lediglich schmerzfrei bleiben zu wollen. Ferner hatte Sie mich etwa ein Jahr vor Ihrem Tod gebeten, im längeren Leidensfalle in ein Hospiz gehen zu wollen.

In den Pfingstferien 2000 (eine Woche vor ihrem Tod) bekam sie Morphine. Die Morphine setzten bei Ihrer immer größer werdenden akuten Atemnot den Reflex herab atmen zu müssen und hielten sie schmerzfrei.

Pfingstdienstag kam sie in eine Hospiz, in dem sie anderthalb Tage später friedlich entschlief.

Das Mesotheliom ist eine sehr heimtückische Krankheit, die vor allem Asbest-Exponierte bekommen, durch Umwelteinflüsse sind aber auch NICHT Asbest-Exponierte betroffen. Die Zeit von der Aufnahme von Asbestfasern bis zum Ausbruch der Krankheit kann bis zu 50 Jahre dauern.

Ich biete dir an mich ggf. auch unter momo07@freenet.de anzumailen.

Shalom

Geändert von shalom (28.06.2006 um 08:34 Uhr)
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