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Alt 09.01.2014, 22:42
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KathiT KathiT ist offline
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Standard Verloren oder doch gewonnen?

Nun habe ich leider auch meinen lieben Papa an diese schreckliche Krankheit verloren.
Alles fing damit an, das mein Papa immer mehr abgenommen hat. Natürlich ist er nicht sofort zum Arzt gegangen, sondern erst nach ca. 3 Wochen. Es folgte eine Einweisung ins Krankenhaus. Am 15.03.2013 bekam er die niederschmetternd Diagnose: Speiseröhrenkrebs, T3 N1 M1.
Die Lebenserwartung laut Ärzte: Keine 10 und keine 5 Jahre mehr.
Meine Schwester konnte nicht mehr und musste den Raum verlassen, aber ich konnte doch meine lieben Eltern nicht alleine lassen. Ich blieb drin.
In diesem Gespräch entschieden sich mein Papa für eine Chemotherapie und war sehr optimistisch. "Das schaffen wir schon"
Die erste Chemo war noch im Krankenhaus die weiteren ambulant. Er hat sie gut vertragen, auch die weiteren bekamen ihn gut. Er ist sogar zur ambulanten Chemo mit der U-Bahn gefahren und zurück. Ich war so stolz und optimistisch. Er war so voller Leben und so aktiv.
Nach den 7 Zyklen sollte er zur Kontrolle ins Krankenhaus.
Ergebnis: Der Haupttumor ist nicht gewachsen, aber auch nicht geschrumpft.
Einige von den Metastasen sprechen auf die Therapie an und sind rückläufig.
Weiter Chemo ist angesetzt.
Langsam baute er ab. Es war soweit, das er über den Port ernährt werden musste. Er wurde immer schwächer. Im November konnte er nur noch mit Hilfe aufstehen und sich mit einer Gehilfe fortbewegen. Er gibt sich auf.
"Was soll der ganze scheiß" Wir waren am Boden zerstört.
Ende November gingen die Besuche in der Onkologie nur noch mit Krankentransport. Er war zu schwach, hatte Wasser in den Beinen und ist sogar schon vor der Tür gestürzt.
Am 02.12.2014 bekam er seine dritte Bluttransfusion. Am 05.12.2013 ist er früh morgens zusammengebrochen. Meine Mama hat durch das ständige helfen beim aufstehen schon Rückenschmerzen gehabt und ist allgemein nicht die stärkste Person - sie schaffte es nicht ihm hoch zu helfen. Nur gut das ein paar Minuten später schon der Pfleger kam (der die Portnahrung abmacht) und ihn ins Bett brachte. Der Pfleger hat meiner Mama dazu geraten ihn mit einem Krankenwagen abholen zu lassen. Nach ner halben Stunde rief sie den Krankenwagen. Der Notarzt: Verdacht auf Lungenentzündung. Es folgte eine antibiotische Behandlung und ein Gespräch.
Fazit: Papa soll ins Hospiz.
Meine Mama schafft die Pflege körperlich nicht und ich hab einen 4. Monate alten Sohn. Also rief ich unsere Hospiz in der Nähe an.
Vorübergehend soll er in die Kurzzeitpflege. Ich hätte es doch auch gemacht, aber es ging nicht
Am 23.12.2013 kam er in die Kurzzeitpflege. Er war schwach, aber trotzdem wollte er aufstehen und sich bewegen. Es ging nur nicht mehr. Er schlief fast nur noch.
Am 24.12. waren wir alle nochmal da. Jetzt konnte er nach langem seinen kleinsten Enkel sehen. So herzlich lachend habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Es war so schön. Danach war er wieder müde und schlief ein.
Am 25.12. war ich nicht da, da es für ihn den Tag vorher zu anstrengen war.
Um 19:30 Uhr am 25.12.2013 ist er dann friedlich eingeschlafen.
Ich wär so gern bei ihm gewesen. Aber er war nicht der Typ dafür.
Er hat aber nicht gegen den Krebs verloren. Er hat gewonnen, denn er hat keine Schmerzen mehr.
Er fehlt mir so sehr und ich möchte ihm immer noch so vieles sagen und erzählen.

Das war jetzt leider ziemlich lang und trotzdem hab ich versucht mich kurz zu halten.
Lieben, stillen Gruß Kathi

Euch alles viel Kraft und nur das beste.
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Auf ewig geliebt...
Papa 08.10.1948✨25.12.2013 Speiseröhrenkrebs ED 04/2013
Mama 19.01.1957✨02.04.2021 Gallengangskarzinom ED 09/2019 Rezidiv 08/2020
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