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Alt 29.07.2019, 16:09
schribsel schribsel ist offline
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Registriert seit: 28.07.2019
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Standard AW: Meine große Liebe - mein Herzmensch hat es geschafft

Liebe Letti (und alle anderen),

ich bin auf dieses Forum (im Allgemeinen) und diesen Thread (im Besonderen) gestoßen, weil mich meine eigene Depri und Verzweiflung hierher geführt haben.

Meine Verena ist mir am 15.3. nach wiederholter Erkrankung an Leukämie endgültig genommen worden. Nach einer Ersterkrankung vor 7 Jahren und einer ganz schweren und schier endlosen Chemobehandlung von knapp 1 1/2 Jahren Dauer schien sie die Krankheit überwunden zu haben. Ihr neu gefundenes Leben hat uns in der Folge die unbeschwerteste und schönste Zeit unserer 20-jährigen Beziehung beschert - bis Dienstag nach Ostern letztes Jahr, als uns nach einer Untersuchung ein gänzlich unempathischer Anruf aus der Klinik eröffnete, dass die Krankheit zurück gekommen ist, und wir wieder im Tal der Tränen gelandet sind.

Es war schnell klar, dass eine Stammzellen-Transplantation die letzte Chance war. Und wieder schöpften wir Hoffnung, als sich ihre Schwestern als geeignete Spender herausstellten, und der Körper die Zellen auch tatsächlich anzunehmen schien. Aber es hat nicht sein dürfen. Ihren verzweifelten Kampf hat sie doch nicht mehr gewinnen können, da die Krebszellen sich verändert hatten und die Behandlung so letztendlich ins Leere lief.

Auf der einen Seite bin ich froh, dass sie nicht länger leiden musste, denn es war ganz furchtbar, das im Prinzip ohnmächtig miterleben zu müssen. Auf der anderen Seite ist ihr Verlust ist für mich so unbeschreiblich immens, dass mein eigenes Leben komplett aus den Angeln gehoben ist. Genauer gesagt empfinde ich es ohne sie nicht mehr als Leben, sondern nur noch als eine Qual. Für sie da sein und mein Leben mit ihr teilen zu dürfen, das war mein Lebensinhalt. Wir waren so sehr in tiefer Liebe miteinander verbunden und kannten uns gegenseitig so gut wie sonst niemand. Wir beide waren uns gegenseitig weitestgehend genug und hatten trotz magerer Finanzlage noch soviel vorgehabt.

Jetzt stehe ich vor dem großen Nichts, denn so etwas wie einen neuen Lebensentwurf kann ich nicht sehen. Meine 2 Therapeuten haben alle Hände voll mit mir zu tun, aber obwohl ich manchmal zwei Schritte vor und einen zurück mache, fühle ich auch immer wieder, dass es mitunter nach einem Schritt vorwärts wieder zweie zurück geht.

Nachdem ich jetzt doch recht ausführlich meine Geschichte erzählt habe, möchte ich Dir, Letti, aber auch Euch, Tita und Simone (und wer auch immer sich angesprochen fühlt) einfach sagen, dass ich froh bin, dieses Forum und Eure Posts hier gefunden zu haben. Zu sehen, dass das Schicksal Andere genauso oder ähnlich getroffen hat, ist wie Ihr sicher auch erfahren habt, nur ein geringer Trost. Aber es tut mir dennoch gut, zu wissen, dass ich in meiner Trauer, meiner Ratlosigkeit und meiner Verzweiflung (manchmal falle ich so tief, dass ich wirklich nicht mehr weiß, wie lange ich das noch ertragen kann) nicht alleine bin. Und es stimmt, was Clea angemerkt hat: Schreiben hilft, und auch die Möglichkeit, genau das hier getan haben zu können, hilft mir zumindest wieder mal ein bisschen.

Auch wenn ich kaum tröstliche Worte finden kann, so möchte ich Euch wenigstens ein dickes "Dankeschön"sagen - für Eure Posts, für Eure Offenheit, für die Möglichkeit mich mit Euch identifizieren zu können und mich Euch zu offenbaren, und für das Gefühl, mit Euch in gewissem Sinne im gleichen Boot zu sitzen. Vielen, vielen Dank und alles nur erdenklich Gute!

Ganz herzliche Grüße
Martin

p.s. Vielleicht kann dem Einen oder der Anderen unter Euch dieses Buch auch eine kleine Hilfe sein: Ines Gillmeister "Rock den Himmel, mein Held - Der Krebs hat sich meinen Mann geholt . . ."; Eden 2019.
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