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Alt 12.09.2006, 16:43
susaloh susaloh ist offline
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Standard AW: GeparQuattro Studie

Hallo Tina,

in gewisser Weise hat er recht, der Arzt, weil dein Tumor nicht ganz so riesig ist. Ein "mittelgroßer" Tumor wie deiner ist ja in vielen Fällen gut brusterhaltend zu operieren und man hätte dann, FALLS die Lymphknoten nicht befallen WÄREN, tatsächlich vielleicht eine weniger harte Chemo wählen KÖNNEN, das stimmt schon. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass auch bei dir schon Lymphknoten befallen sind, weiß keiner, aber angeblich streuen die Tumoren ja schon kräftig wenn sie zwischen 0,5 und 1 cm groß sind. Ist dein Tumor G3, bist du Her2neu positiv? In beiden Fällen ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auch adjuvant eine radikale Chemo verordnet bekommen hättest.

Die neoadjuvante Therapie ist so praktisch für die Wissenschaft, wenn es um die Erforschung von Wirkung und Dosierung von Medikamenten geht. Und da es laut Stand der Wissenschaft ja vom Endergebnis her egal zu sein scheint, ob neoadjuvante oder adjuvante Chemo, wird es halt gern so gemacht, denn niemand kann letztendlich beweisen, ob du in deinem individuellen Fall jetzt übertherapiert worden bist oder nicht. Zu dieser Vorgehensweise (Patientinnen mit kleineren Tumoren in Studien mit neoadjuvanter Chemotherapie zu nehmen) gibt es kritische Diskussionen in der Wissenschaft (dazu habe ich erst kürzlich was gelesen).

Aber mir persönlich, muss ich sagen, ist es ganz recht, wenn MEIN Tumor scharf angegangen wird, schärfer als es die Statistik vielleicht verlangt, denn es ist mein Leben, um das es hier geht! Das ist Punkt 1. Punkt 2: Denk an das Xeloda, das ist ein wirklich sehr wirksames Mittel mit wenig Nebenwirkungen, das nur halt zufällig noch nicht für die Primärtherapie zugelassen ist, weil man immer bei den schlimmeren Fällen anfängt mit dem Ausprobieren und der Zulassung. Die Willkür des Zulassungsgesetzes würde also normalerweise verhindern, dass du in den Genuss dieses Mittel kämest. Da bin ich dann auch gerne Versuchskaninchen, wenn damit diese Hürde umgangen wird. So berechnend sehe ich das, ich bin letztlich hinter der besten Therapie für meinen individuellen Fall her, der Rest ist mir egal! Schließlich noch Punkt 3, auch eine sehr persönliche Sache: ich würde es immer vorziehen, zu SEHEn was passiert, wie und ob die Chemo wirkt, was ja nur bei der neoadjuvanten CHemo geht, auch wenn ich dafür vielleicht ein bischen zuviel Chemo abbekomme!!

Davon abgesehen, irreparable Schäden habe ich zumindest nicht davongetragen von der Chemo, bilde ich mir jedenfalls ein. Jetzt, noch keine 8 Wochen nach der letzten Chemo, kann ich schon absehen, dass ich bald wieder so fit wie vorher sein werde. Die kaum erwähnenswerten Problemchen, die ich noch so habe, sind größtenteils auf die abrupt eingetretenen Wechseljahre zurückzuführen bzw. noch Folgen der OP. Wie meine Leber, Nieren, etc aussehen, weiß ich natürlich nicht, aber ich fühle mich eigentlich gesund und munter in meinem Körper. Auch mein Immunsystem hat nicht wirklich gelitten, meine Theorie: in Arm B bekommt man ja 25% weniger Taxotere als normalerweise, das ist m.E. für das Immunsystem vorteilhaft. schon vier Wochen nach der letzten Chemo hat es bei einer Infektion völlig normal reagiert, mit tüchtiger Leukoproduktion. Die von den Kindern inzwischen eingeschleppten Erkältungen hat es auch locker abgefedert. Das hätte natürlich auch anders laufen können, aber das ist das Risiko, das ich bereit war/bin einzugehen, in der Hoffnung, den Krebs für immer oder möglichst lange los zu werden!

Liebe Grüße
Susanne
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