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Alt 04.05.2010, 19:05
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Registriert seit: 18.07.2006
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo meine Lieben,
mich gibt es noch. Ich habe mich nicht gemeldet, weil ich ein beschäftigtes Studentenleben gelebt habe (Diplomvortrag von einer Freundin anhören+Feier; Stipendiatentreffen, Stipendiatenseminar in einer anderen Stadt übers Wochenende). Jetzt bin ich erstmal platt.
Ich habe wohl kein Kaliummangel. Beim nächsten Blutabnehmen wird der Schildrüsenwert getestet, der wohl im Krankenhaus schon komisch war. Ich wurde da nicht so mit ins Schildrüsengespräch einbezogen. Habe also keine Ahnung.
Mir geht es richtig gut, außer der Müdigkeit und Schmerzen beim Stuhlgang. Habe ich schon länger mehr oder weniger. Jetzt sind die Schmerzen immer beim Stuhlgang da und ich hocke stöhnend und blutend auf der Toilette. Deswegen bin ich auch nicht mit dem Immunsupressivum runtergegange, obwohl mein Arzt das meinte. Noch mehr Angriff auf meine Schleimhäute wäre gerade nicht gut.
Heute ist eine andere Patientin meiner Psychologin am Tumor verstorben. Ich hatte sie bei der Trauerfeier der Psychoonkologin und der darauf von uns organisierten Malausstellung kennengelernt. Deswegen hat mich heute meine Psychologin, bei der ich seit Wochen nicht war, angerufen. Ihr sei die Endlichkeit des Lebens bewusster geworden. Auf Grund dieser Erkenntnis meint sie, ich soll meinen Vaginismus durch einen körperlichen Ansatz bewältigen. Dieser Ansatz überzeugt mich, doch kostet er sehr viel und ist mit einem zweiwöchigen Aufenthalt an einem anderen Ort verbunden. Ich weiß also auch nicht wie ich das meinen Eltern erklären soll.
Sicherlich ist es bescheuert dies mit 26 nicht zu machen, nur weil man nicht weiß wie man es den eigenen Eltern erklären soll.
Sie meinte, ich soll jetzt für mein Glück sorgen und es nicht ewig rausschieben. Donnerstag habe ich noch einen Termin bei einem Sexualmediziner, aber die Charite geht das Ganze wohl nur psychologisch an. Die Psychologie hat auch ihre Grenzen. Ich habe ein Buch über den körperlichen Ansatz meiner Psychologin ausgeliehen und es scheint sie ja, obwohl sie die Dinge psychologisch angeht, ja anscheinend überzeugt zu haben. Sie meinte, ich soll da bitte hinfliegen.
Ja, ich sollte das nicht ewig rausschieben.

Für die verstorbene Patientin wird es jetzt eine Trauerfeier bei meiner Psychologin geben zu der alle von der letzten Trauerfeier eingeladen sind. Irgendwie eine komische Tradition. Ich würde als Psychologin meine Patienten nicht über den Krebstod einer anderen Patientin informieren, wenn es nicht notwendig wäre. Ich hatte außer ein paar Gespräche nicht viel mit der verstorbenen Patientin zu tun und ich finde es seltsam, dass ich da jetzt sofort informiert wurde.

Ich hoffe, es geht euch (soweit in den Rahmenbedingungen möglich) gut!
Alles Gute
Eure Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20

Geändert von Kerstin22 (04.05.2010 um 19:54 Uhr)
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