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Alt 05.08.2013, 11:18
MarMi MarMi ist offline
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Standard AW: Neue Therapie und 1000 Fragen

Hallo Birgit und alle anderen!
Wie angekündigt, wollte ich ja heute nochmal weiterschreiben. Also, mein Tumormarker liegt bei 9! Puh, ich bin ja sowas von erleichtert nach dem ganzen Hin und Her um meine Leber und den Auffälligkeiten da drin. So wie es aussieht, kann ich wirklich ein Plädoyer zugunsten von Avastin halten! Die Ausgangslage war bei mir aber wahrscheinlich auch sehr gut, R0 operiert beim Rezidiv. Die Chemo (Carboplatin und Gemcitabine) hab ich dann ja noch ohne Avastin bekommen, erst bei der allerletzten lief Avastin mit. Ich denke, dass ich deshalb auch kaum Nebenwirkungen verspüre, eigentlich sogar gar keine. Die kleinen Miniwehwehchen hat man mit 52 garantiert auch so. Ich hab das aber auch schon öfter gelesen, dass Avastin Mono diese schlimmen Nebenwirkungen nicht verursacht. Also ich kann an dieser Stelle nur jede von euch, für die Avastin in Frage kommt, zu ermutigen, dafür zu kämpfen! Es ist ohne große Nebenwirkungen eine echte Chance.
Aber trotz der guten Ergebnisse beschäftigen mich noch einige Fragen. Ich komme irgendwie nicht damit klar, dass ich außer Avastin nichts mache, um den Kampf gegen das Krebsbiest zu gewinnen. Vor dem Rezidiv habe ich Mistel gespritzt, hat aber offensichtlich nicht wirklich was genützt. Außerdem hält Prof. d.B. nichts davon, warum nicht, hab ich leider vergessen. Seine Naturheilkundeärztin Frau Dr. C. dagegen meint, wenn ich das Gefühl hätte, dass mir Mistel guttut, solle ich das ruhig weitermachen, der Prof. wäre eben schulmedizinisch ausgerichteter Wissenschaftler, der im Wesentlichen an studiengesicherte Fakten glaubt. Ich bin mir aber echt unsicher, ob das nicht vielleicht doch schaden kann, also hab ich es nach dem Rezidiv erstmal gelassen. Wenn eine von euch Zeit und Lust hat, etwas dazu zu schreiben, würde ich mich freuen.
Ein nächstes bisher unbearbeitetes Thema ist bei mir die Darmsanierung. So richtig weiß ich gar nicht, was das sein soll. Ich hab eine lang Zeit Brottrunk "genossen", laut Dr. C. soll man aber diese ganzen Maßnahmen nicht länger als 3 Monate durchführen, danach müsse man dem Körper die Chance geben, sich wieder selbst zu regulieren. Ich hab dann noch unregelmäßig Tabletten zum Aufbau der Darmflora genommen und das wars.
Nächstes Thema: In letzter Zeit habe ich von verschiedenen Leuten gehört, dass Hyperthermie auch in Phasen, in denen der Tumor gerade Ruhe gibt, günstig sein soll. Hat irgendjemand damit Erfahrung? Das soll mit gutern Erfolgen in Bochum angeboten werden, also ganz in der Nähe.
Dann hatte mir meine Gynäkologin vor einer ganzen Weile ein hoch dosiertes Vitaminpräparat empfohlen, was ich aber irgendwie auch nur suboptimal finde, weil da auch Eisen drin ist. Hab mehrfach gelesen, dass Eisenpräparate nicht günstig für das Tumorwachstum sind.
Es ist alles nur Halbwissen, was ich da so angesammelt habe. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, wenn ich noch irgendwas tun würde, dann würde ich gleichzeitig (eigentlich sogar auf die für mich einzig wirksame Art) gegen diese furchtbare Angst angehen. Psychologisch bin ich eigentlich ganz gut bei meiner Heilpraktikerin aufgehoben. Ich habe mal eine Zeitlang die Psychoonkologin in Essen in Anspruch genommen, aber ich glaube, das brauche ich im Moment nicht so dringend.
Vielleicht sollte ich auch weiterhin ganz einfach nichts machen. Und mich freuen, dass es im Moment so gut läuft. Aber irgendwie ist es bei mir so, dass ich gerade in "guten Zeiten" unglaublich Energie entwickle, mich für "schlechte Zeiten" zu wappnen.
Ach ja, noch eine letzte Frage: ist es klug, für den Fall, dass die Zysten in meiner Leber tatsächlich mal vom "rechten Weg abkommen" und sich in Metastasen umwandeln, darauf zu vertrauen, dass Prof. d.B. dann DEN super Kollegen kennt, der sich der Dinger annimmt?
Oh Mann, ich merke gerade, dass ich überhaupt nicht wieder runterkomme wegen der auffälligen Zyste, und das trotz der Entwarnung durch den super Tumormarker. Ich sollte mich schämen, euch hier mit so einem Pillepalle zu belästigen. Wenn ich an die viiieeel schlimmeren Geschichten hier denke, sollte ich mich doch eigentlich in Demut vor meinem im Moment super funktionierenden Körper verneigen!
Nur noch ein kleines Miniproblemchen, was einem aber den Alltag manchmal echt erschwert: wie macht man seiner Familie klar, dass man nicht nur, weil man jetzt Rentnerin ist, zur allzeit bereiten Superhausfrau mutiert. Nur ein kleines Beispiel aus meinem Familienchaos: während ich zur Reha weg war, hat sich hier Wäsche aufgetürmt, dass man Alpträume bekommen könnte. Ich habe unter anderem 67 !!! Handtücher in der Waschküche vorgefunden, wusste gar nicht, dass wir so viele überhaupt besitzen! Und das ist nur stellvertretend für den Rest des Haushalts zu sehen. Ich bin es soooo leid, das immer mit der ach so blöden Pubertät zu entschuldigen. Ich glaube zwar, dass der Fehler im Wesentlichen an meiner "Erziehung" liegt, ich freue mich einfach immer, wenn meine Kinder ein normales Leben mit vielen Verabredungen führen und so die bedrückende Situation um das Krebsgespenst herum vergessen. Aber andererseits geht es so auch nicht, ich schaffe es einfach nicht, den ganzen gesamten großen Haushalt alleine zu bewältigen. Dass mein Mann im Haushalt echt für nahezu nichts zu gebrauchen ist, muss ich nicht erwähnen, oder? OK, es ist seit nun fast 25 Jahren bei uns auch eher "klassisch" organisiert, er ist für Finanzen, Steuern, Reparaturen etc. zuständig, ich für den Haushalt, das sind schon sehr eingefahrene Strukturen. Und trotzdem, ich bin manchmal so wütend, dass hier niemand für nötig hält, mir mal über das normale Pubertistenniveau hinaus vielleicht mal die ein oder andere Hausarbeit abzunehmen.
So, jetzt hab ich mich aber genug "ausgekotzt". Nochmal eine ganz große Entschuldigung an alle die von euch, die im Moment echt größere Probleme haben als ich!
Liebe Grüße und noch eine sonnige Woche,
Marietta
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