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Alt 13.08.2004, 13:04
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Standard Vater rastet völlig aus! Was sollen wir nur tun?

Hallo Manuela,

ich dachte eher das du mit dieser Dame sprechen solltest. Sie kann dir Fragen beantworten und dir zur Seite stehen. Sie wird viel Erfahrung im Umgang mit Angehörigen haben, also auch mit "bockigen" Vätern. Nutze jede Hilfe die du bekommen kannst. Es gibt keine zweite Chance!

Meine Mutter war damals fünf Wochen bei uns zu Hause, vom Tag ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus bis zu ihrem Tod. Sie wollte ebenfals nicht mit einem Hospitz-Dienst sprechen, hat sich aber sehr gewünscht, das mein Vater, meine Schwester und ich das machen, weil sie wollte das wir hilfe bekommen. Mein Vater hat sich strickt geweigert, wollte davon nichts hören. So konnten meine Schwester und ich erst einen Termin mit einer Dame von Omega machen, als es fast zu spät war. Wir musten einen Abend wählen an dem mein Dad nicht da war. Meine Mutter ist am selben Abend ins Koma gefallen und zwei Tage später gestorben. Trotzdem hat mir dieses eine Gespräch sehr geholfen. Ich habe nachher auch noch einmal mit ihr telefoniert. Im nachhinein hätte ich mir gewünscht diese Unterstützung schon in den Wochen davor gehabt zu haben, als wir mit Ärzten, Krankenkasse, meinem Vater und unserer Hilflosigkeit gekämpft haben.

Ich halte ein Hospitz für eine wunderbare Einrichtung. Meine Mutter wollte gern zu Hause sterben und wir haben ihr diesen letzten Wunsch erfüllt. Das war nur möglich weil meine Schwester fast nebenan gearbeitet hat und ihre Mittagspausen ausdehnen durfte und ich noch zu Hause gelebt habe, am Schluß haben wir beide Urlaub genommen. Mein Vater hat die "Nachtschichten" und Wochenenden übernommen. Allein wäre es ihm nicht möglich gewesen, sich um meine Mutter zu kümmern. Meine Mutter hat immer gesagt, wenn es nicht mehr geht, dann bringt mich in ein Hospitz, sie wuste das es für uns nicht leicht war. Richtig "pflegen" musten wir sie nur wenige Tage, das hätten wir auch nicht länger gekonnt. Wir haben gar nicht gewust was da auf uns zukommen kann, und sind noch gut dabei weggekommen. Das war reines Glück. Kein Arzt hat uns gesagt wie es sein wird.

Zu sagen, ja ich gehe ich ein Hospitz ist auch gleichbedeutend mit, ja, ich sterbe. Es ist verständlich, das deine Mutter sich davor scheut. Vielleicht stimmt sie deinem Vorschlag noch zu, braucht aber etwas Zeit.

Ich glaube meinem Vater ging es auch weniger darum, meiner Mutter ihren Wunsch zu erfüllen, als sich selbst einzureden, das solange sie zu Hause ist noch "alles in Ordnung" ist. Als er kam und sie war ins Koma gefallen, da hat er erst begriffen, das sie wirklich sterben wird. Leider hat er sich damit auch die Chance genommen sich zu verabschieden.

Im Notfall kannst du dich von Amtswegen als "Betreuer" einsetzen lassen, wenn dein Vater offensichtlich überfordert ist und deine Mutter einverstanden, aber das ist viel Verantwortung. Auch darüber kannst du mit der Dame vom Hospitz-Dienst sprechen.

LG Tanja
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