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Alt 02.01.2009, 14:14
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
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Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo meine Lieben,

ich wünsche euch allen ein frohes neues Jahr und hoffe, ihr habt schön gefeiert.

Ich war an Silvester an Mamas Grab und habe ihr eine Kerze angezündet. Da hatte ich auf einmal eine sehr emotionale Begegnung. Aus dem Blickwinkel sah ich, dass von rechts jemand schwarz gekleidet auf mich zukam. Als ich mich umdrehte, kam die Tante meines Exfreundes. Als ich mit ihm zusammen war, starb sein Vater an einer Lungenkrankheit (am 23.11.2007). Wir waren nicht lange zusammen denn Weihnachten 2007 gingen wir getrennte Wege. Aber durch diese Tragödie war es umso intensiver. Wir waren täglich bei seiner Familie und scheinbar haben sie mich bis heute nicht vergessen. Seine Tante kam zu mir und umarmte mich. Wir haben zusammen geweint. Sie hat mich getröstet und mich gefragt, ob sie für Mama auch Kerzen anzünden darf. Sie war wohl schon öfter am Grab, hat sich aber nicht getraut, weil sie nicht wusste, ob ich das will. Mich hat es so sehr gefreut, dass diese Frau, mit der ich ja nicht lange zutun hatte, so mit mir geweint hat und sogar wusste, wo Mamas Grab ist. Die Mama von meinem Exfreund, die ja auch 15 Jahre die Arbeitskollegin meiner Mama war, kam auch zur Trauerfeier. Das hat mich alles total berührt. Die Tante meines Exfreundes sagte mir dann "In der schwersten Zeit unserer Familie warst du da. Du hast unseren Markus aufgefangen und getröstet und auch seine Mama aufgefangen. Du warst da. Und nun sind wir es dir schuldig, dass auch wir dir zur Seite stehen. Das ist das mindeste, was wir für dich tun können.". Als sie dann ging, fühlte ich mich besser. Beruhigter. Im Nachhinein kam es mir vor, als hätte Mama, als ich dort bitterlich weinend an ihrem Grab stand, mir jemanden geschickt. Ich weiss, das hört sich vielleicht verrückt an. Aber so empfand ich es. Mich hat es sehr gefreut, dass Elish (so heisst die Tante meines Ex) Mamas Foto ansah und sagte, wie schön hübsch Mama doch gewesen sei und sie diese Gene weitergegeben habe. Diese Begegnung am Grab war sehr schön. Während des sehr intensiven und emotionalen Gespräches hielt sie meine Hände. Es hat sich so beruhigend angefühlt. Wir standen beide da und haben geweint, aber es war sehr tröstend. Ich habe diese Frau immer gern gemocht. Aber dass sie so ein herzensguter Mensch ist, habe ich zuvor nicht wahrgenommen. Was ich empfunden habe während dieser Minuten am Grab, kann ich fast nicht in Worte fassen.

Ansonsten kann ich euch gar nicht sagen, wie mein Silvester war. Wir sind doch noch zu Freunden gefahren. Aber ich habe mich weder gefreut, noch war ich traurig. Es war mir einfach egal. Das ist überhaupt die Gefühlslage, die dich seit Tagen/Wochen habe. Ich bin wieder betäubt. Nur gestern Abend kam es wieder. Ich wusste schon, dass ich wohl nicht einschlafen kann, weil ich sehr viel an Mama dachte. Ich habe meinen Freund gebeten, noch etwas wach zu bleiben, wenn ich ins Bett gehe, damit ich im Hintergrund noch Geräusche habe und es nicht so still ist. Ich lag dann im Bett und habe noch mehr an Mama gedacht. An die Zeit ihrer Krankheit und eben auch an diesen 16.12.2008. Wie sie den ganzen Tag da lag und nach Luft schnappte. Wie sie ganz heiss vom Fieber war (40,5). Wie tot sich ihr Körper schon anfühlte, als ich ihre Hand nahm. Wie sie versuchte zu sprechen aber zu schwach war. Wie sie ihre Augen öffnen wollte aber auch dazu zu schwach war. Und wie ich um kurz vor halb sieben ins Zimmer kam und es einfach nur still war. Ich hörte sie nicht mehr nach Luft schnappen. Wie ich mit der Schwester am Bett stand und sie geschimpft habe, weil sie nicht auf mich gewartet hat. Und wie ich später wieder reinkam und sie mit Blumen aufgebahrt war. Wie man mir ihre Sachen mitgab und ich dann in der Dunkelheit mit ihrem Koffer und ihrer Tasche vor dem Krankenhaus stand und nicht wusste, was ich jetzt mache. Wo ich hinfahre, bei wem ich sein soll und wie es jetzt überhaupt weitergeht.

Und dann kam er wieder. Dieser Schmerz, den ich tagelang nicht mehr spürte. Alles in mir zog sich zusammen und ich weinte. Ich versuchte dennoch, den Schmerz einigermaßen zu unterdrücken, damit es nicht ganz so arg weh tut. Mir wurde schlecht und ich bekam Bauchweh. Also stand ich wieder auf, trank einen Tee und rauchte eine Zigarette. Danach startete ich Versuch 2. Es war mittlerweile 3 Uhr. Dann schlief ich 3 Stunden und war wieder wach. Vor diesen Nächten habe ich immer so Angst. Die Nächte, in denen ich nicht betäubt bin.

Traurige Grüße


Susanne
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Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM

Geändert von Susanne85 (02.01.2009 um 14:18 Uhr)
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