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Alt 11.10.2010, 11:17
vis_a_vis vis_a_vis ist offline
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Standard AW: Gedanken einer Angehörigen

Hallo und Guten Morgen...

@GreenEye1972
Danke für deine aufmunternden Worte und das Verständnis der Außenstehenden und selbst anderenorts "mittendrin" Befindlichen.
@Zippe, Karolinchen und Claudia1982 danke für die Ermutigung, hier die Gedanken niederzuschreiben.

Das miteinander Reden wird eben immer mehr zum Kraftakt. Und genau da liegt der Punkt. Wie du gelesen hast, ist meine Frau kein Pflegefall, dennoch durch die drei verschiedenen „Krebse“ natürlich auch psychisch am Boden. Die körperliche Schwäche kommt vom myelodysplastischen Syndrom (früher mal Präleukämie genannt). Transfusionsabhängigkeit, Eisenüberladung und permanente Müdigkeit. Meine Frau war immer sehr aktiv, arbeitete bis zum Renteneintritt in einer Schule für Körperbehinderte als Erzieherin und will sich auch durch die Krankheiten nicht unterkriegen lassen. Soweit ist das normal und ihr gilt mein totaler Respekt.

Der Kampf gegen die Krankheit richtet sich zuweilen recht intensiv nach „innen“ und da gibt es quasi kein Ausweichen. Da wir beide, meine Tumorerkrankung mitgerechnet, seit 12 Jahren „krebserfahren“ sind, hat sich die Situation logisch auch immer wieder neu aufgeschaukelt. Ich selbst bin seit knapp zwei Jahren in psychiatrischer Behandlung wegen Depri und nehme fleißig mein Cipralex. Mein Doc. versucht mir immer wieder die Situation zu erklären, weiß aber, dass es eine wirkliche Lösung nicht gibt. Er meint, für das Verhalten schwerkranker Menschen gibt es zwei Theorien die teils bösartige, zornige und wütende Ausstrahlung betreffend: Einerseits giftet der Kranke, um den Gesunden „den Abschied“ zu erleichtern, fühlt sich an allem schuld, will den anderen „vertreiben“. Die zweite Sicht ist, dass der Kranke spürt, dass er gegen die Krankheit verliert, seinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hat und deshalb sein Ventil nach außen, also in das Umfeld entlädt.
Beides erscheint logisch. Regeln für geordneten Umgang damit gibt es nur insofern, dass man das akzeptiert.
Nun können sich „erwachsene Kinder“ in Spannungsmomenten von ihren Eltern räumlich entfernen, um dann immer wieder zum Beistand, zur Hilfe und Unterstützung zurückzukehren, aber das geht in einer Partnerschaft eher nicht. Klar kann man mal davonlaufen, um alsbald wieder zu kommen. Neben emotionalen Aspekten spielt auch die Ratio eine Rolle, vom schlechten Gewissen, wie hier oft geschrieben, ganz zu schweigen.
Ungeachtet dessen ist es zumindest ein gutes Gefühl, nicht allein an solch einer bösen Front mit ungleichen Gegnern zu kämpfen. Ich werde mich immer wieder mal hier äußern, packe aber die Regelmäßigkeit im Mom nicht. Mal reinschleichen ins Forum, fix lesen und verschwinden, das ist machbar.
So nun wünsche ich euch allen ein munteres „Kopf steif und Ohren hoch“ oder andersrum, wem das besser gelingt und viel Sonne im Herzen und für den Tag. Dinge die morgen passieren, können wir eh erst morgen entscheiden

LG vis_a_vis
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