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Alt 29.07.2008, 21:59
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fee-morgana fee-morgana ist offline
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Standard AW: Abschied auf Raten

Hallo Angie!
Gut zu hören, dass es deinem Vater "relativ" gut geht.
Mein Vater bekommt derzeit nur Schmerzmittel. Welche weiß ich aber gar nicht genau. Die Chemo mit Gemcitabin hat er nur einmal bekommen. Jetzt halten es die Ärzte für zu belastend. Es wird auch nichts mehr nützen, da der ganze Bauchraum voller Metastasen ist. Leider.

Man ist wirklich dankbar, wenn es nicht von Tag zu Tag schlechter wird. Man genießt die Stunden, die man miteinander hat und es fallen einem Dinge ein, die man vorher übersehen hat.
Im Moment denke ich so häufig an den verschmitzten Blick, der so typisch für meinen Vater ist und mit dem er mich sogar bei meinem letzten Besuch noch bedacht hat. Immer wenn ich meinen Jüngsten sehe - der ebenfalls blaue Augen hat und es faustdick hinter den Ohren - sehe ich ihn. Stille Wasser sind manchmal ganz besonders tief und ein Engelsgesicht kann ein ziemliches Schlitzohr sein Oder wenn meine Tochter wieder einmal ihren staubtrockenen Humor an den Tag legt, mit dem sie ihre Lehrer gelegentlich ziemlich nervt.
Es ist schön zu sehen, dass an dem Spruch "Irgendwas von dir bleibt hier" doch etwas Wahres dran ist.

Derzeit ist er noch im Krankenhaus. Es geht ihm nicht besonders gut. Er bekommt schlecht Luft und laut meiner Mutter baut er körperlich immer weiter ab. Wenn er mit mir telefoniert, dann nur sehr, sehr kurz. Mehr schafft er einfach nicht. Ich werde am Freitag oder Samstag wieder hinfahren. Diesmal sind Ferien und ich nehme alle Kinder mit. Vielleicht wird er bereits am Wochenende in ein Hospiz verlegt. Ich hoffe es sehr, denn zu Hause - so wie meine Mutter gehofft hatte - wäre es für alle Beteiligten nicht gut. Auch Mama braucht zwischendurch ein wenig Ruhe. Immerhin ist auch sie schon 80 und gesundheitlich zwar stabil, aber eben doch nicht mehr die Jüngste.

Meine Gefühle schwanken nach wie vor von Tag zu Tag und von Stunde zu Stunde. Es ist nicht schön, so weit weg zu sein. Andererseits bin ich froh, dass ich nicht ständig darüber nachdenken muss, sondern mich ablenken kann. Häufig gelingt es mir, aber eben nicht immer.
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Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(A. Schopenhauer)

Geändert von fee-morgana (29.07.2008 um 22:02 Uhr) Grund: Dreckfuhler
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