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Alt 31.07.2005, 19:03
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Standard Kann mir vielleicht jemand helfen?

Liebe Martina,

heute antworte ich Dir einmal hier. Ich verstehe Dich und hätte genauso gehandelt wie Du - nämlich Deine Frage hier herein gesetzt und nur hier.

Bei meinem Papa hieß es auch er wird ersticken. Davor hatte ich schreckliche Angst,wie Du, wie jeder in der Situation. Die Ärzte sagten sie würden ihm genügend Mittel geben, doch hat mich das nicht wirklich beruhigt.

Papa war in einem Heim. In den letzten zwei Tagen seines Lebens erhielt er neben den hoch dosierten Opiaten eine Spritze (ich glaube alle 8 Stunden). Diese Spritze soll zusätzlich schmerzstillend, entkrampfend und beruhigend sein. Papa döste die ganze Zeit.Bevor er starb öffnete er die Augen, schüttelte unwahrscheinlich kräftig meine Hand, formte seine Lippen zu einem Kuß, ich legte die Arme um ihn, küßte ihn und er starb.

Ich möchte Dir aber auch vom Sterben meiner Mama erzählen. Es war ein Erlebnis, das nicht nur mir half sondern einigen Menschen die großen Kummer hatten WIE ihre Lieben starben.

Drei Tage bevor Mama starb, starb sie beinahe. Die Ärzte, die Schwestern meinten das und ich, ich hatte ja nicht so viele Erfahrungen mit Sterben und Tod,ich glaubte das auch. Es war einfach schrecklich, sie lag da mit geöffneten Augen ohne einmal zu blinzeln und sie röchelte. Dieses Röcheln war furchtbar. Ich war verzweifelt, daß sie so schrecklich sterben muß.
Nach einigen Stunden kam sie wieder zu sich, war auch geistig völlig da, ging auf die Toillette, trank etwas und machte sogar einige ihrer trockenen Bemerkungen.

Am nächsten Tag meinte sie, ach wär ich doch gestorben. Ich fragte sie, Mama wie war es gestern? Und sie sagte, da war gar nichts, ich hatte keine Schmerzen, keine Angst, von weiter Ferne nahm ich dich wahr, es war alles gut. Ich sagte, aber Mama du hast so geröchelt, du hast keine Luft bekommen. Und sie sagte, wirklich, das hab ich gar nicht bemerkt.

Es weiß ja keiner von uns wie es wirklich ist beim Sterben, aber es kann sein, daß wir manches anders empfinden wie der Sterbende.

Liebe Martina ich wünsche Wolfgang eine gute Sterbestunde wenn es soweit ist. Das wünschen sich Leute bei uns am Land noch immer und erst jetzt, wo ich selbst älter bin, weiß ich, daß es ein guter, wichtiger Wunsche für jeden ist.

Ich umarme Dich
Briele
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