Thema: Sterbehilfe
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Alt 12.10.2014, 20:48
Lella Lella ist offline
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Standard AW: Sterbehilfe

Hallo zusammen

Ich habe mich erst heute hier im Forum angemeldet, vorher aber schon lange mitgelesen, auch euren Beitrag zum Thema Sterbehilfe... Ich habe die Fernsehdiskussion, der die Diskussion ausgelöst hat, nicht gesehen.

Aber ich komme aus der Schweiz, also aus einem Land, in welchem die Sterbehilfe legal ist. Es gibt hier zwei grosse Organisationen (exit und dignitas), welche Sterbehilfe anbieten.

Trotz der Legalität wird das Thema aber auch hier sehr kontrovers diskutiert, viele Stimmen fordern immer wieder ein Verbot dieser Organisatinen, oft wird dabei auch der Vorwurf des "Geschäfes mit dem Tod" laut. Es ist aber auch nicht so, dass hier jeder Mitglied einer solchen Organisation ist oder diese Art, aus dem Leben zu scheiden, für sich auch effektiv in Betracht zieht. Ich kenne nicht mal vom Hörensagen, jemanden der Mitglied ist, und mir ist persönlich auch niemand bekannt, der jemanden kennt, der diese Art von Freitod genutzt hat. Die gesetzlichen Hürden sind ziemlich hoch, ganz so einfach kann man nicht einfach aus dem Leben gehen.

Ich habe mir auch gerade mal die Zahlen der Sterbehilfeorganisation "Exit" angesehen. Diese Organisation hat 75'000 Mitglieder. Da sich darunter auch Ausländer befinden, sind dies weniger als 1% der Schweizer Bevölkerung. Pro Jahr gehen 2000 Anfragen zur Freitodbegleitung ein, 600 davon werden bewilligt, 450 Menschen sterben jährlich mit Hilfe von "Exit". Darunter aber eben auch Ausländer... Ich möchte damit nur sagen, auch in einem Land, in dem die aktive Sterbehilfe legal ist, wird sie nur äusserst selten in Anspruch genommen...

Ich kann den Einwand von Simi nachvollziehen. Dennoch ist dieser Druck hier eigentlich kein Thema. Die Dienste von Sterbehilfeorganisationen dürfen z.B. in Krankenhäusern nicht in Anspruch genommen werden. Auch Angehörige dürfen darüber ja nicht entscheiden. D.h. Der Betroffene muss eigentlich sehr "früh" entscheiden, ob er Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte oder nicht. Dazu muss er aber noch selbst entscheidungsfähig sein. Danach folgen auch noch medizinische und psychologische Abklärungen, also heute anrufen, morgen sterben, das geht nicht. Wer auch nicht schon jahrelang Mitglied ist, wird nicht prioritär begleitet und muss einen hohen Beitrag selbst tragen.

Trotz legaler Sterbehilfe laufen hier bei uns gerade riesige, sehr teure, nationale Projekte zur Palliativversorgung (die Schweiz ist diesbezüglich noch ein Entwicklungsland). Auch seitens Politik ist also kein Druck spürbar.

Ich persönlich denke, dass es jedem selber überlassen sein soll, wie er aus dem Leben scheiden möchte. Und wenn sich jemand für einen Freitod entscheidet (was sicherlich keine einfache Entscheidung ist), dann ist es sicherlich humaner, dies unter professionneller Begleitung zu tun, als sich vor den Zug zu werfen oder von einer Brücke zu springen. Für den Betroffenen selbst, für die Angehörigen und auch für alle Zugführer und Strassenreiniger...

Ich denke, Sterbehilfe ist ein sehr heikles und ernstes Thema, ich denke auch, dass es dazu keine richtige oder falsche Meinung gibt, jeder Aspekt hat seine Wahrheit. Leider eignet sich das Thema aber auch zu gut für reisserische Diskussionen und wird von profilierungssüchtigen Politikern genutzt, mit dem Schüren von menschlichen Urängsten aud Stimmenfang zu gehen.

Liebe Grüsse aus der Schweiz
Lella
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