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Alt 31.10.2004, 11:27
Gast
 
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Standard Nierenkrebs-Operation-Dialyse-Wer hat Erfahrung

Liebe Julia,

um die ausreichende Funktionsfähigkeit der Niere( n ) feststellen zu können, genügt es NICHT, nur das Serum-Kreatinin zu bestimmen ( viel zu ungenau! ). Hier MUSS ein Kreatinin-Clearance bestimmt werden. Der Wert wird aus 24 - Stunden - Sammelurin bestimmt und das Ergebnis gibt den Wert in Prozent Leistungskraft der Niere wieder. Natürlich wird auch das Serum - Krea bestimmt, aber das allein ist nicht aussagekräftig genug, um eine dauerhafte Dialyse bestimmen zu können. Wichtig ist an dieser Stelle auch der Kalium - Wert!!!!
Bei dauerhaft erforderlicher Dialyse ( manchmal muss nach einer solchen OP mit zu wenig Nierenleistung nur VORRÜBERGEHEND dialysiert werden )wird dem Patienten ein Shunt ( Kurzschluss zwischen Vene und Arterie ) operativ gelegt, über den er in der Woche in den meisten Fällen 3mal dialysiert werden muss ( je nach evtl. noch vorhandener Ausscheidung). Und wichtig für die Nierenleistung ist es definitv NICHT nur, ob der Patient noch Urin ausscheidet, sondern ob die Niere auch konzentriert. Man unterscheidet bei einer Niereninsuffizienz ( = wenn die Nieren nicht ausreichend gut arbeiten ) zwischen KOMPENSIERTER und DEkompensierter Insuffizienz. Der Vater Deines Freundes wird spätestens jetzt unter einer dieser beiden Formen erkrankt sein. Sollte es die erstere sein, könnte es durchaus möglich sein, dass keine DAUERHAFTE Dialyse erforderlich sein wird ( diese Form der Niereninsuffizienz nennt man übrigens auch "Niereninsuffizienz im Stadium der kompensierten Retention - nur falls das mal in irgend einem Bericht auftaucht ).
Bei einer Niereninsuffizienz ist in erster Linie IMMER ein Nephrologe hinzuzuziehen - ein Internist beschäftigt sich nicht mit so weitreichenden Spezialgebieten! ).
Mit Dialyse leben kann man schon - aber leider mit erheblichen Einschränkungen! Mehr dazu kann ich Dir berichten, wenn die Dialyse tatsächlich auf Dauer erforderlich sein wird.
Für den Moment möchte ich Euch nur dringend anraten, dem Patienten KEINERLEI kaliumhaltige Nahrung ( OBST!!! NÜSSE!!! OBSTSÄFTE!!!...) mit ins Krankenhaus zu nehmen! Bei evtl. STARK eingeschränkter Nierenfunktion sind solche Dinge absolut VERBOTEN!
Zur Krebserkrankung: Ihr werdet demnächst das pathologische Ergebnis der Tumorniere erhalten ( wenn nicht automatisch, fragt bitte danach!) Und achtet bitte auf die CT-Untersuchungen ( falls noch nicht gelaufen ) des Bauch- und Brustraumes. Ich betone immer wieder: Röntgen der Lunge reicht NICHT aus!
Ich hoffe für den Vater Deines Freundes, dass er nicht dauerhaft Dialyse- Patient wird! Meinen Mann ( BEIDSEITIGER Nierentumor ) konnten wir Gott sei Dank davor bewahren. Auch hier war die Wahrscheinlichkeit, den Tumor aus der restlichen Einzelniere operativ entfernen zu können, nahe Null. Deshalb haben wir diese Niere nicht operieren lassen, sondern den Tumor mit Embolisation und anschließender Thermoablation entfernen lassen ( übrigens restlos - aber diese Möglichkeit geht leider nicht bei JEDEM Patienten ). Mit der verbliebenen Rest-Einzelniere hat er eine Nierenleistung von ca. 45 % ( Krea - Werte liegen in letzter Zeit immer um 1,8 / 1,9 ) - also völlig ausreichend ( das nennt man dann das Stadium der kompensierten Retention ). Anfänglich war das Krea höher und auch die Kaliumwerte waren zu hoch. Da gab's dann erst mal kaliumfreie Diät! Heute ist das alles nicht mehr erforderlich! Gott sei Dank! Aber wir haben uns schon nach der Diagnosestellung "beidseitiger" Tumor mit dem Gedanken der Dialyse beschäftigen müssen, da sie bei der Tumorgröße, die vorhanden war, definiv sehr wahrscheinlich war. Viel, viel Infosuche hat uns dann nach München Großhadern gebracht, wo die zweite Niere erhalten werden konnte.
Alles Gute für Euch, hoffentlich ohne Dauerdialyse.
Ulrike
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