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Alt 08.06.2013, 01:31
Sheygetz Sheygetz ist offline
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Standard AW: Wie lange dauert die entgültige Diagnose BSDK?

Zitat:
Zitat von sorgenkinderl Beitrag anzeigen
.. eindeutig und rasch mit MR und Blutuntersuchung der Tumormarker klarstellen.
Eindeutig, d.h. zu 100% kann die Diagnose nur anhand einer Gewebeprobe gestellt werden. Und selbst das ist nicht so ohne. Bei meinem Vater brauchte es intraoperativ--d. h. bei voller Sicht--6 Stanzbiopsien, bis Tumormaterial gefunden wurde!

Kein verantwortungsvoller Arzt wird sich auf grund eines MRT oder CT oder Endo-Sono auf die Diagnose Pankreas-CA festlegen. Von rasch wollen wir erst mal gar nicht reden. Auf der Basis dieser Bildgebungsverfahren--jedes KH hat da eigene Präferenzen--äußert und verfolgt man einen Verdacht. (Und was Radiologen sehen und befunden, daraufhin wird kein Chirurg eine OP anberaumen.)

Der Tumormarker CA 19-9 spricht auf alles mögliche an. So ist z. B. in aller Regel auch bei zu hohen Bilirubin-Werten erhöht. Wenn deine Mutter "gelb ist" (Ikterus), hat sie vermutlich eine Cholestase (Gallenstau), sei es weil der Tumor im Pankreas auf die Gallengänge in unmittelbarer Nachbarschaft drückt, oder weil sie zudem eine Cholangitis (Gallengangsentzündung) hat. Wenn die Galle gestaut ist, und damit die Blutabbauprodukte aus der Leber, vornehmlich Bilirubin ("alte rote Blutkörperchen"), nicht abfließen können, führt das zum Ikterus und eben oft zu erhöhten CA 19-9 Werten (das können dann auch mal 2000 und mehr sein).

Der Begriff Tumormarker hört sich so eindeutig an, aber das ist nur ein Hilfskonstrukt. Das Zusammenspiel der "Körpersäfte" wie man es im Blutbild sieht, ist hochkomplex. Wie ein Räderwerk, du drehst an einer Schraube und an drei anderen Stellen tut sich etwas. Es ist unmöglich, einen Wert herauszupicken und zu sagen, jetzt ist alles klar. Dito kann man eine Diagnose BSDK nicht mal so--schnipp--stellen. Wir erwarten ja schließlich auch alle, daß die Ärzte so etwas nicht leichthin konstatieren.

Ein wenig mehr von dieser Zurückhaltung wäre auch im Forum angebracht. Es ist ja nett, anderen in ihrer Verzweiflung helfen zu wollen. Aber mit solch hingeworfenen Behauptungen bei Sachfragen ist doch niemandem gedient. Im Gegenteil.

Isi, wie cica schon gesagt hat: Fragen, fragen, fragen. Frag jeden den du siehst, mach Termine mit Stations- und Oberärzten. Frag verschiedene Leute das Gleiche. Gehe ihnen ruhig auf den Zeiger. Im doppelten Sinn "ruhig", mit Hysterie kommst du nicht weiter. Gehe dabei bitte mal als Grundannahme davon aus, daß die Leute lange studiert haben, hart arbeiten und sich Mühe geben. (Bis zum Beweis des Gegenteils.) Deshalb muß man trotzdem wachsam sein, weil so ein KH ist halt eine "Fabrik": Warum kriegt sie dies, warum das nicht mehr, was bedeutet dieses Symptom, welche Folgen hat jener Eingriff. Eben: Fragen. Führe eine Krankengeschichte mit Daten, Fakten, Befunden. Beschaffe dir Befunde und Bilder von allen Untersuchungen, Laborwerte alle paar Tage.

Eine ganz andere Frage ist, ob euer KH mit dieser Mehrfach-Erkrankung nicht überfordert ist. Aber das ist so schlecht zu sagen. Ich würde mit so etwas z.B. in keinem Kreiskrankenhaus liegen wollen.

Hendrik

Geändert von Sheygetz (08.06.2013 um 01:42 Uhr)
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