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Alt 27.09.2014, 10:55
igel77 igel77 ist offline
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Standard AW: Myxoides Liposarkom/Chemotherapie mit Yondelis

Die Wassereinlagerungen wurden nicht mehr weniger. Die Metastase, die auf die Beinvene drückte, wurde zweimal punktiert, und ein Stent in die Vene gelegt. Das reduzierte die Beinschwellung etwas. Aber es blieben 10-15kg eingelagerte Flüssigkeit und die Herzinsuffizienz. Schon alltägliche Gänge und das Treppensteigen fielen meiner bis zum Sommer noch so sportlich aktiven Frau jetzt immer schwerer. Immer häufiger nahmen wir jetzt einen Rollstuhl für sie mit.

Es gab noch einen weiteren Chemo-Versuch. Im Rahmen eines Heidelberger Projektes zur individualisierten Krebstherapie war eine Gensequenzierung einer Tumorprobe meiner Frau durchgeführt worden. Aufgrund dieser schien eine Wirksamkeit von Afinitor plausibel, einem Kinasehemmer, den man täglich in Tablettenform nimmt.

Meine Frau wurde jedoch immer schwächer, die Leber- und Nierenwerte wurden immer schlechter, und Afinitor musste nach zwei Wochen schon wieder abgesetzt werden. Am 9. September kam meine Frau auf die Palliativstation, war kaum noch ansprechbar und ihre Familie kam zu ihr zum scheinbar letzten Besuch.

Für etwa eine Woche blühte sie aber noch einmal völlig auf. Die Nierenwerte verbesserten sich, Blasenkatheter und Schmerzpumpe waren nicht mehr nötig. Sie empfing viel Besuch und plante eine medizinisch begleitete Reise nach Südfrankreich. Sie trainierte das Gehen und schaffte immer längere Strecken ohne Rollstuhl. Es gab einen Entlassungstermin und sie überlegte, mit welcher Chemotherapie (Afinitor oder Yondelis) es weitergehen solle. Aber die Nieren stellten ihren Dienst wieder ein, die Wassereinlagerungen und die damit verbundene Luftnot wurden wieder schlimmer.

Am Sonntag Nachmittag ging dann alles sehr schnell. Sie hatte an dem Tag noch Besuch von zwei Freundinnen, saß im hochgestellten Bett, und erzählte von dem koreanischen Restaurant, in das sie die letzte Woche fast täglich ihren jeweils wechselnden Besuch ausführte. Plötzlich wurde die Atemnot schlimmer. Ihr war bewusst, was passiert. Sie dankte noch ihren beiden Schwestern, dass auch die sie bis zuletzt begleitet haben. Sie bekam viel Morphin und schlief ein. Ich blieb die Nacht bei ihr. Am Montag Mittag tat sie ihren letzten Atemzug.

Ich möchte diesem Forum noch einmal danken. Meine Frau bekam vor 2.5 Jahren die Diagnose eines 15cm großen gutartigen Lipoms, das man bei Gelegenheit mal herausoperieren solle. Die Beiträge in diesem Forum haben einen großen Anteil daran, dass wir dem nicht trauten und zur Sicherheit ein Sarkom-Zentrum kontaktierten. So war sie von Anfang an in Experten-Behandlung und ich glaube, dass sie dem viel gute Lebenszeit zu verdanken hat.