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Alt 07.09.2013, 20:38
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Dorathea Dorathea ist offline
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Standard AW: Adenokarzinom, Chemo und Vorgehensbeurteilung

Hallo Meikm,

Ersteinmal wünsche ich alle Kraft, die du, deine Familie und vorallem dein Vater in dieser Zeit brauchen. Der erste Schock ist vieleicht überwunden, aber er wird noch nachhallen... das ist menschlich.

Die Nebenwirkungen, die auf deinen Vater zukommen können, können absolut unterschiedlich sein.

Die häufigste Nebenwirkung ist Müdigkeit, die sog. "Fatigue", die unter der Chemo auftritt.
Dein Vater wird in seinen Tagesablauf Pausen einbauen müssen, sollte er ebenfalls davon betroffen sein. Nicht davon unterkriegen lassen.. lieber mehr Pausen einplanen und froh sein, sie nicht gebraucht zu haben, als zu wenige und dann frustriert am Abend dazuliegen, weil "mal wieder nichts geklappt hat".

Mein Stiefvater hat erst, wenn ich mich recht erinnere, sehr viel später in der Chemo Pausen benötigt. Mittlerweile plant er sich mit gutem Gewissen am Tag sein "kleines" Nickerchen ein.

Oxiplatin wird unter Umständen dafür sorgen, dass sein Geschmackssinn leidet. "Es schmeckt alles kupfern/bleiern/eklig". Das ist normal. Wenn er der KOch in der Familie sein sollte, wie bei meinem Stiefvater es der Fall war: Lieber mal öfter probieren.. wir hatten häufig zu stark gewpürztes essen, aber haben es mit Humor genommen.

Weitere Nebenwirkung kann sein, dass das Feingefühl in den FIngerspitzen fehlt. Dann sind die Finger wie eingeschlafen, alles fühlt sich an wie Watte.

Ich glaube, den Haarausfall muss ich nicht mehr erwähnen.. denn das ist das erste, woran man meist denkt, wenn man das Wort "Chemotherapie" im Kopf hat.

Probleme mit dem Verdauungsapperat. Die Chemotherapie zielt auf alle schnellwachsenden Zellen im Körper, zu denen auch die Haarwurzelzellen zählen. Der gesamte Verdauungstrakt ist ebenfalls mit schnellwachsenden Zellen ausgekleidet: Der Schleimhaut. Von der Mundschleimhaut bis zur Darmschleimhaut wird alles angegriffen, was zu unterschiedlichen Problemen führen kann:
Zahnfleischbluten. Kamilletee und eine weiche Zahnbürste. Die Kamille desinfiziert und die weiche Zahnbürste greift das Zahnfleisch nicht an. Jede Blutung, egal ob im Mundraum, oder der Schnitt in den Finger, ist ein Problem: Sie stoppt erstmal nicht. Das ist aber kein Grund zur Panik, dein Vater wird nur etwas vorsichtig sein müssen.

Übelkeit/Erbrechen Er soll sich MCP aufschreiben lassen, falls er das noch nicht schon zuhause hat. Lieber viele kleine Mahlzeiten als zu große, um auch nach der OP kein sog. "Dumping-Syndrom" zu provozieren (Kohlehydratreiche Lebensmittel "Fallen" in den neugeformten Magen, bzw die Darmschlingen, und verursachen Krampfartige Beschwerden, verbunden mit Bluthochdruck, Schwindel... )
-----> Ruhe nach den Mahlzeiten.. Lieber Beine hochlegen. Das gehört leider zum Leben nach der Gastrektomie dazu und er wird seine eigene Technik finden, wie er damit umgeht.


Durchfall. Der Darm regiert auf die Chemotherapie.. Schleimhautzellen werden zerstört, wachsen nicht richtig nach und der Darm protestiert dagegen.. alles was reinkommt, wird schnellstmöglich wieder ausgeschieden.
Ich habe mir sagen lassen, dass einige unter der Chemotherapie mit übelriechenden Stühlen und massiven Blähungen zu kämpfen haben/hatten.



Das war meine kleine, wenig angenehme Liste der häufigen Nebenwirkungen und Dingen, die in den nächsten Monaten deinen Vater begleiten werden.

Fühl' dich gedrückt.

Thea


Edit:

Aus dem was ich bei dir rauslese klingt die TNM Klassifikation nach T2NXM1 . T2 für die Tumorgröße: "Größte Tumorausdehnung von mindestens 2 , maximal 5 cm" . NX , weil noch keine Sentinellymphknoten entnommen worden sind (das wird unter der OP gemacht), und M1 für die "Fernmetastase" in der Leber.

Geändert von Dorathea (07.09.2013 um 20:41 Uhr)
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