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Alt 02.03.2009, 16:46
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Ambulante Betreuung bei metastas. Melanom

Hallo,

diese Fragen stellt sich wohl jeder, insbesondere die Hochrisikopatienten im Laufe der Zeit immer wieder. Und je mehr er an Erlebnissen aufwarten kann, desto kritischer hinterfragt er auch. Dann kommt das Wissen aus dem Internet und auch die Möglichkeit von Ärztehotlines dazu. Ja, die Ärzte haben es heute mit den aufgeklärten Patienten nicht einfach *schadenfroh lach*. Ich habe mir vor einigen Monaten von meiner Krankenkasse auf Bezug Interferon und einer „Rundumversorgung aus einer Hand“ eine Ärzteliste zusammenstellen lassen. Die war sehr ernüchternd. Genauso wie der Anruf an der Zentrale eines Frankfurter Krankenhauses, die erst mal ihren Kollegen und dann mich fragte, was denn ein Melanom sei. Das zum Thema aufgeklärte Bevölkerung. Aber okay, zurück zum Thema. Bei mir gibt es kein Krankenhaus, außer der Uni, die Melanompatienten betreut. Das nächste Krankenhaus ist in der nächsten Stadt bzw. Bundesland. Dermatologen, die auch Interferon verschreiben, gibt es keine. Die Interferon verschreiben kennen sich mit Brustkrebs aus. Eigenartige Kombination, ist aber so. Der für mich sichtbare Vorteil an der Uniklinik sind die handvoll Ärzte, die wirklich gut sind, auf die ich auch nicht verzichten möchte. Und auf diese Ärzte kommt es im Ernstfall auch an, nicht auf die Dermatologen. Die sind sowieso O-Ton ratlos und können mir nicht helfen, naja, war ja immerhin mal eine Aussage. Umgesetzt auf Euren Fall würde ich das „kleine“ Krankenhaus vorziehen. Einmal aufgrund der Nähe, zweitens hat ein Krankenhaus nun mal auch seinen Draht zu anderen Abteilungen, selbst wenn die in einem anderen Haus untergebracht sind. Bei meinem Vater hat die Kommunikation unterhalb der Krankenhäuser sehr gut geklappt. Die wussten aber auch von einander und haben alles selbst koordiniert. Drittens, für mich absolut ausschlaggebend, es wird ein Melanomzentrum aufgebaut. Aufbauen heisst reinknien, Idealismus ist noch vorhanden, man will sich einen Namen machen, da ist man noch im Gespräch, auch mit anderen Dermatologen. Dein Vater muss keine „Weltreisen“ antreten, insbesondere wenn es ihm nicht gut gehen sollte. Die technische Grundausstattung wird da sein, man muss also nicht schon wieder eine andere Stelle anlaufen, was ja beim Onkologen der Fall wäre. Alles bleibt in einer Hand. Auch ist die Frage, wie sieht die menschliche Seite aus. Wie kommt Dein Vater mit den Ärzten in dem Krankenhaus klar? Wie mit den Ärzten in der Uniklinik? Du merkst, der Onkologe ist bei mir garnicht angesprochen worden. Aus dem Grund er ist allein, entscheidet allein, ist eventuell zu „erhaben“ um eine Zweitmeinung gelten zu lassen, ist mir zu gefährlich. Im Krankenhaus bzw. in der Uniklinik sind mehr Kollegen, sollte mehr ein Zusammenarbeiten als Einzelkampf vorzufinden sein. Und zum Thema kleine Klinik, kleine Abteilung. In einem Vortrag über die „tiefen Hirnstimulierung“ bei Parkinson wurde der Chef der Abteilung gefragt, was seine Abteilung gegenüber einem grossen Referenzzentrum ausmacht, war die Antwort, sie haben die Zeit, und nehmen sie sich auch, sich auf jeden einzelnen Patienten einstellen zu können. Und auch mal einen zweiten oder dritten Blick auf den Patienten und seine Krankengeschichte werfen zu können. Und da hat er recht.

All das ist meine Meinung. Aber wie Du bereits oben gelesen hast, bin ich auch noch Abklopfen von Möglichkeiten, um eine optimale Nachsorge und auch Vorsorge zu bekommen. Wünsche Dir und Deinem Vater eine für Euch alle gut vertretbare Entscheidungsfindung.
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