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Alt 20.10.2004, 11:35
Gast
 
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Andrea,
Deine Geschicht hat mich sehr angeführt. Schön, dass Du sie für uns aufgeschrieben hast.
Wie geht es Dir heute? Schön, dass der letzte Tag so harmonisch bei Euch verlief. Bei meinem Uli ist die Beisetzung für kommenden Montag angesetzt und ich denke mit Schrecken an diesen Tag. Es haben sich so viele Menschen angesagt, viel mehr, als ich gerechnet habe. Wie soll ich das alles allein mit meiner Tochter bewältigen? Sonst hatte ich ja immer eine große Stütze bei Uli aber jetzt.... Meine Tochter und ich haben eben die Umschläge für die Todesanzeigen geschrieben, da roch es plötzlich im Zimmer ganz zart nach Weihrauch. Nach dem Tod von Uli hatte ich viele Kerzen um ihn herum angezündet, die etwas nach Weihrauch dufteten. Seit dieser Zeit kann ich diesen Geruch nicht mehr gut ertragen. Jetzt roch es heute plötzlich ganz leicht danach. Ob er bei uns war? Wir werden es nicht wissen.
Liebe Thekla, sicher ist Dein Andreas im Auto bei Dir und passt auf Dich auf. Wer weiß, warum er Dir gerade immer an dieser bestimmten Stelle so nah ist. Vielleicht ist es dort für ihn am leichtesten, sich Dir zu nähern. Wir wissen ja nicht, wie es auf der anderen Seite aussieht. Aber schon das Wissen, dass unsere Lieben da sind, hilft.
Das mit Niemandem redenkönnen ist hier in unserer Gesellschaft wirklich ein Problem. Ich habe das schon während Ulis Erkrankung festgestellt. Wenn ich mir mal meinen ganzen Kummer und die ganze Last von der Seele reden wollte, mußte ich immer wieder feststellen, dass entweder nicht richtig zugehört wurde oder der Gegenüber plötzlich von seinen Wehwehchen anfing zu berichten, die ja für ihn "viel viel schlimmer" waren, oder von Erkrankungen anderer ihm Bekannter. Das hat mich damals schon sehr betroffen gemacht. Jetzt hören mir die Leute zwar noch zu, aber ich suche mir auch die Personen aus, mit denen ich über Uli und meinen Kummer rede. Ich denke, nach der Beerdigung will aber auch von denen kaum noch einer etwas davon hören. Meine Freundin hat sich gestern, das erste Mal seit Ulis Tod vor 1 1/2 Wochen, telefonisch gemeldet und will heute abend vorbeikommen. Hoffentlich weint sie nicht, sonst ist es mit meiner Fassung auch vorbei und wir verbringen einen tränenreichen Abend. Dabei habe ich das Gefühl, als wenn ich schon alle Tränen ausgeweint habe, aber es kommen doch immer wieder neue.
Dass für Deine Kinder schon weitgehend Normalität eingezogen ist, ist wohl ganz normal. Ich finde es auch gut so, so schwer es für Dich ist, aber für sie geht das Leben weiter und so junge Leute lassen sich von ihrem Kummer noch leicht ablenken. Sicher werden sie ihren Vater trotzalledem nicht vergessen, sie gehen nur einfach leichter damit um und ich glaube, dass das Deinem Andreas auch recht wäre.
So, Ihr Lieben alle, jetzt werde ich weitermachen mit dem Eintüten der Todesanzeigen und sie zur Post bringen.
Es grüßt auch ganz herzlich und wünscht Euch alles Liebe und Gute
Beatrix
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