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Alt 04.03.2004, 11:00
Gast
 
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Standard Behandlungsmöglichkeiten bei Leberkrebs

Hallo zusammen,

wir teilen ein ähnliches Schicksal. Auch ich frage mich immer warum? Ich habe gerade meine Oma verloren. Sie hatte auch einen Lebertumor. Vor zwei Jahren fing alles mit Magenschmerzen und Appetitlosigkeit an. Man stellte bei ihr Magengeschwüre fest. Sie wurde medikamentös behandelt muß lebenslang weiter Medikamente nehmen. Eine spätere Nachuntersuchung ergab, daß der Magen wieder in Ordnung sei. Kurze Zeit fühlte sie sich wieder wohl.
Dann bekam mein Opa einen Schlaganfall, dadurch bedingt und wegen fortschreitender Alzheimer erhielt er die höchste Pflegestufe. Meine Oma konnte ihn nicht pflegen. Er muß 24 Stunden gepflegt werden, uns blieb nur die Unterbringung in einem Pflegeheim. Eine große Belastung für die ganze Familie, wir haben ihn doch so lieb.
Meine Oma hat das Alleinsein nicht verkraftet. Trotz unserer Unterstützung sagte sie immer wieder: "Allein ist allein!" Die Magenschmerzen nahmen wieder zu. Weitere Untersuchungen führten zu dem Ergebnis, daß der Magen immer noch okay sei. Oma hatte sogar bessere Leberwerte als meine Mutter! Aber sie baute immer mehr ab. Sie aß nicht mehr viel und oft mußte sie sich übergeben. Meine Mutter nahm sie zu sich. Dort blieb sie nur ein paar Tage, wollte dann wieder in ihre Wohnung. Wir nahmen Kontakt mit dem Johanniter-Hilfsdienst auf. Sie gaben Oma ein Notrufgerät, das sie für den Fall der Fälle in Anspruch nehmen konnte. Ganze 3 Tage hatte es gedauert, bis sie es benötigte. Nachts hielt sie es vor Schmerzen im Bauch nicht mehr aus und wurde per Notruf ins Krankenhaus gebracht. Verdacht auf Gallensteine (die hatte unsere Uroma mit 74 Jahren!). Außerdem war sie quitschegelb am Körper, also Gelbsucht. Na ja, dachten wir, das kann man doch operieren. Nach den ersten Untersuchungen dann die niederschmetternde Diagnose der Ärzte: Lebertumor - inoperabel. Niemand konnte uns sagen, wie lange sie noch zu leben hatte. Sie glaubt noch daran, Gallensteine zu haben und daß weitere Untersuchungen notwendig sind.
Wir, die Familie, waren nicht in der Lage, ihr zu sagen, wie es um sie steht. Auf Anraten der Ärzte haben wir es gelassen, man gibt die Hoffnung nicht auf und wir dachten, das wird vielleicht wieder. Sie hatte zwar Schmerzen, war aber geistig so fit mit ihren 79 Jahren und konnte uns trotz ihres Leidens noch beratend zur Seite stehen. Oma war unsere große Ratgeberin in der Familie. Sie war immer für alle da, ohne jegliche Einschränkung. Nun wollten wir für sie da sein, egal wie. Aber wir hatten nichts, womit wir ihr helfen konnten. Wir waren total hilflos. Der Tumor drückte auf die Organe, sie hatte große Schmerzen. Sie wurde operiert. Man setzte ihr ein Röhrchen in die Galle ein, damit Gallenflüssigkeit besser abfließen kann. Die OP hatte sie einigermaßen überstanden. Lt. Aussage der Ärzte hätte sie dann wieder richtig essen können. Aber sie baute immer mehr ab. Im Körper sammelte sich viel Wasser. Sie hing am Tropf, weil sie nichts aß. Schmerzmittel soll sie angeblich keine bekommen haben. Sie sagte auch, daß sie keine Schmerzen mehr habe. Für uns Laien zwar unverständlich, aber es mußte wohl so sein, wenn sie es sagt.
Wir konnten zusehen, wie ihr Körper immer mehr zerfiel. Rosenmontag sagte sie: "Ach wär ich doch schon tot!" Wir waren tief traurig und wußten, daß es bald soweit sein würde. Mittlerweile lag sie in einem Zweibettzimmer. Das zweite Bett war für uns, die Familienangehörigen, falls jemand über Nacht bei ihr bleiben wollte. Meine Mutter hatte zwei Nächte dort verbracht, sie war fix und fertig mit den Nerven. Wir Enkel (drei) haben uns dauernd am Krankenbett abgewechselt, damit sie nur nicht alleine ist. Wir haben sie sogar zum Lächeln gebracht. Wie kann jemand, der bald stirbt, sich noch mit seiner Familie unterhalten, über vergangene Zeiten sprechen und noch mit seinen Ratschlägen zur Seite stehen? Das ist unsere Oma. Eines ihrer letzten Sätze war: "Auch ein liebendes Mutterherz hört einmal auf zu schlagen!" Uns liefen die Tränen herab, wir waren nicht in der Lage, etwas darauf zu antworten. Was sagt man dann überhaupt? Wir alle wollten ihr doch helfen und konnten nur zusehen, wie sie von uns ging. In der Nacht von Rosenmontag auf Dienstag achtete ich auf jeden Atemzug von ihr. Meine Mutter schlief vor Erschöpfung im Nachbarbett ein, hielt ihr aber die Hand. Als der Atem aussetzte, sprang ich hoch und weckte meine Mutter. Oma sah ihr in die Augen und machte einen tiefen, letzten Atemzug - vorbei! Sie hatte es geschafft. Vielmehr: Der Krebs hatte sie geschafft. Ich fühlte zwei Stunden später noch nach ihrem Puls und konnte es einfach nicht fassen, daß sie nun tot sei. Sie war ganze zwei Wochen im Krankenhaus. Kann man so schnell sterben? Ich frage mich immer wieder, wie so etwas möglich ist.
Ich muß mir vor Augen halten und es als Trost sehen, daß sie immerhin fast 80 Jahre alt geworden ist. Nächstes Jahr hätte sie und Opa Goldene Hochzeit gehabt. Sie hat es nicht mehr erleben dürfen.
Wenn ich dann auf diesen Seiten lese, wie schlimm Ihre erkrankten Angehörigen leiden müssen bzw. mußten, dann kann ich nur dankbar sein, daß ihr da doch sehr viel erspart blieb. Ich kann Sie alle nicht trösten, der Schmerz ist so groß, wenn wir unsere liebsten Menschen verlieren. Aber in unseren Herzen leben sie weiter, für immer. Wir werden sie irgendwann wiedersehen.
Liebe Grüße
Elke
egpstreich@aol.com
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