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Alt 21.08.2006, 21:01
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vom alten stamm vom alten stamm ist offline
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Standard Umgang mit der Diagnose Krebs ( aus der Sicht eines Betroffenen

Umgang mit der Diagnose Magenkrebs ( aus der Sicht eines Betroffenen )

Meine Geschichte fing an im Dez. 02 genau am 06.12.02 Magenschmerzen von der heftigsten Art die ich bis dahin kannte, das Wochenende stand vor der Tür ,also mit Hausmitteln übers Wochenende auskurieren um zum Wochenanfang für die Arbeit wieder
Fit zu sein . Alles nichts gebracht die zwei Arbeitsfreien Tage waren vorbei nur die Schmerzen nicht , was blieb mir anderes übrig als der schwere Gang zum Arzt den ich eigentlich nur kannte von der Reihenuntersuchung meines Arbeitgebers .
Deshalb war es für Ihn völlig neu das ich morgens 6:30 in der Sprechstunde saß , da ich bis dahin nie krank war ,nicht mal wegen einer Erkältung oder so ! Erster verdacht Magenschleimhautentzündung (oder Magengeschwür )wir gingen für die von uns leichteren Variante aus . Behandlung : mit Medikamenten uzw. So genannten Säureblockern um die Magenschleimhaut zu entlassten , ging auch eine Zeit lang gut. Mitlerweile waren 14 tage vergangen und Weihnachten stand vor der Tür , wie es dann eben so ist zu den Feiertagen kamen die Schmerzen wieder und immer stärker , in der Hoffnung das es wieder besser wird zog sich das alles hin bis zum 06.01.03 da ging dann gar nichts mehr .
Also mussten wir etwas unternehmen ,zum Glück ist meine Frau Krankenschwester ,Sie also in Ihrem Krankenhaus angerufen ob wir kommen könnten, dann ging es sofort los ins K.H. einer meiner schwersten Wege die ich bis dahin zu beschreiten hatte ; ich noch nie im K.H. zu mindest nicht freiwillig ( außer 1994 Arbeitsunfall : Beckenbruch aber das ist eine andere Geschichte )zu meinem leid war der 06.01.03 ein Sonntag , also wurde erstmal nur das nötigste gemacht ( Infusion ) um dann am Montag die Untersuchung fort zuführen , was dann auch geschah . mit allem was dazu gehört und was in dem kleinen KK möglich war ( Röntgen ,Ultraschall und Magenspiegelung ) letzteres ; ein ganz besonderes Gefühl ( so das ich mir sagte nie wieder ) aber es sollte nicht das letzte mal gewesen sein !
Dabei wurde eine Magenschleimhautentzündung Diagnostiziert und weitere Proben entnommen . da waren wir noch guter Dinge! so gingen dann wieder ein paar Tage ins Land, bis dann die ersten Ergebnisse kamen und mir gesagt wurde das meine Schmerzen noch andere Ursachen haben müssen : also noch mal Magenspiegelung bei der sich nach genauerer Untersuchung ein Geschwür versteckt in einer Ecke feststellen ließ von dem wiederum Gewebeproben entnommen wurden . wieder warten und dann der Schock ::::: Diagnose Magenkrebs ?????? da es aber ein relativ kleines K.H. ist werden dort solche Art von OP nicht durch geführt . zu meinem Glück muss ich Heute im nach hinein sagen wurde ich dort vom Chefarzt behandelt der sich auf diesem Gebiet sehr gut auskennt und deshalb gute Kontakte zur Uni Klinik Magdeburg hat und sich dort gleich um ein Bett für mich bemühte !
Dann die Verlegung in die Uni Klinik am 14.01.03 , der nächste Schock für mich 4 Bettzimmer alles Krebspatienten !!!
So und jetzt zu der Geschichte um die es mir eigentlich in diesem Beitrag geht !
In diesem Zimmer in dem auch ich lag lernte ich einen Mann kennen vor dem ich auch Heute noch den Hut ziehe ,Er war gerade mal 13 Jahre älter als ich ( ich war zu dem Zeitpunkt 42 Jahre ) Seine Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs :::: wer sich ein bisschen auskennt weis was das meistens bedeutet ,aber trotzdem. Er wurde operiert die OP ging relativ schnell was uns sehr wunderte , Er wurde auch nicht auf die ITS verlegt wie es eigentlich üblich wäre , nein gleich zurück auf Station nur Er allein wusste was das zu bedeuten hatte als Er aus der Narkose erwachte : Bei der OP wurde festgestellt das es zu Spät war der Krebs zu weit fortgeschritten , deshalb die OP abgebrochen und Er sofort wieder zu gemacht !
Diese Nachricht war für mich etwas was ich nicht begreifen konnte und nie vergessen werde !!! die Auskunft der Ärzte : nichts mehr zu machen Lebenserwartung wenige Monate !!!
Aber gerade dieser Todkranke Mann war es der sich um mich kümmerte ! Er redete mit mir ,machte mir Mut und wir sprachen über alles was man so erlebt hat bis dahin im Leben und ich hatte das Gefühl es war nicht nur für mich eine große Hilfe auch Ihm schien es gut zu tun ! Er verbreitete im ganzen Zimmer eine Stimmung ( meisten gut gelaunt und fröhlich ) die nie darauf schließen lies das dass ein Mann ist der nicht mehr lange zu Leben hat . sicher hatte Er auch andere Momente aber die gingen vorüber .Das war der Moment an dem ich merkte das es tewas anderes ist mit jemandem sich auszutauschen der selbst Betroffen ist !!!
Natürlich konnte ich auch mit meiner Frau darüber reden und mit meiner ganzen Fam. ,aber die waren zu dem Zeitpunkt selbst alle Geschockt von dem was gerade passierte .
Sie waren mir trotz alledem eine große Hilfe und Der sichere halt den man einfach brauch in so einer Situation ! Aber da einen die Fam. Immer schonen will wurde das Thema Krebs weitgehend gemieden und nur wenn es unbedingt notwendig war angeschnitten !
Über all diese Sachen konnte ich aber mit meinem Leidensgenossen reden und wir machten uns gegenseitig Mut bzw. ER !!! mir !!!
Leider wurde Er dann schon entlassen als mein OP Termin gekommen war .
Es war der 22.01.03 nachdem ich 3 Tage auf meine OP warten musste weil kein ITS Bett für mich da war ! Nach einer OP von fast 4 Stunden wobei mir der ganze Magen , die Gallenblase und einige Lymphknoten entfernt wurden ,lag ich noch die ganze Nacht auf der ITS ,wo mich dann meine Frau und meine beiden Töchter besuchten und ein häufchen Unglück vorfanden ; angeschlossen an sämtlichen Apparaten die notwendig sind nach so einer OP ! leider hab ich von all dem nicht viel mitbekommen ,das wichtigste war aber das Sie da waren nur das zählt !!!
Am gleichen morgen wurde ich wieder auf die normale Station verlegt nach dem der Arzt der mich operierte Visite gemacht hatte und mit erhobenem Daumen auf mich zu kam !
Noch am selben Tag klingelte mein Tel. und es meldete sich mein Leidensgenosse der unbedingt wissen wollte wie es bei mir gelaufen ist . Völlig un eigennützig und ohne jegliche Verpflichtung mir gegenüber ruft mich ein Mann an den ich nur ganz kurz kannte und trotzdem eine Verbindung aufbauen konnte die uns immer zusammen hielt !
Wenn es auch am anfang schwierig war ich hatte von Ihm weder Adresse noch Tel.nr. , aber wenn man will findet man eine Lösung ich fragte die Oberschwester nach der Adresse oder eben der Tel.nr. die Antwortete mir aber das Sie davon nichts heraus geben dürfe aber sie mir eventuell helfen kann : Sie telefonierte mit der Frau meines Leidensgenossen und bat Sie um die Erlaubnis mir die Daten zugeben was Sie dann auch tat !
Der erste Anruf bei Ihm : Er hat sich so gefreut und ich glaube wir haben beide geweint , daraus entwickelte sich eine Freundschaft und wir telefonierten mindestens 1 mal in der Woche . So vergingen die Monate Feb.,März.,Apr.,Mai bis dann geschah was kommen musste es ging Ihm schlechter und seine Frau war am Tel. . Sie wusste das es mir auch sehr nah gehen würde , aber Sie wusste auch das ich Ihrem Mann oft die Kraft gegeben habe die Ihn immer wieder weiter kämpfen lies , einfach nur durch unsere telefonate !!!
Aber jetzt konnte Er nicht mehr und war selbst zum Tel. zu schwach oder wollte sich nicht die blösse geben das Er zu schwach war !
Also entschloss ich mich am nächsten morgen mich auf mein Bike zu setzen ( obwohl ich muß ich heute zugeben selbst noch nicht wieder fit war ) und einfach zu Ihm zufahren !
Ein mullmiges Gefühl hatte ich schon als ich vor seiner Tür stand und klingelte :::: die Freude war groß und Seine Frau erkannte Ihren Mann nicht wieder , so hatte Sie Ihn schon lange nicht mehr erlebt wie an diesem Tag .Wir verbrachten Stunden mit einander und redeten und redeten und man merkte wieder einmal wie Gut es Ihm tat mit jemandem zu reden der selbst von dieser Heimtückischen Krankheit“ Krebs „ betroffen ist :
Jetzt werden vielleicht einige sagen Er hat doch Seine Frau oder Seine Fam. Mit der Er über alles reden kann , dazu muß ich sagen sicher kann m an das aber es wird nie das selbe sein :
Ein Angehöriger wird immer auf irgend eine Art und weise befangen sein und Seinen engsten Verwanten schonen wollen oder zumindest es versuchen , was auch völlig verständlich ist !
Deshalb ist es mir wichtig hier in diesem Beitrag allen zusagen das man vor dieser Krankheit nicht weglaufen kann ,man muß sich damit auseinandersetzen und dagegen Kämpfen !!!
In diesem zusammenhang möchte ich nur noch mal Ausdrücklich betonen das ich sehr froh bin das es dieses Forum gibt in dem man sich mit Betroffenen und Angehörigen gegenseitig
Helfen und austauschen kann !!!
Denn gerade das Zwischenmenschliche was meiner Ansicht nach sehr wichtig ist bleibt Heute sehr oft auf der Strecke und hier im Forum lernt man Leute kennen und schätzen die völlig uneigennützig Helfen egal in welcher form auch immer ob in Medizinischen fragen oder ob es um Behördliche Dinge geht gemeinsam finden wir sehr oft eine Lösung und das ist es was ich
An allen die sich hier beteiligen schätze !!!


PS : dies ist eine wahre Geschichte die sich genauso zugetragen hat : hoffe nur Ihr könnt mich in diesem Punkt verstehen ,das ich diesen Beitrag so öffentlich mache ?
Vielleicht hilft Er aber dem einen oder anderen !


Nachtrag : In diesem Beitrag habe ich bewusst auf Medizinische Fachausdrücke verzichtet ( Genaue Diagnose ,Stadium usw. ) darum ging es mir gar nicht.
Vielmehr ging es mir darum einfach mal zusagen das Wir ob nun Betroffener oder Angehöriger für einander da sein sollten um zu Helfen den jenigen die Hilfe brauchen !!!
Denn wie viele von uns gibt es die ohne jegliche Hilfe und Unterstützung da stehen.
In diesem Sinne !!! alles Gute für alle !!! und gebt die Hoffnung nie auf denn die stirbt zuletzt !!!

alles liebe Thomas
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