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Alt 02.05.2014, 16:11
KHelga KHelga ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Liebe Rafaela,

danke für Deine aufrichtigen Zeilen über den Tod Deiner Oma.

- Als meine Oma die Diagnose bekam, begingen wir alle einen furchtbaren Fehler. Wir wollten stark sein vor ihr, wollten bahnbrechenden Optimismus zeigen, obwohl es uns doch das Herz brach. Wir ließen ihr keinen Raum, über ihre Ängste zu sprechen, weil wir es weder hören, noch wahrhaben wollten. Und wenn sie vom Tod sprach, dann blockten wir ab. Damit kämpfe ich seither jeden Tag. Denn ich habe das Gefühl, dass, obwohl ich bei ihr war, ich sie damit alleine ließ. Dazu kommt dieses schreckliche Bewusstsein, dass man sich selbst jede Sekunde belogen hat. Kennt ihr das? -

Wie ich aus eigener Erfahrung (Brustkrebs) bestätigen kann, ist es für Betroffene quälend, dass sich niemand traut, über die Ängste und den evtl. Tod zu sprechen = über das, was einen in der Situation am meisten beschäftigt.

Der Freund meiner Schwester ist 2012 an Lungenkrebs erkrankt, wurde operiert und lag etliche Wochen im Koma. Nun sind in der Lunge Metastasen aufgetreten und eine erneute OP steht an. Die Prognose ist lt. den Ärzten schlecht.

Leider ist meine Schwester nicht in der Lage, die Themen Ängste und möglicher Tod bei ihrem Freund anzusprechen. Statt dessen spricht sie lieber vom gemeinsamen Sommerurlaub, den er ja schon einmal aussuchen könnte.

Mir tut dieses Verhalten in der Seele weh.

Alles Gute für Dich.
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