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Alt 19.01.2008, 22:45
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Pflegefrau Pflegefrau ist offline
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Standard AW: Du fehlst mir, und ich möchte von Dir erzählen

Mein kleiner Engel!

Du warst eine wunderbare Tochter, auf die ich unendlich stolz bin! Du hast mir nie Kummer und Sorgen gemacht, Du hast die Schule super gemeistert, die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und hattest soviel Spaß als Kinderkrankenschwester. Du hast mir einen so lieben Schwiegersohn präsentiert, wie man sich keinen besseren wünschen kann. Ihr hattet die ganze Zukunft vor Euch, durftet aber nur 10 Jahre Deines kurzen Lebens zusammen verbringen. Und als Ihr mit dem Bau Eures Häuschens begonnen hattet wurdest Du krank! Warum mußtet das sein, 2 OP's in einem halben Jahr, dann 2006 Stillstand des Tumors, Eure Hochzeit - ihr wart so glücklich und wir alle mit Euch - und nur 2 Monate später wieder ein Rezidiv, diesmal Glioblastom! Eine Welt brach zusammen! Du hast gekämpft wie ein Löwe, und obwohl Du wußtest wie Deine Chancen stehen, hast Du uns immer die Wahrheit verschweigen wollen, obwohl ich genau Bescheid wußte, dass es keine Heilung geben würde, egal welche Behandlung gemacht würde. Erst die letzten vier Wochen, nachdem es Dir so schlecht ging, daß Du nicht mehr aufstehen und nichts mehr selbständig machen konntest, hast Du mir gegenüber Deine Traurigkeit zugegeben und hattest ja längst gemerkt, daß ich Bestens Bescheid wußte. Ich habe Dir immer versprochen, jederzeit für Dich dazusein, und dieses Versprechen habe ich Gott sei Dank halten können, denn ich wurde krankgeschrieben und hatte somit Zeit für Dich wann immer Du
mich brauchtest. Wir haben diese gemeinsamen Wochen sehr intensiv gelebt und unsere Gegenwart genossen. Wir konnten erst jetzt offen über unsere Ängste sprechen und ich konnte Dir zum Schluß auch sagen, dass Du nur an Dich denken mußt und Du gehen darfst, wann Du es möchtest. Auch Dein Mann konnte Dir dieses sagen, als Du ihm gegenüber sagtest, Du könntest nicht mehr. Ja, dann bekamst Du einige Stunden später die erste Morphinspritze und danach konntest Du einen Tag später in meinem Arm für immer einschlafen. Du hast Dir genau die Zeit ausgesucht, wo wir den ganzen Tag über erstmals alleine im Zimmer waren. Das kann einfach kein Zufall sein.

Ich bin so traurig, weil ich Dich nie wieder streicheln kann, nie mehr in den Arm nehmen kann, aber ich bin dankbar, daß Dir ein langer qualvoller Leidensweg erspart geblieben ist.

Ich werde Dich immer lieben, Du bist immer bei uns, unsere Zwiegespräche geben mir Zuversicht, daß ich irgendwann mein Leben wieder neu ordnen kann. Du wirst mir doch dabei helfen, meine Kleine?

Machs gut, mein Schatz!

Ich liebe Dich,
Deine Mama
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Jeder Tag ist ein Stück Abschied
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