Thema: wie hoffen?
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Alt 10.11.2006, 20:15
VitoD VitoD ist offline
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Standard AW: wie hoffen?

Ich habe gelernt alles relativ zu sehen. Auch das Leben. Die meisten Menschen machen sich nunmal, zurecht, über das negative im Leben wenig, bis keine Gedanken, oder besitzen nicht die gewisse Prise Humor und Sarkasmus auch über schwere Krankheiten und sich selber zu lachen. Zum negativen gehört leider, dass man sein Leben halt nur zu einem gewissen Teil selber in der Hand hat. Auf viele Ereignisse hat man überhaupt keinen Einfluss und man muss lernen, das zu aktzeptieren und damit zu leben. Angst ist natürlich eine natürliche Reaktion, aber wichtiger ist, das man aktzeptiert. Ich hab mit 23 die Diagnose Krebs bekommen und war natürlich erst einmal total platt. Ich hab zwar ganz gefasst all die Infos von den Ärtzten bezüglich der folgenden Therapie angehört, aber innerlich hab ich natürlich gebrodelt. Geweint habe ich trotzdem erst, als ich meine Mutter und meine Schwester gesehen habe, die im Warteraum gewartet haben und schon von einem Arzt ganz einfühlsam eingeweiht worden sind. Dann als ich Abends im Bett lag, hab ich nochmal kurz geweint, weil ich für mich alleine war und es sacken lassen musste. Aber komischerweise war es das auch seitdem mit der heulerei . Im Gegenteil. Gegenüber Freunden und Familie habe ich gerne und häufig ziemlich schwarzen Humor in Bezug auf meine Krankheit gezeigt, danach fühlte ich mich irgendwie immer besser, weil ich und die anderen lachen mussten. Lachen ist die beste Medizin. Ich habe die Krankheit sozusagen ausgelacht und gesagt: So what. Ist halt passiert. Pech gehabt. Abhaken. Leben geht weiter. Ich weiss, das kann nicht jeder so leicht, aber man muss es versuchen. Wenn es etwas gibt was ich nicht will, ist es Mitleid. Und am schlimmsten ist es für mich, die Familie und Freunde weinen zu sehen. Darum habe ich gelacht und gelächelt und versucht ihnen dadurch die Angst zu nehmen. Ich habe außerdem immer meinen Standpunkt klargemacht und gesagt, dass das Leben nunmal nicht fair ist und man das aktzeptieren muss. Irgendwann beißt sowieso jeder mal ins Gras. Der eine früher der andere später. Wichtig ist nur, dass man optimistisch bleibt und das Leben auskostet. Das Leben ist zu kurz. Selbst wenn man 100 Jahre alt wird. Hehe.

Ich hatte beispielsweise letztes Jahr auch einen schweren Autounfall. Ein Frontalzusammenprall mit einem Lieferwagen. In der Sekunde in der das passiert ist und ich überhaupt keine Kontrolle hatte, habe ich auch nur kurz gedacht: Oh gott, scheisse. Das wars. Ich hab meine Lichter schon ausgehen sehen, aber ich hatte Glück im Unglück und blieb unverletzt (Leider war mein schönes Auto Matsch ). Auch da hatte ich wieder kurz einen Schock (das ist normal) und war geschlaucht. Einen Tag später bin ich schon wieder mit nem Ersatzwagen gefahren und zwei Tage später hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Wie gesagt. Wenn man alles relativ sieht, Probleme angeht, abhakt und nicht mitschleift, immer optimistisch bleibt auch wenn alles Scheisse aussieht und wenn man vor allem niemals seinen Humor und sein Lachen verliert, dann kann man IMMER hoffen.

Obwohl die Diagnose jetzt noch nicht einmal 2 Jahre her ist, nimmt sie in meinem Leben übrigens schon lange überhaupt keinen Platz mehr ein. Ich geh viermal im Jahr zu Nachsorge und das wars. Die vier Artztermine sind noch der einzige Bezug den ich zur Krankheit habe und die mich daran erinnern, dass da mal etwas gewesen ist (Meine Ärtzte sagten mir, ich sei zu 99% geheilt)

Geändert von VitoD (10.11.2006 um 20:25 Uhr)
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