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Alt 14.02.2006, 16:45
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Sandra! Sandra! ist offline
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Registriert seit: 13.09.2005
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Standard AW: Papa!Du mußt jetzt gehen.Das ist schon ok

Hallo Marinchen!

Hier bin ich wieder! Die letzte Woche und das letzte Wochenende waren echt nicht so der Hit. Habe auch viel mit meiner Mutter über das letzte Jahr und vor allem über DIE 4 MONATE gesprochen. Es ist irgendwie alles so unglaublich. Wir hätten niemals gedacht, dass einer aus unserer Familie Krebs haben bzw. bekommen könnte und schon gar nicht mein Vater. Anfangs haben wir ja sogar noch die Diagnose meines Vaters in Frage gestellt und gesagt, dass die Ärzte mal nicht übertreiben sollten und dass er bestimmt nur ein Magengeschwür hat. Aber nein, es war wirklich Krebs. Der einst so vitale und agile Mann wurde in Nullkommanichts ein schwerkranker Mann, der bald keinen Handschlag mehr alleine tun konnte.

Als ich mich anfangs über Magenkrebs im Internet informiert habe und etwas über die 5-Jahres-Überlebensrate und schlechter Prognosen von 2 Jahren gelesen habe, habe ich nur noch Heulkrämpfe bekommen. Ich konnte es mir nicht vorstellen, dass ich meinen Vater „nur“ noch 5 Jahre, geschweige denn 2 Jahre, haben könnte. Ich dachte sofort daran, dass er vielleicht gar nicht mehr meine zukünftigen Kinder richtig kennen lernen könnte. Letzten Endes hatte er sogar nur noch 4 Monate. Hätte mir „damals“ zu diesem Zeitpunkt einer gesagt, dass er nur noch 4 Monate hat, dann hätte ich diese Person für verrückt erklärt. Doch spätestens seit der Magen-OP und somit seit der Kenntnis der Lebermetastasen wussten wir, dass es wirklich nicht gut aussah. Aber dennoch hätte keiner von uns mit dieser kurzen Zeit gerechnet. Ich werde nie den freudigen Gesichtsausdruck vergessen, den mein Vater nach der OP hatte als er aus der Narkose erwachte. Er sagte sogar noch wörtlich: „Yuchhu, ich habe es geschafft!“ Er dachte zu dem Zeitpunkt, dass damit die Krebsgeschichte abgehakt sei, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, dass Metastasen gesichtet wurden. Doch wir wussten es bereits, da die Ärztin uns kurz vor dem Besuch bei ihm abgefangen hatte. Ich dachte, ich müsste sofort sterben. Mein Vater freute sich und ich bin vor innerlichen Schmerzen und Heulkrämpfen fast in Ohnmacht gefallen. Aber keiner von uns konnte es ihm in diesem Moment sagen. Zu tief saß die Erschütterung und der Schock! Als er am nächsten Tag das Ausmaß seiner Krebskrankheit von seiner Ärztin erfuhr, ist auch für ihn die „ach so heile Welt“ zusammengebrochen. Jedes zweite Wort war „Scheiße!“ „Warum ich? Was habe ich bloß verbrochen, dass mich diese Krankheit trifft?!“. Ja, und genau das haben wir uns alle gefragt und fragen uns noch heute. Ach Marinchen, das ist alles so schwer. Ich bin so unendlich traurig! Ich weiß, dass das erste Jahr das schwerste sein soll, aber ich glaube nicht, dass es danach besser wird?!
Und „Freunde“, die unsere Trauer nicht verstehen können, sind nicht unsere wahren „Freunde“!

Ich muss jetzt leider Schluss machen, aber ich melde mich wieder bei dir! Ich habe dich nicht vergessen! Wir sind doch schließlich Leidensgenossinnen!

Viele liebe Grüße
Sandra

PS: Gibt es eigentlich bei deinem Bruder Neuigkeiten? Ich hoffe, wenn ja, dass es gute sind!
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