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Alt 18.12.2008, 15:37
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saddaughter saddaughter ist offline
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Standard AW: Praktische Info zum Gallengangskarzinom meiner Mutter

Hallo Alexander,

erstmal mein herzlichstes Beileid.

Auch ich habe meinen Vater am 07. Dezember an den Krebs verloren und kann deine Emotionen daher nachvollziehen.

Ich habe, wie du, echt eine mordsmäßige Wut auf dieses Mistvieh von Krebs!!! Gleichzeitig bin ich unsagbar traurig darüber, dass mein Papa nicht mehr da ist.

Allerdings möchte ich zu deinen Ratschlägen, wie man am Besten mit diesem Krebs umgehen sollte, noch etwas ergänzen:

Es gibt, meiner Ansicht nach, KEINE allgemeinen Richtlinien wie jeder am Besten mit dem Krebs umgehen sollte.

So gut und richtig viele deiner Ratschläge sind, das müssen im Endeffekt die Patienten und ihre Angehörigen selbst entscheiden, denke ich.

Mein Vater, zum Beispiel, hat sich im Krebsklinikum Oberstaufen so wohl und gut versorgt gefühlt, dass er nicht nach Hause wollte, auch als meine Mutter es ihm gegen Ende angeboten hat.

Klar, wir hätten ihn auch zu Hause gepflegt, wenn er gewollt hätte, aber sowohl für ihn, als auch für uns, war es teilweise eine Beruhigung, dass in der Klinik alles medizinisch mögliche für ihn getan wurde, bis zum Ende.

Daheim einfach mal so eine Magensonde, oder eine Sauerstoffzufuhr zu legen ist schwierig.

Ich bin der Ansicht, dass jede Famile (zusammen mit dem/der Kranken) entscheiden muss, was am Besten ist, dewegen finde ich auch die Verallgemeinerung mit dem Sterbehospitz etwas schwierig...

Recht gebe ich dir (natürlich!!!) in dem Punkt, dass man versuchen sollte, seine Angehörigen in den letzten Stunden zu begleiten und ihnen nahe zu sein.

Meine Mama und ich waren 3 Tage und 2 Nächte bei meinem Papa im Krankenhaus, bis er gestorben ist.

Er hat gekämpft wie ein Löwe, leider gegen einen übermächtigen Feind.

Diese 3 Tage waren bisher die schlimmste Zeit in meinem Leben, allerdings habe ich das Gefühl das Richtige getan zu haben, das Gefühl, dass ich ihm eine letzte Hilfestellung erwiesen habe.

Noch ein paar Fakten von meiner Sicht aus:


1.) Das cholangiozelluläre Karzinom (kurz CCC), ein Gallengangkarzinom, das in den Gallengängen der Leber entsteht, ist eine der fiesesten Krebsarten, die es gibt und sehr selten (1:500 000). Leider wird es oft erst dann erkannt, wenn es zu spät ist. Es kann sicherlich nicht schaden, regelmäßig zur Versorge zu gehen, wenn man weiß, dass dieser Krebs (bzw. Krebs allgemein) in der Familie vorgekommen ist.
Doch auch wenn es einmal erkannt ist, es bleibt - leider- eine sehr schwer zu behandelnde Krebsart.

2.) Ich finde es wichtig, dass der Patient und die Familie Vertrauen zu den behandelnden Ärzten haben und sich gut aufgehoben fühlen.
Wir haben auch 3 verschiedene Anlaufstellen gebraucht, bis wir uns gut betreut gefühlt haben.
Eine Zweit- und Drittmeinung einzuholen, sowie möglichst viele Fragen zu stellen ist, meiner Meinung nach, genauso wichtig, wie eine gründliche Recherche, die Alexander ja schon vorgeschlagen hat.

3.) Gerade im Endstadium können Schmerzen da sein, müssen aber nicht.
Mein Vater hat bis zum Ende immer wieder gesagt, dass er eigentlich keine Schmerzen hat. Die Begleiterscheinungen der Krankheit waren auch an sich schon schlimm genug zu ertragen. Auch in der Hinsicht war es wieder eine große Hilfe, dass direkt vom Krankenhaus aus dabei geholfen werden konnte, ihm seine Beschwerden zu erleichtern.

Alles in allem gibt es, und das möchte ich unterstreichen, kein "Rezept" wie man am Besten mit dieser Krebsart (oder Krebs an sich) umgeht, sondern nur Richtlinien.

Denn schließlich ist jeder Mensch anders und reagiert daher auch anders auf Therapien, Medikamente und Co.

Das Wichtigste ist, meiner Ansicht nach, dass man als Angehöriger, so weit es einem möglich ist, den Betroffenen beisteht und ihnen das Leben, soweit es noch möglich ist, erleichtert.

Denn es ist, denke ich, sehr wichtig, dass sie bis zum Ende spüren können, wie sehr sie geliebt werden...


Mit stillem Gruß!

saddaughter
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