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Alt 26.05.2009, 18:01
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Standard AW: Depression und Traurigsein - Einander helfen, leichter sein!

Hallo Bärbel,

das mit dem gereizten Reagieren....ja, das ist bei mir auch schlimmer geworden. Ich merke das aber, Gott sei Dank, auch immer recht schnell und versuche mich dann zu beherrschen. Meine Geduld ist bei Weitem nicht mehr so strapazierfähig wie noch vor anderthalb Jahren.

Es stimmt, was Du schreibst. Die Gedanken kreisen ständig um die Mutter. Man ist für andere Dinge immer nur mit der halben Aufmerksamkeit da. Man sagt uns Frauen ja immer die Fähigkeit nach, "Multi-Tasking-fähig" zu sein. So ist das auch. Ich kann auch Kartoffeln schälen, Bestätigungslaute von mir geben*hmm, aha...jajaa*, während mein Mann mir von der Arbeit erzählt, und in Wirklichkeit zu 85% an Mama denken . Richtig ist das sicher nicht, aber das erstmal abschalten .

Dieses Trösten ist bei uns auch so ein Thema für sich. Eigentlich kann ich mich da am allerbesten mit meinem Sohn austauschen. Wobei das was er macht gar kein Trösten sein soll, ich es aber als tröstlich empfinde. Er erläutert mir oft seine Sichtweisen und ich bin so manches Mal baff, welche Gedanken ein Kind in diesem Alter haben kann. Mein Mann gibt mir zwar irgendwo Halt, aber so richtig nachempfinden kann er meine Ängste wohl nicht. Ich sag ja...alleine die Vorstellung die Eltern zu verlieren ist grausam. Unsereins lebt jeden Tag ein Stück weit in einer bestimmten Gewissheit dahingehend. Ich will ihm gar nicht abverlangen, dass er das was ich fühle nachempfinden können muss. Das geht ja gar nicht. Aber insofern kann ich dann auch nicht gut seinen Trost annehmen.

Zitat:
Hast du noch Geschwister? Ich leider nicht und vermisse das jetzt sehr.
Nein, ich bin Einzelkind. Aber ich hadere da auch nicht großartig mit, dass das so ist. Klar...wenn ich meine Kinder so sehe denke ich, wenn ich mal nicht mehr seien sollte irgendwann, dann haben sie immer sich noch. Das gibt einem selber Trost, aber ich selber, im Bezug auf Mamas Erkrankung, vermisse da nichts. Und wer weiß....wenn ich welche hätte, ob man da unbedingt soviel Rückhalt hätte ...ich weiß es nicht. Vielleicht würde man sich dann sogar noch um die Geschwister mitsorgen, und darum, wie sehr sie unter der Situation leiden

Zitat:
Hast du mit deinen Kindern über die Krankheit gesprochen?
Also die beiden Kleinen sind einfach noch zu klein, um das überhaupt zu begreifen (22 Monate und 3 1/2 Jahre). Der "Große" ist elf...ja, der weiß von Beginn an Bescheid. Also auch, dass die Krankheit unheilbar ist. Ich habe seinerzeit über eine Bekannte, die schwerpunktmäßig Trauerbegleitung mit Kindern macht, Rat eingeholt. Also ob ich überhaupt offen was sagen soll, inwieweit ich das tun soll usw. Sie sagte damals. Stell Dir mal vor Annika, Dein Mann kommt nach Hause und Du spürst, mit ihm stimmt was nicht. Er ist bedrückt, er ist ständig in sich gekehrt, mit etwas beschäftigt gedanklich. Du fragst nach:"Ist was?", und er sagt:"Nein, alles okay.", aber Du kennst ihn ja, und Du weißt, dass da was ist. Würdest Du wissen wollen, dass er seine Arbeit verloren hat, oder lieber in der Ungewissheit sein???

Wir haben dann länger über das Thema geredet und ich habe dem Großen dann so schonend als möglich gesagt, was los ist. Eigentlich war dieses Gespräch überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Kinder fragen ja viel nach. Und durch das Fragestellen setzt man sich ja konkret damit auseinander. Er war traurig, aber Kinder gehen anders damit um. Es gibt Tage, da ist er traurig, aber er kann, Gott sei Dank, die Zeit, in der es Mama ganz gut geht, auch genießen. Das ist schön. Zur Trauerbegleitung ist er dann auch gegangen, aber im Moment möchte er das nicht, weil er meint er würde es derweil nicht brauchen. Soll ja zwanglos sein und ihm guttun. Also gibt er auch vor, wann Bedarf besteht.

Zitat:
Ich wünsche dir und einer Mutti so sehr, dass ihr noch viel gemeinsame zeit habt und sie bei den Behandlungen nicht so unter den Nebenwirkungen leiden muss.
Danke ! Das wünsche ich Euch auch.

Und gerne bleiben wir in Kontakt. Wie es Dir lieber ist - hier oder per PN.

Liebe Grüße

Annika
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