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Alt 06.06.2006, 11:59
sonntagskind sonntagskind ist offline
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Standard AW: Das nahe Ende vor Augen führen?

Hallo Alwin,

aus dem bisherigen Reaktionen Deiner Mutter auf ihre Krankheit wisst Ihr inzwischen sicher in etwa, wie sie damit grundsätzlich umgeht, im Spektrum von
- möglichst ausblenden, sich in die Hände der z.B. Ärzte oder des Schicksals geben
bis zu
- aktiv annehmen, sich möglichst detailliert informieren und kämpfen wollen

Jede Betroffene reagiert anders und hat auch ein Recht dazu, und das sollte auch die Grundlage für Eure Entscheidung sein.

Es wird zwar immer mehr der "Aufgeklärte Patient" als Musterbeispiel vorgeführt (und vor allem diese tummeln sich ja auch naturgemäß hier im Forum), aber viele Patienten wollen es nach wie vor gar nicht so genau wissen - und das ist ja interessanterweise oft nicht mal mit schlechteren Prognosen verbunden.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen:
Ich gehöre definitiv, zumindest bisher, in die Kategorie:
Zwar weiss ich viel, doch will ich alles wissen.
Und jedem, der mir z.B. etwas Wichtiges über meine Krankheit verschweigt (und sei es in der Absicht, mich "schonen" zu wollen) kündige ich auf der Stelle die Freundschaft und drohe Prügel an (na gut, nur verbal).
Das Wichtigste ist für mich derzeit, mich auf Familie, Freunde und in gewissem Umfang Ärzte verlassen zu können. Wenn ich aber wüßte, dass das einmal nicht der Fall war, hätte ich kein Vertrauen mehr, und das wäre für mich persönlich das Allerschlimmste, weil meine Phantasie dann garantiert Amok läuft.

Nur: Das gilt nicht für jeden!

Wie Deine Mutter das sieht herauszufinden ist Euch als engster Familie wohl am ehesten möglich, aber vielleicht könnt ihr dann noch mal mit den Ärzten sprechen? Und, falls ihr entscheidet, dass es für Eure Mutter doch besser wäre, es zu wissen, vielleicht können dann ja auch die Ärzte in Eurem Beisein die schlechte Nachricht überbringen, damit nicht Euer Verhältnis in der Familie dadurch belastet ist (traditionell ist ja immer der Bote der schlechten Nachricht Schuld).
Natürlich nur, wenn die Ärzte ein gewisses Maß an Sensibilität mitbringen, soll es ja manchmal geben.

Ich wünsche euch für die Entscheidung und die vor Euch liegende Zeit viel Kraft und Alles Gute

Renate
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