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Alt 09.09.2004, 23:50
Angi Angi ist offline
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Standard kleinzelliger Tumor

Hallo Klaus-W.

Du erwischt mich heute selber in einer sehr nachdenklichen STimmung und ich dachte über Deine Worte auch lange nach.
Mein Empfinden, als meine MUtter vor über zwei Jahren Knall auf Fall dem Tode näher war wie dem Leben war nach dem SChock eine unheimlich große Verlustangst und ein tief sitzender Schmerz. Ich habe sie vor der Diagnose geliebt und ich liebe sie immer noch , aber mir ist angesichts des Todes klargeworden wie leichtsinnig wir mit unserer gemeinsamen Zeit umgegangen sind und wie wenig wir tatsächlich zuvor miteinander so richtig geredet haben.Und ich habe, nein wir haben nun eine zweite Chance bekommen, ein Glück wie es nur selten Menschen so erfahren und darüber bin ich sehr dankbar. Nach der OP und dem allmählichen Heilungsprozess haben wir bewußt Tag für Tag miteinander verbracht , ich immer Statistik und Diagnose im Kopf, jeder Geburtstag der Letzte, jedes Weihnachten, Ostern voller , oft auch heimlicher TRänen.Dann, gab es aufeinmal ein zweites Osterfest, und , ich wage noch garnicht zu atmen , dieses Jahr das dritte Mal Weihnachten. Ja, die Krankheit verändert, wenn man es zulässt, den Umgang miteinander auch positiv, bewußter, inniger. Ich selbst wurde über NAcht "erwachsen", das heitere unbeschwerte Leben der jungen Frau mit kleinen Neugeborenen war über Nacht vorbei, auf einmal ging es um meine Mutter, sie, die die Familie immer zusammenhielt, sich im Leben kaum was gönnte außer drei Kinder großzuziehen.
Hm, ich denke Du hast zum Teil recht, dass man vielleicht zu nachlässig mit sich selbst, seinem Leben, seinen Wünschen und Vorstellungen ist, geschweige denn mit dem Leben der anderen.Und dass es angesichts einer lebensbedrohlichen Situation auf einmal bewußt wird wie man mit sich und oder anderen umgeht.Und man überdenkt auch für sich selbst die Prioritäten neu, ich zumindest habe das getan.Auch Du sagst ja, "dass es wichtig ist, an das Jetzt sich zu erfreuen" und dass Du es leider zu spät erfahren hast. ja, dass sind diese SChicksalshämmer die einem das deutlich vor Augen führen. Deshalb liebt man den anderen nicht weniger, deshalb bedeutete einem der Betroffene nicht vorher weniger, nein, im Gegenteil, in dem Moment, wo der Verlust droht ist es wie eine blitzartige Gewißheit wie sehr man den anderen braucht und liebt und wie schlimm der Verlust einen träfe.
Und man macht sich vor dem Eintreten der Krankheit ja auch nicht so klar, wie erfüllt nun das eigene oder das andere Leben bisher verlaufen ist. Alles hat doch Zeit bis irgendwann mal. Die Reise in die Berge macht man dann nächstes Jahr, irgendwann mal hat man den Traum von einer Segelturn oder den Ausflug mit der ganzen Familie, den Geburtstag dieses Jahr will man nicht so groß feiern, gibts doch in zwei Jahren einen Runden und so weiter. Erst wenn man auf einmal die dunkle AHnung hat "wer weiß was in ein, zwei oder drei Jahren ist, dann erst , glaube ich, fängt man an umzudenken und das Leben so zu geniessen wie es kommt.Und macht worauf man selbst oder die geliebte Frau, Mutter, Mann, VAter, Freund, Freundin, Familie Lust hat und was nicht mehr verschoben sondern sofort genossen wird.

Ich finde es schön dass Du von Dir und Deinem Leben zufrieden und vor allen Dingen von einem erfüllten Leben sprechen kannst, ich wünsche dass uns allen und dass uns nicht erst immer ein heftiges Ereignis in Form einer Krankheit oder eines SChicksalsschlages es uns einhämmern und bewußtmachen muß. Und dass wir das Leben Tag für Tag so geniessen können und bewußt mit denen verbringen , die uns wichtig sind.
Liebe Grüße ,
Angi
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