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Alt 25.03.2015, 19:28
Flisiklaus Flisiklaus ist offline
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Standard AW: Bauchfellkrebs

Hallo DinahH,

es freut mich, wenn meine Informationen für euch von Nutzen waren. Ich kann eure Entscheidung, auf die Erhaltungstherapie zu verzichten, sehr gut nachvollziehen, da die Chemo in jedem Falle den Körper auf die eine oder andere Art angreift und schwächt. Bei einer Chemo steht man immer vor der Frage, inwieweit diese von Nutzen ist und überwiegt der Nutzen die zu erwartenden negativen Begleiterscheinungen. Das Ergebnis der KRAS-Untersuchung bei deinem Mann mit dem Ergebnis "Wildtyp" ermöglicht allerdings die von eurem Onkologen vorgeschlagene Chemo. Der "Türöffner" würde bei deinem Mann funktionieren. Wie das im einzelnen geht, kann ich euch natürlich auch nicht erläutern - bin ja kein Arzt. Aber wenn ihr Interesse an einem Fachartikel dazu habt:

http://www.aerzteblatt.de/archiv/638...es-EGFR-Status

Was sagt denn Dr. M. zu der postoperativen Chemo?


Hallo Than,

ich war im November 2012 auf einer Info-Veranstaltung im Rahmen des 8. Weltkongresses Peritonealkarzinose ausgerichtet durch die Charite`Berlin. Dort wurde auch über die Herkunft der Peritonealkarzinose diskutiert und darüber informiert, dass man nicht immer einen Primärtumor diagnostizieren kann. Auch hat man nicht ausgeschlossen, dass Bauchfellkrebs auch ohne Primärtumor möglich sein könnte. Das Finden und Entfernen des Primärtumores hat natürlich Einfluss auf den Operationserfolg. Es wurde auf der Info-Veranstaltung aber nicht gesagt, dass das Fehlen eines Primärtumors ein Ausschlusskriterium für eine Operation nach der Sugarbaker-Methode wäre.
Die Deutsche Gesellschaft für Viszeralchirurgie hat im Basisprotokoll für ein multimodales chirurgisches Therapiekonzept folgende Ausschlusskriterien aufgelistet (erstellt von Prof. Dr. Piso):

4.1 Nicht resektable intraabdominelle Metastasen
4.2 Extraabdominelle Organmetastasen
4.3 Chemotherapie oder Radiatio des Abdomens innerhalb der letzten 4 Wochen vor Beginn der Behandlung nach dem hier vorgestellten Protokoll.
4.4 Patienten mit einem inkurablem Zweitmalignom.
4.5 Patienten mit einem Karnofksy Index < 70
4.6 Schwangerschaft und Stillzeit
4.7 HIV-Infektion
4.8 Floride bakterielle Infektionen
4.9 Keine ausreichende kardiopulmonale Funktion. Klinische Anamnese eines akuten Myocard-Infarktes in den letzten 6 Monaten vor der Operation; Patienten mit unzureichender Kardialfunktion nach Revaskularisationsmaßnahmen werden nicht berücksichtigt
4.10 Keine adäquate Leberfunktion mit SGOT (AST) größer als 45 IU/L und einem Gesamtbilirubinwert größer als 1.3 mg/dl
4.11 Keine ausreichende Nierenfunktion mit Harnstoff und Kreatininwerten innerhalb der normalen Toleranzen
4.12 Anormale Anzahl von Leukozyten (kleiner 4.000 per mm3) und Thrombozyten (kleiner 150.000 mm3)

Darüberhinaus wird ein sogenannter PCI-Index (PeritonealCancer Index) erstellt, der nach einem Bewertungssystem die Größe und das Ausmaß der Tumorausdehnung erfasst und somit die Erfolgsaussichten einer Operation nach der Sugarbaker-Methode darstellt.
Mir ist klar, dass die obige Darstellung der Ausschlusskriterien für Patienten und Angehörige nur schwer zu verstehen ist. Ich gebe diese hier nur wieder, um es Nutzern hier im Forum zu ermöglichen seinen behandelnden Arzt gezielt darauf anzusprechen.
Die körperliche Fitness spielt natürlich bei der ärztlichen Entscheidung für eine OP eine nicht zu unterschätzende Rolle. Aber inwieweit dein Vater diese Operationsmethode in der Lage ist körperlich zu verkraften kann euch nur der behandelnde Arzt sagen.

ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg

Klaus aus Berlin
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Der Krebs kann nie der Gewinner sein, denn wer heimlich mit Vorsprung startet erhält keinen anerkannten Sieg.
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