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Alt 27.11.2013, 15:04
paddi paddi ist offline
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Standard Krebs und Schwangerschaft. Wie weiter?

Meine Nerven liegen mal wieder total blank. Und ich weiss nicht mehr wo ich noch Rat holen kann. Darum schreibe ich mal hier im Forum, in der Hoffnung dass es vielleicht hier auch schon Frauen gab, die in einer ähnlichen Situation waren.
Es tut manchmal schon gut, einfach ein paar Worte von Euch zu lesen.

Nun zum Thema:
In den letzten Monaten überschlug sich so einiges bei mir. Ganz unerwartet tauchte ein Mann in meinem Leben auf. Wir waren über die Arbeit schon 2 Jahre befreundet. Trafen uns auch mal privat und haben Nächte lang über alles Mögliche geredet.
Ich hielt ihn Monate lang auf Distanz, weil ich Angst davor hatte, dass er sich nicht ernsthaft Gedanken darüber gemacht haben könnte, was es bedeutet mit einer krebskranken Frau eine Beziehung anzufangen. Er ist ein Mann, der alles hinterfragt und analysiert. Auch etwas esoterisch angehaucht.
Meine beste Freundin meinte irgendwann, dass ich schon etwas fies sei. Dass ich ihn zappeln lassen würde. Ich machte mir meine Gedanken und erklärte ihr warum ich das tat. Sie verstand es. Meinte aber, dass ich uns doch eine Chance geben könnte.
Ich machte mir darüber viele Gedanken und sprach mit ihm offen darüber. Er wusste, dass es mir nicht sonderlich gut ging. Ich hab das deutlich ausgesprochen. Aber ich habe es nicht wirklich gezeigt. Das tue ich eigentlich immer erst dann, wenn ich den Kopf unterm Arm trage.
Meine ganze „Geschichte“ schreckte ihn nicht wirklich ab. Ich freute mich natürlich. War aber sehr vorsichtig. Irgendwann war es dann soweit, dass wir uns auch körperlich näher kamen. Ich sagte ihm noch einmal, dass ich keine Abenteuer brauche und dass ich mich nur auf ihn einlassen könne, wenn die Gefühle wirklich stimmen.
Er meinte, es würde ihm gleich gehen. Wir verbrachten unsere erste gemeinsame Nacht. Es war sehr schön. Und doch war ich nicht sicher das Richtige getan zu haben. Doch mit der Zeit war das ungute Gefühl dann weg. Ich konnte mich bei ihm fallen lassen und wirklich öffnen. Er auch bei mir. Irgendwie stimmte alles und ich konnte es fast nicht glauben.
Dazwischen hatte ich mal eine Kriese mit meiner besten Freundin. Und es ging gesundheitlich stark bergab. Ich habe Wasser in der Bauchhöhle inkl. Tumorzellen. Im Urlaub ging es mir richtig mies. So dass ich medizinisch Hilfe benötigte und freiwillig in eine dortige Klinik ging. Ich hatte das Gefühl, dass mir alles entgleitet.
Ich bin unendlich froh, dass meine Freundin und ich uns wieder gefunden haben.
Nach dem Urlaub wurde die Beziehung zwischen diesem Mann und mir immer tiefer. Dann kam ein für mich sehr wichtiger Arzttermin. Kräftemässig war ich ziemlich am Ende. Und ich war mir nicht sicher, ob es einen für mich gehbaren Weg geben wird meinem Krebs mal wieder den Kampf anzusagen. Ohne die Unterstützung meiner Freundin hätte ich mich wohl kaum aufgerafft.
Nach diesem Termin sagte ich meinem Partner was ansteht und dass ich den Kampf aufnehme. Ich hatte die Illusion, dass er sich darüber freut.
Er hingegen teilte mir mit, dass er grosse Probleme hat mit der ganzen Situation umzugehen. Er sprach es wortwörtlich aus. Der Tod steht zwischen uns.
Er wollte als Freund für mich da sein. Aber nicht als Partner. Er würde das nicht aushalten.
Da war ich dann genau an dem Punkt, an den ich nicht kommen wollte.
Ich flüchtete und zog mich zurück. Da mir schon ein paar Mal übel war und ich ein Ziehen in der Brust verspürte hatte ich bereits einen Schwangerschaftstest gekauft und den auch 3 Tage lang mit mir herum getragen. Ich spürte aber, dass mit unserer Beziehung etwas nicht mehr stimmte und traute mich vor einer Aussprache nicht den Test durchzuführen.
Noch am selben Abend machte ich den Test, der positiv war. Ich ahnte es ja bereits. Aber es war trotzdem ein Schock. Hatte ich doch gerade noch eine Woche zuvor mit meinem Arzt über Verhütungsmöglichkeiten gesprochen und plante mir demnächst die Kupferspirale einsetzen zu lassen. Ich hatte bis anhin gezögert, da ich starke Endometriose habe und man weiss, dass Kupferspiralen die Blutung verstärken kann. Aber jetzt in einer festen Partnerschaft wollte ich es doch versuchen.

Nun, meinem ex. Partner habe ich bis anhin natürlich nichts erzählt. Ich bin noch zu sehr verletzt und mag mich nicht mit ihm auseinandersetzen. Zudem ist es eine Entscheidung die ich für mich treffen muss.
Ich ging erst davon aus, dass ich das Kind sowieso nicht bekommen kann. Ich nehme doch einiges an Medikamenten und vor allem Opiate als Schmerzmittel. Und auf die kann ich nicht verzichten. Doch dann klang alles plötzlich doch nicht ganz so hoffnungslos.
Die Vorstellung ein Kind zur Welt zu bringen, was dann als erstes einen Entzug überstehen muss war schrecklich. Doch der Gedanke, die Hoffnung dass doch alles gut gehen könnte liessen mich nicht mehr los.
Meine Freundin und ich grübelten Stunden/Tage über alles nach. Was wenn ich ein Kind bekomme, aber selber nicht mehr all zu lange zu leben habe?
Da kam dann meine Schwester ins Spiel. Für sie war sofort klar, dass sie mit ihrem Partner zusammen für mein Kind da sein würden. Ihr Partner fand es eine Ehre, dass ich ihnen im schlimmsten Falle mein Kind anvertrauen würde und willigte auch ein.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Und ich konnte mich das erste Mal freuen. Meine Freundin und ich freuten uns gemeinsam. Es wird einen Weg geben. Und ich werde sehr auf mein Kind und mich aufpassen. Wo ich doch sonst eher ein Draufgänger bin.
Gestern kam dann der Bescheid von meinem Onkologen. Er hat sich mit seinen Kollegen beraten. Die geplante Chemo direkt in die Bauchhöhle wäre bereit und auch dringend nötig. Das Wasser sammelt sich trotz inzwischen mehrfacher Punktion immer wieder tüchtig neu an.
Eine Chemo sollte aber nicht in den ersten 14 SSW erfolgen. Ich bin in der 6. Woche.
Was nun?
Mein Onkologe meint, ich würde mit dem Feuer spielen. Gerade habe ich ihn noch einmal angerufen und ihm die Frage gestellt, was das genau bedeuten soll. Ob ich mir einfach die Finger daran verbrennen kann, oder ob ich in dem Feuer auch selber umkommen kann.
Er konnte/wollte mir keine klare Antwort geben.

Ich muss mich jetzt entscheiden.
Für mein Kind mit dem Risiko, dass es mir deutlich schlechter gehen wird, oder es mich im schlimmsten Fall mein und das Leben meines Kindes kosten wird?
Gegen mein Kind, für meine Behandlung? In der Hoffnung, dass mir die Chemo und sonstigen Behandlungen noch möglichst viel Zeit verschaffen. Aber eine Garantie dafür gibt es natürlich auch nicht.
Ich dreh mich im Kreis und weiss nicht mehr wie weiter.
Meine Freundin ist mir eine unglaubliche Stütze. Ich bewundere sie wie sie mit der ganzen Situation umgehen kann. Und ich bin unendlich dankbar, dass sie für mich da ist. Ohne sie würde ich noch viel mehr durchdrehen.
Entscheiden kann sie nicht für mich. Sie zeigte mir aber ganz deutlich, dass sie egal wie ich mich entscheide hinter mir steht und mich tragen wird.

Gibt es hier Frauen die in einer ähnlichen Situation waren?
Wenn ja, mögt ihr darüber schreiben und mir erzählen wie ihr euch entschieden habt?
Oder hat sonst noch jemand eine Idee?

Ich würde mich über ein paar Zeilen von Euch sehr freuen.
Ich grüsse Euch herzlich