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Alt 25.08.2010, 22:15
RoterWildfang RoterWildfang ist offline
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Standard Wie hilft man?

Hallo,

sicher werde ich von Einigen hier gesteinigt, denn meine Situation ist ein wenig pikant.

Die Frau des Mannes, mit dem ich seit 3 Jahren ein Verhältnis habe, bekam vor gut 2 Monaten durch eine eher zufällige Routineuntersuchung in einer Kur eine Krebsdiagnose. Welche Art genau? Da steh ich an, dass hab ich bisher noch nicht aus all den Gesprächen erfahren. Doch das ist auch nicht wichtig in diesem Fall.

Tatsache ist, daß ich BEIDE kenne (Näheres tut hier wohl nichts zur Sache) und meine derzeitige Situation sich insoweit darstellt, daß ich für den Ehemann der Puffer bin, bei dem er alles abladen kann. (ohne irgendeine Verurteilung in Richtung der Frau oder ihn)

Was mir Sorgen macht, daß sich diese Situation zuhause zuspitzt ohne Ende. Seine Frau hat eine Art Heiler oder Guru (Wie man das auch immer nennen will) im Krankenhaus kennengelernt und der hat wohl genau an der richtigen Stelle angesetzt, um ihr Vertrauen zu gewinnen.

Die letzten beiden Wochen waren wie in einem schlechten Film. Mal war sie im Krankenhaus, dann ist sie heimlich abgehauen - dann wieder reingefahren - wieder abgehauen - dann haben ihre Kinder mit ihr geredet - wieder reingefahren, etc. Dieses Spielchen hat sich nun 2 Wochen wiederholt. Schlußendlich gibts jetzt eine ambulante Therapie, sofern sie mitmacht. Aber das steht dank diesem Heiler in den Sternen!

Doch sie glaubt nicht an die ärzte und bezeichnet sie alle als Scharlartane, etc. Die Ärzte sagen ihm natürlich (Dem Ehemann sprich meinem Verhältnis) dass sie nichts machen können, wenn sie sich sperrt. Sie glaubt nur diesen Heiler. Dieser Mensch nicht dumm, setzt natürlich bei dieser Frau extrem an den Schwachstellen an. 2000 Euro hat sie auch schon mal eben so bezahlt, denn solche Leute suchen sich ja keine armen Kranken aus!

Wo meine Sorge ist, daß mein Freund (also der Ehemann) dass nicht mehr lange durchsteht. Nächtelange Diskussionen, die zu nichts führen, Anschuldigungen er sei schuld an dieser Krankheit, etc. So gehen die Tage vorbei. Keine Nacht mehr als 2 oder 3 Stunden Schlaf.

Sie zermürbt ihn und er hat kaum noch Kraft (neben einer Firma, die er hat) dass auch noch zu bewältigen. Sie? Ahnt übrigens von der Verbindung zwischen mir und ihm absolut nichts. Klar, sie kann ein Gefühl haben, aber wissen? bis heute hat sie keine Ahnung!

Nun kommt das neueste Problem. Dieser Heiler hat ihr eingeredet, daß zu wenig Geschlechtsverkehr die Ursache für ihren bösen Krebs ist. Das wirft sie ihm natürlich vor und macht ihn nun schuldig für ihre Krankheit. Er steht an der Wand und weiss nicht mehr wie er reagieren soll.

Ja, man kann MICh nun hier gerne an die Wand nageln. Doch - ich kann dieses Verhältnis schlecht erklären. Es entstand durch Zufall (denn er war lange auch mein Chef - ja ja - ich weiss - klassische Sache) und aus Spiel wurde ernst.... Umstände sind vorhanden, die ein schnelles Beenden der Ehe nicht möglich gemacht haben. Pläne waren festgelegt (für uns) die hätten im Nächsten Jahr realisiert werden sollen - und seine Kinder? Wissen auch Bescheid. Dann kam die Diagnose Krebs bei seiner Frau!

Mir ist bewusst, daß ich hier sicher alle moralischen Vorsätze verletze, die so manche (oder die meisten Menschen) haben werden. Doch mir geht es hier nicht um Urteil, versteht ihr? Alles hat seinen Grund, warum Dinge im Leben geschehen... und nicht nur 2 Menschen die sich verliebt haben, und einer davon dummerweise verheiratet ist, tragen die ganze Verantwortung daran, sondern auch alle die im Umfeld mit uns leben und dazu beigetragen haben, dass sowas wie so eine Verbindung überhaupt macht.

Ich will ihm (und damit auch irgendwie ihr) helfen. Sie hat sehr gute Heilungschancen.... die bisher erbrachten Behandlungen haben auch ein Ergebnis erzielt. Nur noch eine Stelle ist derzeit betroffen. Doch das will sie nicht wahr haben und macht ihrem Umfeld (samt meiner Exkollegen die heute noch dort abeiten - ihren Kindern und schlußendlich ihrem Mann) das Leben zur Hölle. Sie will sich auch nicht mehr medizinisch behandeln lassen, sondern nur noch auf dieser Seelentherapiesch.... von diesem komischen Heilpraktiker!

Meine ehemaligen Kollegen wissen nichts von der Krebserkrankung, weil sie diese ja offiziell geheim hält. Sie sehen nur, wie unerträglich sie ist, und Kündigungen folgen ohne Ende.... mein Freund hat die Konsequenzen zu tragen, in dem er keine Mitarbeiter mehr hat.

Ich will Euch fragen, ob es Möglichkeiten gibt, ihm zu helfen, dass er nicht glaubt, er habe die alleinige oder überhaupte Schuld an dieser Krankheit. Habe ihm angeraten, sich bei der Krebshilfe zu melden. Diese Menschen haben geschultes Personal und Erfahrung. ob er es macht? ich weiss es nicht! Er ist ein sehr stolzer Mensch der meint, alles im Leben alleine schaffen zu müssen!

Eine Freundin von mir, die selber bereits 2 mal Krebs hatte und alles durchstand... hat mir gesagt, daß seine Frau sich verhält, als wenn sie eine "Pay back time" durchzieht. Vorwürfe, dass andere schuld seien, weil man sich selber nicht mit dem Thema auseinander setzen will. Und dem Menschen, den man als Schuldigen auserkort hat, alles vorwirft, daß er sich die Schuld auf die Schulern lädt.

Da ich ja diese Frau kenne und meine eigene Meinung über sie habe, befürchte ich, daß meine Freundin recht hat. Doch wie lange wird der Mann das überstehen?

Mir geht es übrigens nicht darum, dass sie schnell gesund wird, oder stirbt, oder er sie verlässt, ok?

Mir geht es darum, IHM zu helfen, durch diese Zeit zu kommen. Ich bin nicht Mutter Theresa, ich liebe diesen Mann wirklich! Umsonst hab ich all die Jahre nicht durchgestanden, wenn das nur ein Geplänkel wäre.

Und ich bin kein Mensch, der rosarot sieht, sondern eine Frau die im Leben steht und irgendwann in eine Situation geraten ist die sie früher selber verurteilt hat und plötzlich mittendrin stand. Darum urteile ich auch nicht mehr über Menschen, die andere Wege einschlagen, als die Norm es für richtig hält. Und ich erhoffe mir von Euch das Gleiche.

Ich will ihm einfach helfen. Ich sehe, daß er am Limit steht und eine Grenze erreicht... wenn er über diese hinaus kommt, kaum noch steuern kann, was passiert. Und das will ich vermeiden! Denn dann würde nichts gutes gestehen, mehr verletzt werden, als wirklich nötig - oder aber - er zugrunde daran gehen.

Mir ist bewusst, dass ER die Krankheit NICHT hat. Aber man muß auch sehen, daß diese Frau eine stabile Familie hat. Den finanziellen Background, dass kostspielige Behandlungen (Die Sinn ergeben) kein Thema sind, etc. Aber - sie kämpft nicht für sich, obwohl es so gute Heilungschancen gibt. Statt dessen macht sie allen um sich das Leben zur Hölle, in dem sie sich benimmt, wie ein trotziges Kind.

Ich könnte es nachvollziehen, wenn es keine Aussicht auf Besserung gäbe. Aber mit den derzeitigen Ergebnissen und Aussichten? Kann ich das nicht als in Ordnung empfinden.

Vielleicht hat jemand hier was ähnliches erlebt - in Bezug auf die Reaktion von ihr... und kann mir da seine Eindrücke widergeben.

Tja - und wenn ich hier gesteinigt werde? Dann hab ich zumindest versucht, mal ein paar konstruktive Meinungen darüber zu erhalten und mein Versuch ist gescheitert.

Liebe Grüsse in die Nacht hinein
Steffi

P.S. Noch etwas! Ich versuche jeden Tag Kraft und Ruhe zu bewahren und mir keine Tiefs zu erlauben, um ihm den Rückhalt zu geben, durch diese Zeit zu gehen. Tagebuch habe ich angefangen zu schreiben, damit mich diese Situation nicht völlig einnimmt, aber sie nimmt mich ein - unbewusst bestraft mich also seine Frau auch dafür, daß ich ihren Mann liebe! Und damit komme ich nicht zurecht. Bin ein Mensch, der helfen will - jedem der mir am Herzen liegt. Und ich sehe zur Zeit nur Leid, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit bis hin zur Sprachlosigkeit. Selber komme ich aus einer sogenannten "Krebsfamilie" und habe viele Todesfälle erlebt, die mehr als traurig waren. Aber diese Menschen? haben ihren Zustand gemeistert, sie haben sich an ihrem Leben festgehalten und die Zeiten, die sie hatten, genutzt um glücklich zu sein. Sie haben ihr Umfeld nicht terrorisiert und so extrem belastet wie diese Frau das tut. Es ist keine Entschuldigung, daß jemand ein Leben lang sich ja nie weiter entwickelt hat und niemals für sich selber Verantwortung übernommen hat. Es lieber immer anderen aufgebürdet! Jeder Mensch hat ein bewusstsein - eine Stärke und einen Verstand! Und den sollte man auch benutzen, vor allem in schwierigen Situationen. Sie hat mich zur Betroffenen gemacht, weil ich die ihn, den Ehemann, erlebe, als unglücklichen, traurigen und verzweifelten Menschen, der nicht mehr weiter weiss... und das? Macht mir unendlich zu schaffen!

Geändert von RoterWildfang (25.08.2010 um 22:21 Uhr)
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