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Alt 27.08.2010, 12:03
RoterWildfang RoterWildfang ist offline
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Standard AW: Wie hilft man?

Hallo Chrissi,

vielen Dank!

Gestern abend hat es mir dann auf den Hut drauf gesetzt.

Er ist zu einem Termin mit diesem Heiler gefahren - und natürlich mußte er mir das mitteilen! Ich habe ihm klar zurückgeschrieben, wenn er sich auf diese Schiene einer Schuld an einer Krankheit einlässt, so wird er immer diese Schuld haben... wenn dieser Mensch nur ansatzweise Erfolg hat mit seinen Worten.

Das war dann irgendwann wohl zuviel für mich am gestrigen Tag!

Habe ihn nun gebeten, in der kommenden Woche Zeit für ein Gespräch zu finden. Er soll mir sagen, was er eigentlich für ein Ziel verfolgt, wie das nach seiner Ansicht aus, weiter funktionieren soll und auch ich! Worte des Zuspruches benötige, die da nicht immer heissen, daß er MICH braucht, sondern, daß er wohl noch klar realsiert, daß auch ich ein Mensch bin, der nicht unendlich an Kraft geben kann und dabei keine mehr zurück erhält.

Leider bin ich so veranlagt, daß mich offensichtliche Dummheiten von anderen Menschen (die ich kenne) manchmal wütend machen. Und deshalb leider - ausnahmsweise für mich - leider - dann zu sehr da rein investiere!

Eigentlich müßte ich es heute ja besser wissen - denn Dinge wiederholen sich ja bekanntlich im Leben.

Mir tut die Frau leid.... weil so eine Diagnose zu bekommen hat kein Mensch verdient. Auch ich weiss nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich eine Diagnose bekomme, die mein weiteres Leben in Frage stellt. Zieh ich mich zurück? Gebe ich auf? Versuch ich mich an allem festzuhalten was nach Chance aussieht? Keine Ahnung.

Diese Ehe ist seit über 30 Jahren auf Lügen aufgebaut. Seine Lügen! Warum ich das nun so akzeptiert habe? Grübel - ich frage mich manchmal selber. Vielleicht liegt es daran, daß dieser Mensch eine ganz eigene Anziehungskraft hat und ich ihn Jahrelang, bevor das mit uns begonnen hat, als einen graden, klaren, ehrlichen Menschen (als Chef) erlebt habe. Der niemals einer Auseinandersetzung ausgewichen ist (Ich bin kein einfacher Arbeitnehmer) und wir uns damals sehr viel in den Haaren hatten, weil ich mir nicht habe alles gefallen lassen. Er mich aber auch nie gekündigt

All dass, was Du schreibst in Bezug auf diese Ehe, auf die gemeinsamen Jahre.... sind alles Überlegungen, die ich auch habe und hatte. Darum versuche ich auch immer, mich so weit wie es geht so abzusichern, daß ich ihn nicht zu Leben benötige. Gefühle sind eine eigene Sache - die kann man nicht abschalten. Entweder werden Gefühle genährt, oder so lange getreten, bis sie sich von alleine abschalten und man endlich die Konsequenzen zieht.

Irgendwie stecke ich noch mittendrin in diesem Prozess.

Sicherlich bin ich nicht von dieser aktuellen Krankheits-Situation betroffen - sondern hänge da nur irgendwie mit dran - weil er mich als Puffer benötigt und ja auch benutzt.

Ich ihm auch helfen will - weil ich weiss, dass Familienangehörige oft genauso darunter leiden wie der Kranke. Aber wahrscheinlich muß ich mir selber helfen. Aus diesem Kreislauf heraus zu treten. Was leider nicht so einfach ist.

Er ist ein sehr einnehmender Mensch. Das hat schon zu einigen Konflikten geführt. Aber es ist dann doch immer weiter gelaufen.

Kennst Du das Gefühl, Chrissi, benutzt zu werden, damit man sich selber besser fühlt, weil man jemand anderem alles aufladen kann, der das für einen selber tragen soll? So komme ich mir vor!

Einerseits soll ich lt. ihm das Thema nicht zu meinem Thema machen - auf der anderen Seite kriege ich ständig Infos "Bin gerade dahin unterwegs mit ihr, heute ist das mit ihr passiert, gestern jenes, hilf mir, brauche Dich, weiss nicht mehr weiter," etc. pp.

Da drängt sich bei mir die Überlegung auf, ob nicht ER das zu meinem Thema macht, um sich die nötige Luft zu verschaffen.

Ich denke, Du hast Recht. Ich muß mich zurückziehen. Darum habe ich auch um ein Gespräch gebeten. Diese Familie muß da durch - wies ausgeht? Kann nicht mein Ding sein. Ich werde da sein, wenn er mich wirklich braucht, doch ich werde mich nicht mehr von ihm in dieses Thema hineinziehen lassen. Und an Tagen, wenn grad alles gut läuft? Dann braucht man mich nicht.

Das ist schräg, weisst Du!

Es gibt soviele Menschen, die wären froh, jemanden zu haben, der ihnen nur ein bisschen zuhört und ein bisschen für sie da ist. Es gibt Menschen die hart kämpfen, damit sie leben dürfen und vieles dafür ertragen. Aber das, was da abläuft? Hat eine eigene Qualität. Die oftmals Kopfschütteln im mir erzeugt. Und auch eine Art Abwehrhaltung, mich zum Instrument machen zu lassen.

Anfangs habe ich geglaubt, durch klare Worte, Verständnis, zuhören, helfen zu können. Weil er mich auch darum bat. Doch nun geht es alleine auf meine Kosten!

61 Jahre ist er alt, um ehrlich zu sein. Sie ist 59 Jahre. Natürlich sind die Denkweisen durch den Generationsunterschied schon teilweise verschieden, doch nicht vergleichbar, als wenn das Verhältnis z.B. 20 zu 40 wäre. Ich habe ein sehr bewegtes Leben geführt mit viel Tiefschlägen und habe dadurch eine andere Sichtweise und Denkweise aufs Leben bekommen. Daher stehe ich komischerweise oft in der Situation ihm zu sagen, wie Dinge im Leben ablaufen - weil er die Erfahrungen, die ich gemacht habe, niemals erlebt hat. Eben immer ein Leben geführt, nach seinen Vorstellungen, nach seinen Richtlinien - für sich immer das beste herausgeholt hat und wohl noch nie eine Rechnung für sein Handeln bezahlen mußte.

Vielleicht beginnt er gerade, sie zu bezahlen, wer weiss. Aber dann bitteschön nicht auf Kosten von mir! Ich habe mich vielleicht in den letzten 3 Jahren schuldig gemacht, aber die 27 Jahre davor? Sicher nicht!

Ja, das Leben ist ein Irrenhaus!

Lieben Gruss
Steffi
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