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Alt 04.08.2012, 15:19
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Mama will sich (noch) nicht operieren lassen (Kehlkopfkrebs)

Hallo enim, Ulphin, Wolfgang,

da möchte ich jetzt meinen Senf auch dazu geben. Ich bin zwar nicht selbst betroffen, war mal Angehöriger, trotzdem.

Ich (für mich) denke, dass zuerst mal die jetzt noch relativ einfache Behandlung im Vordergrund stehen sollte und die Pilgerwanderung auf später verschoben wird. Aus zwei Gründen:

Zum Ersten, gerade weil, nach der Schilderung von enim, die Behandlung jetzt noch relativ einfach scheint und damit auch viel versprechend. Ein Verschieben bis Ende September ließe den Tumor sicherlich auch wachsen und würde die Behandlung unter Umständen wesentlich verkomplizieren.

Zum Zweiten. Ganz sicher ist der Camino eine lebensbereichernde spirituelle Erfahrung, eine große körperliche Herausforderung und der Traum vieler religiöser Menschen. Doch gerade wegen der wahnsinnigen körperlichen Herausforderung würde ich in diesem Fall abraten. Das ist der Erkrankung sicher nicht zuträglich und sich bereits jetzt darauf ein zu stellen, eventuell per Notfallflieger wieder in die Heimat geflogen zu werden, halte ich nicht für verantwortbar.

Eingefügt: Es könnte sogar sein, dass die Versicherung sich weigert, die Kosten zu übernehmen, da die Diagnose bereits vor dem Notfall bekannt war. Bin allerdings kein Versicherungsfachmann.

Um mal als gläubiger Christ zu sprechen: auch wenn es Gott gefällt, wenn ich diesen Weg gehe, so will er auf keinen Fall, dass ich mich dafür unnötigerweise in Lebensgefahr begebe und dass ausgerechnet an mir ein Wunder geschieht (der Krebs verschwindet) ... wie käme ich, als einzelnes unbedeutendes Menschlein, zu genau der Annahme? Um mal anders rum zu denken ... wieso kommt gerade jetzt, quasi in letzter Sekunde vor der Wanderung, die Diagnose Krebs? Soll mich das vielleicht sogar abhalten, den Weg zu gehen? Aus welchen Gründen auch immer? So mal meine Gedanken dazu.

Wir kennen nicht die körperliche Verfassung der Mutter von enim. Ist doch bereits für gesunde, fitte Menschen dieser Weg eine Anstrengung, die stellenweise über deren Grenzen gehen kann. Ist die Mutter körperlich auf der Höhe (was sie eh sein sollte, wenn sie diesen Weg laufen will!), dann hat sie Kraft genug, die Herausforderung "Krebs" an zu nehmen. Da bedarf es keines Trainings auf dem Jakobsweg.

Nicht jeden Traum muss man sich erfüllen und hindert mich eine so gefährliche Krankheit wie Krebs daran, den Weg zu gehen, so werde ich deswegen ganz sicher nicht in der Hölle schmoren. Ich kann mir in diesem Fall den Jakobsweg vorstellen als Dankeschön für eine überstandene Krebserkrankung.

Das ist doch ein Ziel, für das es sich zu kämpfen lohnt?

Enim, die Entscheidung muss deine Mutter alleine fällen, denn sie alleine wird auch mit den Konsequenzen leben müssen. Du und wir, wir können nur Ratschläge geben und Gedanken beisteuern. Nicht mehr und nicht weniger.


Liebe Grüße,

Helmut

PS: Hallo Wangi, deine Gedanken sind ähnlich. Ich habe sie nur ein bisschen breiter gefasst.
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Geändert von HelmutL (04.08.2012 um 15:29 Uhr) Grund: PS und weiteres
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