Thema: meine Mama
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Alt 02.09.2004, 19:08
Gast
 
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Standard meine Mama

Liebe Janne!

Fühl dich gedrückt! Auch dir wird es wieder besser gehen. Ich verspüre nun, knapp 3 Wochen danach, wieder zeitweise so etwas wie Lebensfreude. Wer hätte das gedacht?? Ich bin natürlich noch viel traurig, aber das ist ja kein Wunder: Ich habe einen geliebten Menschen verloren, den mir keiner ersetzen kann, so wie er war - mein einzigartiger Papa. Diese Lücke wird immer bleiben und auch immer wieder mehr oder weniger weh tun. Ich vermisse ihn sehr, aber trotzdem glaube ich jetzt genügend Kraft zu haben, um am Montag wieder in die Schule gehen zu können( hatte am 1.8. erst mein Referendariat) begonnen. Mein Papa hätte das nicht gewollt, dass wir so lange und so heftig trauern - obwohl man das sich ja nicht aussuchen kann. Deine Mama möchte das sicherlich auch nicht, dass es dir so schlecht geht.
Wenn die schlimme Krankheit meines Papas einen Sinn gehabt hat, dann diesen: Ich habe einen anderen Blick auf das Leben bekommen: 1) Gesundheit ist nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk, 2) Ich kann mich an kleinen Dingen viel mehr erfreuen, z.B. dass heute die Sonne scheint und das frischgepflügte Feld so schön aussah (klingt blöd, ist aber so!) 3)ich meine Prioritäten im Leben verschoben habe: sein Leben zu leben ist wichtig, alles "mitnehmen", wozu man Lust hat, intensiv leben, nicht alles auf die lange Bank schieben 4) über Probleme, die aus meiner jetzigen Sicht trivial erscheinen, lachen können. Auch über das Leben lachen können, nicht alles so ernst nehmen. Es relativiert sich einiges!! Ich denke, die Krankheit meines Vaters hat mir für einiges die Augen geöffnet. Ich bin mit Sicherheit an Erfahrungen reicher geworden. Wer hat von meinen Freunden schon einmal einen Menschen beim Sterben begleitet? Fast keiner. Diese intensive zwischenmenschliche Erfahrung habe ich mir nicht ausgesucht, aber sie hat mich mit Sicherheit reicher und erfahrener gemacht. Vielleicht kannst du ja irgendwann ähnlich denken...
Ich wünsche dir viel Kraft in deiner Trauer.

Lieben Gruß, Britta
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