Liebe Stella,
ich habe alles erledigen müssen. Bei uns kamen noch die blöden Behörden - die Rentenkasse wollte Mam noch zur Kur schicken, das Arbeitsamt wollte Mam sehen... Alle wußten, dass sie seit Silvester im Sterben lag, aber das war denen egal...
Ich bin nur einen Tag nach Mams Tod wieder arbeiten gegangen. Ich habe keine Vertretung und es ging nicht anders. Und auch als sie im Sterben lag, musste ich arbeiten. Habe eher Schluss gemacht und bin dann zu meinen Eltern. Schlafen konnte ich nicht, ich hatte Angst, dass Telefon nicht zu hören...
Ich falle heute noch ab und an in ein tiefes Loch! Mam und ich hatte eine besondere Beziehung. Als es ihr schon sehr, sehr schlecht ging, wollte sie mich anrufen und mir gratulieren. Heiligabend wollte sie das Foto von mir und meinem Freund (ihr Geschenk - ich hatte es ihr versprochen) nicht mehr her geben. Da lag sie bereits im Sterben: Als ich kam, hat sie mich angelächelt. Das hat sie sonst bei den anderen nicht gemacht. Und als ich gehen wollte, hat sie mit ihrer letzten Kraft mich festgehalten. Wir haben uns lange unterhalten und sie war glücklich, wenn ich da war. Das hat sie meinem Papa erzählt.
Es tut so doll weh. Leider kann ich dir nicht sagen, was den Schmerz nimmt. Ich weiß es nicht!
Ich knuddel dich ganz dolle
und schicke dir einen
für Mittwoch - der soll dir beistehen
Ela