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Alt 28.12.2009, 06:14
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rosa.sputnik rosa.sputnik ist offline
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Standard AW: als angehöriger mit der Krankheit klarkommen

Hallo zusammen,

wie einige von Euch vielleicht wissen habe ich meine Mom auch im Juli diesen Jahres verloren. Auch sie hatte einen Kleinzeller.
Mit der Schmerzmedikation der Ärzte ging es meiner Mom kein Stück besser und wir haben dann solange selbst herumprobiert bis wir die "richtige" Dosierung gefunden haben.
Was ich meiner Mom immer gesagt habe, und das hat ihr sehr geholfen, ist dass sie niemals ihre Selbstbestimmung aufhören darf.
Das ist im Grunde die letzte Bastion des Patienten...
Ich meine, man kann sich kaum vorstellen was diese Diagnose für die Betroffenen selbst bedeutet... wenn ich es mir versuche vorzustellen überkommt mich absolute Panik...
Und bei mir ist es eben "nur" eine Vorstellung.
Wenn ihre Schmerzen zu doll werden wird sie schon etwas nehmen... meine Mom hatte auch immer Angst davon abhängig zu werden, und ich finde nicht dass man die Patienten überrollen darf mit dem was man selbst für richtig hält.
Mir ging es kurz nach Mamas Diagnosestellung auch nicht anders, aber je mehr Zeit verstrich umso mehr sah ich auch dass es ihr besser ging wenn sie merkte dass sie durchaus auch noch selbst bestimmen darf.
Meine Mom wollte auch nicht mehr raus... sie hat letztendlich monatelang nur im Bett verbracht. Ich habe auch ewig lange versucht sie dazu zu bewegen sich mit uns auf die Terrasse zu setzen... keine Chance.
Jetzt, im Nachhinein, ärgere ich mich oft über mich und denke mir dass ich sie nicht so sehr unter Druck hätte setzen sollen... zumindest am Anfang ihrer Erkrankung.
Der Kleinzeller ist nicht wirklich heilbar... das ist richtig, aber trotzdem kann kaum ein Arzt eine zuverlässige Prognose stellen und das ist auch gut so.
Es gab im April einen Arzt den ich um seine Einschätzung bat... er sagte: "Wenn Sie viel Glück haben können Sie noch einmal Weihnachten mit ihr feiern, aber höchst wahrscheinlich wird sie die Blätter nicht mehr fallen sehen."
Er hat recht behalten und ich war sehr froh über diese Aussage...
Wenn sie palliativ behandelt wird könnt Ihr nicht ihr Leben retten, ihr könnt es ihr aber so angenehm wie möglich versuchen zu gestalten... ich weiss wie schwer das ist.

Liebe Grüße
Jasmin
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Meine Mama: ED 12.11.2008 Kleinzelliges Bronchialkarzinom, T4 N3 M1 (multiple Hirnfiliae)
4 Zyklen Cisplatin und Etoposit, Ganzhirnbestrahlung, dann Tumorprogression, April 09 neue Lungenmetastasen und obere Einflussstauung. Keine weitere Kontrolle, keine Chemo mehr... nur Hoffen auf ein kleines bisschen mehr Lebensqualität...Am 28.07.2009 um 11:26 Uhr Meine Mama ist in meinen Armen für immer eingeschlafen...
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