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Alt 25.07.2010, 22:37
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

Hallo Sprachlos, hallo @all,

ich finde es schade, dass der Eröffner dieses Threads sich nun nicht mehr zu Wort meldet, weil er sich vielleicht nicht traut?

Ich habe selbst meinen geliebten Mann vor mehr als 2 Jahren an dem besch.... Krebs verloren und kann mich daher sehr gut in "Sprachlos" versetzen.
Ohne hier jemanden zitieren zu wollen, kann ich bei manchen Antworten nur den Kopf schütteln. Ich bin erstaunt, dass "Andere" immer wissen, was am besten zu tun ist.
Nach einem Jahr "muss" man professionelle Hilfe suchen? Ich glaub es nicht. Genau das ist es, was in vielen Köpfen verankert ist: So, Trauerjahr vorbei, nun funktioniere wieder. Weiß eigentlich wer, dass ein Jahr Trauer für einen geliebten PARTNER (es ist etwas anderes als ein Elternteil, zumindestens bei mir) ein Fliegenschiss ist?

Ich habe SOFORT eine Psychotherapie begonnen, da ich den Termin bereits VOR dem Tod meines Mannes hatte, weil ich mit dieser ganzen schlimmen Situation nicht mehr klar kam. Gebracht hat es mir nichs. Und warum nicht? Weil ich das, was mir suggeriert wurde, überall nachlesen kann. Weil auch eine Psychologin, welche selbst nicht so etwas durchgemacht hat, auch nur aus Lehrbüchern oder von anderen berichten kann. Aber genau das ist es, was mir nicht hilft! Die Theorie ist nämlich das eine, aber das umzusetzen was ganz anderes. 4 Monate nach dem Tod musste ich zudem auch zum Psychiater, weil ich plötzlich Panik- und Angstattacken bekam, sich also die Trauer in heftige Depressionen umwandelte. Hätte ich keine Antidepressiva erhalten, käme ich überhaupt nicht klar. Sie machen auch nicht trübe oder verschleiern. Sie haben MIR aus der Panik geholfen, NICHT aus der Trauer.
Vor kurzem war ich 9 Wochen in einer ambulanten psychosomatischen Reha gewesen. Auch dort wurde psychologisch und psychiatrisch betreut. Gebracht haben mir die Gespräche etwas, aber nicht die mit den Psychologen, sondern mit anderen Betroffenen, obwohl sie mehr an Bornout litten. Normalerweise sollte ich mich einer weiteren psychologischen Anschlussbehandlung unterziehen. Dies werde ich jedoch nicht tun. Einen GUTEN Psychologen zu finden, ist wie die Stecknadel im Heuhaufen zu suchen. Ich rede statt dessen lieber mit meiner noch fast einzigsten Freundin. Aber das ist MEIN Weg.
Ich glaube nicht, dass Sprachlos sich nicht traut, glücklich zu sein ohne schlechts Gewissen. Wenn man eine so große Liebe verliert, hat man sich selbst verloren. Man fühlt sich leer und ausgelaugt. Nichts macht mehr Freude. Und das kann halt leider Jahre dauern, bei manchem hört es nie auf. Dass man sich Gedanken über die Zukunft macht, ist doch völlig normal, erst Recht in so einem jungen Alter. Das tut mit Sicherheit jeder. Und die Unvorstellbarkeit, jemals einen anderen lieben zu können, kommt da automatisch hinzu. Was habe ich - und ich tue es noch heute - auf der Straße Männer beobachtet, habe jeden mit meinem Mann verglichen, um dann doch festzustellen, dass keiner dem gerecht werden würde. Man sieht halt alles mit anderen Augen. Es ist nicht mehr die gleiche Sonne, die gleichen Blumen oder die gleiche Natur. Man kann sich mit einer inneren Leere nicht daran erfreuen, so wie früher.

Im Endeffekt kann ich also dich und deine Gefühle, Sprachlos, sehr gut verstehen. Ich habe keine Idee, was man dagegen tun kann.
Das einzige, was mir geholfen hat, ist, den Anspruch an das "Glücklichsein" aufzugeben und nur noch zuzusehen, dass man einen Tag nach dem anderen übersteht.

In diesem Sinne hoffe ich, dass du dich wieder meldest. Denn auch mich interessieren deine Gefühe.

Alles Liebe!
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011

Geändert von Conny44 (25.07.2010 um 22:42 Uhr) Grund: Satzhinzufügung
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