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Alt 10.06.2018, 00:01
Elisabeth15 Elisabeth15 ist offline
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Daumen hoch AW: Die Chemo beginnt

Lieber René,

da bin ich ja erleichtert, dass es dich noch gibt. Danke, dass du dir -trotz deiner doch erheblichen Beschwerden- die Zeit genommen hast, mir zu antworten.

Das, was du schreibst, erinnert mich in vielerlei Beziehung an meine eigene Geschichte. Auch ich hatte mit den Bestrahlungen mehr Probleme als mit den Chemos.
Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: Wenn du mit Chemo/Bestrahlung durch bist, dauert es noch eine Weile, bis du dich wieder "normal" fühlst. So hat es bei mir auch einige Zeit gedauert, bis ich wieder Kraft und damit auch Lust hatte, nach Hildesheim, Peine oder Hannover zu fahren, um mal wieder zu shoppen oder Essen zu gehen.
Und die Angst vor der nächsten Kontrolle kann ich sooooooo gut nachvollziehen, das kann im Prinzip nur jemand, der das selbst erlebt hat. Ich glaube, dass die Angst am Tag des Aufklärungsgespräches immer bleiben wird, aber sie nimmt -zwischen den Kontrollen- immer mehr ab, je öfter du nach so einem Gespräch eine für dich positive Rückmeldung vom Onkologen bekommen hast.
Und ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich etliche Lungenkrebskranke in der Tagesklinik (war ja 6 Jahre lang 1x monatlich da wegen der Knochentherapie) noch einige Male gesehen habe, dann nicht mehr. Eine Frau habe ich mal ohne ihren Mann in der Cafeteria gesehen und angesprochen, ihr Mann hat es nicht geschafft - er wollte wohl auch gar nicht.
Aber wir beide wollen doch noch ein bisschen vom Leben haben, oder? Wir geben niemals auf!
Also, auch wenn es dir im Augenblick nicht so gut geht, lass dich nicht unterkriegen. Es kommen auch wieder andere Tage!

Diesen Satz sage ich zur Zeit auch zu mir selber, weil es mir gesundheitlich immer noch mies geht.
Neben superstarken Rückenschmerzen durch Arthrose und Beckenschiefstand, die auch durch starke Medikamente nicht in den Griff zu kriegen sind, habe ich momentan auch noch große Probleme mit meiner Schilddrüse. Weil die Werte nicht stimmten, hat meine Hausärztin hier die Medikamentendosis verdoppelt. Ich habe Schilddrüsenunterfunktion vom Typ Hashimoto - klingt lustig, ist es aber nicht! Das ist eine unheilbare Autoimmunerkrankung, bei der sich die Schilddrüse nach und nach selbst zerstört. Die fehlenden Hormone müssen durch entsprechende Medikamente (L-Thyroxin) ersetzt werden. Symptome, unter denen ich jetzt leide, sind: Kältewellen bei ca. 30 Grad Außentemperatur, Haarausfall/kraftloses sprödes Haar, Heiserkeit/rauhe Stimme, körperliche Schwäche und Müdigkeit. Vielleicht sind einige Dinge auch darauf zurückzuführen, dass mein Mikronährstoffhaushalt nicht in Ordnung ist (z.B. Selen- oder Zinkmangel).

Du siehst, es gibt auch noch andere Erkrankungen, die die Lebensqualität erheblich einschränken.
Aber wir schauen weiter hoffnungsvoll und frohen Mutes in die Zukunft, auch wenn es manchmal schwer fällt, stimmt's?
Ich werde mir am Montag eine Überweisung zu einem Facharzt holen, um die Geschichte rund um die Schilddrüse abklären zu lassen.
Dann lasse ich mir nochmal Termine beim Osteopathen geben - das hat mir immer gut getan, auch wenn die Linderung nur von kurzer Dauer war.

Aber du hast natürlich Recht: Auf Dauer macht es keinen Spaß mehr, die wertvolle Lebenszeit bei einem Arzt oder im Krankenhaus zu verbringen. Mir reicht es momentan auch! Viel lieber würde ich mit meinem Mann mit dem Wohnmobil in der Weltgeschichte herumturnen. Und du würdest am liebsten Motorrad fahren, so wie ich dich einschätze.

Ich tröste mich momentan damit, dass wir hier im Haus bzw. im Garten weiter kommen. Letzte Woche waren 5 Tage lang von 7.00 bis 17 Uhr 2-3 Gartenbau-Arbeiter hier, die das Grundstück bearbeitet haben: Unkraut entfernen, alles begradigen, Mutterboden auftragen, Rasenkanten und Beetumrandungen setzen, Kieselsteine in Hülle und Fülle auf den Boden bringen. Die Bepflanzung findet erst im Herbst statt, dafür ist es jetzt zu spät.
Jetzt sieht alles schon "ordentlicher" aus, aber in einem Neubaugebiet verdreckt es draußen auch schnell. Und bei meinem Schmerzen kann ich viele Arbeiten nicht mehr machen, also lassen wir sie machen. Am nötigen Kleingeld scheitert das bei uns nicht, aber eine Putzfrau oder Zugehfrau möchte ich nicht - noch nicht. Alles, was ich selbst noch kann, möchte ich auch selbst erledigen. Das hat was mit Selbstwertgefühl zu tun. Ich denke, du weißt, was ich meine.

Also, lieber René, ich schicke dir nochmals sonnige Grüße und von der Gesundheitstorte ein Riesenstück.
Wenn du magst, schreib mal wieder, aber das soll kein Zwang sein. Mach es dann, wenn dir danach ist. Ich würde mich jedenfalls freuen, auch wenn einige Menschen im Internet sich nicht mehr oder nur ganz selten melden - warum auch immer, ich finde es schade.

Weiterhin Kopf hoch und toi toi toi bei der Besiegung dieser fiesen Krankheit!
Liebe Grüße,
Elisabeth
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