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Alt 01.10.2004, 14:32
Gast
 
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Standard Wie lange arbeitsunfähig?

Hallo Dorothee, Helli, Simone, Norma,

irgendwie ist es hilfreich, Eure Meinungen und Erfahrungen anzuhören. Ich danke Euch dafür. Bei mir ist eben alles noch so frisch, so neu, ich muß mich jetzt selber erst kennenlernen, nach 39 Jahren wird es ja auch mal Zeit (hihihihih). Ich mache jetzt ganz neue Erfahrungen, auch mit meiner Umwelt, so ist es eben. Ich bin noch nicht so weit, dass ich mich mit dem Gedanken an die fehlende Brust so richtig auseinandergesetzen kann. Es waren für mich die ganze Zeit andere Dinge wichtiger: wie wird das mit der Chemo, wird sie alles abtöten, wie ist das mit Metastasen usw.....Ich habe aber jetzt gespürt der Brustkrebs trifft uns Frauen doch an einer empfindlichen Stelle, für mich ist es so, ich weiß nicht wie es Euch geht, doch wenn ich mich nach dem Duschen im Spiegel anschaue wird es mir immer wieder bewußt, was mit mir passiert ist und das macht mich zur Zeit noch unheimlich traurig. Deshalb möchte ich auch zuerst mal mit mir ins Reine kommen und mich so akzeptieren können, denn dann können es auch die anderen.

@Dorothee:
Wie wahr: halbe Wahrheiten sind das Salz in der Gerüchteküche. Bei uns ist das auch so. Es wird hinzugedichtet und bald ist man schon halb tot und die anderen wundern sich, dass man plötzlich wieder auferstanden ist, wenn sie einen in der Kantine sehen. Der Satz Angriff ist die beste Verteidigung trifft hier fast ins Schwarze. Mir ist vor allen Dingen in der Vergangenheit aufgefallen, sobald ein Gerücht entschärft wurde, durch die "nackten Tatsachen" natürlich und dadurch, dass die Betroffenen ehrlich dazu gestanden haben, man auch wieder total uninteressant wird. Hast Du diese Erfahrung auch schon gemacht ? Nachdem die Wahrheit ans Tageslicht kam und die Personen dazu gestanden haben, hat es keinen Menschen mehr interessiert. So sind sie halt die lieben Kollegen, gell ? Apropos: toll, dass Du so fit wieder bist, Du bist für uns alle wieder so ein richtiges "Positiv-Beispiel". Das tut vielen von uns gut !

@Helli: Wir dürfen uns wirklich mit dem Beginn unserer Arbeit nicht festnageln lassen, immer schön sagen, ich weiß es zur Zeit noch nicht. Ich habe beschlossen, dass ich es jetzt so handhaben werde, nur keinen Zeitpunkt nennen, sonst heißt es: "Ja sie haben doch damals gesagt, dass....." Ich weiß ja selbst nicht, wie ich mich nach meiner 6. Chemo fühle. Schon jetzt verlassen mich manchmal meine Kräfte, einfach so, ohne sich vorher anzukündigen, wie wird das erst wenn noch mehr Zytostatika in mir ist ? Du hast Einzelhaft erlebt ? Ich auch, es war schrecklich und seit dieser Zeit bin ich noch vorsichtiger. Bei mir war es damals ein Infekt, der mich zu Boden gerissen hat und das möchte ich nicht nochmal erleben.

@Simone:
Du bist echt mutig, nach der Chemo arbeiten gehen und nach der Bestrahlung, ich hätte zur Zeit hierzu nicht immer die Kraft, aber es muß - wie Du schon sagst - jeder für sich entscheiden. Arbeitest Du in einer kleinen Firma ? Ich bin immer der Meinung, dass es irgendwie doch durchsickert wenn es auch nur zwei wissen und dann wird hinter meinem Rücken geredet und noch dazu gedichtet, aber gut, wenn Du so damit besser umgehen kannst. Das man mit Krebs leidend durch die Gegend läuft, ist auch die Ansicht vieler meiner Mitmenschen, die sich bei Krebs nur dahinsiechende und erbrechende Menschen mit fahler Haut im Bett vorstellen und davor habe ich auch etwas Bammel, dass mich jeder darauf anspricht, aber ich habe mir als Ziel gesetzt, dass ich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch nicht mehr mit jedem darüber reden will, man muß es Ihnen dann nur sagen. Es ist doch irgendwann mal Schluß mit den Krebsgesprächen, darauf habe ich Mitte nächsten Jahres gar keine Lust mehr und das werde ich auch offen sagen. Es ist so wie Du sagst, unwissende Menschen stellen sich das Allerschlimmste vor und da kommt man schon mal in Erklärungsnot, weil ihnen einfach der Backround fehlt.

@Norma:
Das ständige Auf und Ab, wie wahr. Zur Zeit bin ich in einem Tief und ich bin so froh, dass es dieses Forum gibt, mit so vielen Schicksalen, die so ähnlich sind und doch immer so verschieden im Detail. Wir alle haben unsere Probleme und es ist schön, dass wir uns hier versuchen zu helfen und beizustehen. Das mit Deinem Betrieb ist ja wohl ähnlich wie bei mir, je größer die Firma, desto größer die Gerücheküche, oder ?

Euch allen ein - trotz des Miese-Laune-Wetters - noch einen schönen Tag. Ganz liebe Grüße an Euch alle und ganz viel Kraft und Zuversicht für die Genesung.....

Anke.
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