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Alt 11.10.2012, 18:10
Vany Vany ist offline
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Frage Wesensveränderung bei Krebspatienten - Erfahrungsberichte-

Hallo zusammen,

ich würde gerne hier ein Austausch mit Angehörigen oder auch Betroffenen führen, die selbiges Problem kennen.

Wesensveränderung bei einem Krebspatienten:

Mein Papa hat durch das Cup Syndrom (Diagnose 23.4.2012) sehr abgenommen und auch sein Wesen hat sich sehr verändert. Er hat sich z.B. sechs Wochen nach der Diagnose von meiner Mama nach 37 Ehejahren getrennt, er ist 160 Km weit weg gezogen, zu seiner Mutter und hat dort im Tumorcenter seine Chemo angefangen. Danach ging alles Stück für Stück bergab, er wollte seinen langjährigen Vollbart (über 30 Jahre getragen) nicht mehr haben, erst nur kurz, seit drei Wochen ist er ganz ab.
Er redet sehr oft sehr widersprüchlich, den einen Tag will er meine Mutter sehen, den nächsten Tag würde sie nur nerven, dann soll sie dringend kommen, weil er sich das wünscht und nun sind wir wieder da, das er sie nicht mehr sehen will, er meinte sie solle ihn in Ruhe lassen und in frieden sterben wollen. Er wäre mit ihr durch. Ohne das aber was passiert ist. Er sollte zur Kur erst sollte meine Oma mit, dann sagte er mir, er sei froh das sie nicht mit kommt, sie würde ihn genau so nerven wie meine Mutter es tut und drei Tage später sagt er er wäre so froh das meine Oma mit kommt zur Kur, ohne aber das er es mit ihr abgesprochen hat oder sie dem zugestimmt hatte.

Dann gibt es wieder Momente, da spricht er gut über jemanden, dann wieder nicht. Dann ist er sehr aggressiv geworden, läßt sich nichts sagen oder behauptet Dinge, wie meine Oma würde ihm die Freiheiten nehmen, er wolle alleine mit dem Rollstuhl raus um an die Luft zu kommen, er schaffte es zu diesem Zeitpunkt kaum alleine aufs Klo.
Meine Oma 83, nimmt das sehr mit, dass er so gemein zu ihr ist, wo sie sich sehr viel Mühe gibt. Zu meiner Mutter war er ähnlich bevor er gegangen ist. Sie hat übrigens die Trennung über den Pflegedienst erfahren, weil er sich da abgemeldet hatte, das die nicht mehr kommen brauchen und die haben natürlich bei meiner Mutter angerufen und nachgefragt was los sei und sie wusste davon noch gar nichts. Denn zu diesem Zeitpunkt war er nur für Untersuchungen in Hannover bei meiner Oma im Tumorcenter und wir dachten alle, er kommt wieder nach Hause.

Jetzt ist er seit dem 1.10. im Hospiz, fünf Tage vorher wurde die Kur abgesagt, weil er einfach zu schwach ist und der Arzt darin kein Nutzen sieht, ist er nur noch still und spricht kaum, baut weiter ab. Aber meine Mutter lehnt er immer noch weiter ab, auch seine Enkelkinder (von meiner Schwester die Kinder) will er nicht wirklich sehen. Selbst wenn meine Oma versucht mit ihm drüber zu sprechen lehnt er sehr lautstark ab. Als wenn er da seine letzte Kraft reinstecken würde. Mal sagt er er fühlt sich einsam im Hospiz, direkt danach sagt er, vielleicht braucht er mal zwei Tage ruhe, nur für sich um wieder zu Kräften zu kommen.

Ich finde das ganze sehr verwirrend, aber vermutlich ist es einfach eine Nebenwirkung der Medis (u.a. Morphium und Haldol) und vom Krebs selber.

Ich denke immer, die agressivität kommt auch vom Krebs, er (der Krebs) ist auch agressiv und das überträgt sich und natürlich das Bewusstmachen/Begreifen, dass man sterben wird.

Es ist sehr schwer damit umzugehen, wenn der Mensch vorher lebensfroh und immer gut drauf war. Er meinte vor ein paar Monaten, das es ihn in der alten Form nicht mehr gibt, der Mensch sei bereits gestorben.

Ich denke ich stehe mit so einem Verhalten bei einem lieben Menschen nicht alleine da - ich würde mich sehr über einen Austausch oder einfach nur mal Kummer von der Seele schreiben freuen. Dann fühlt man sich nicht so alleine damit!!

LG
Vany
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Mein Papa - Diagnose CUP 23.04.2012 mit Metas im Bauchraum - Stoma 04/2012 - Chemo erfolglos/Abbruch der Behandlung 09/2012 - Hospiz 1.10.2012 - friedlich eingeschlafen am 14.10.2012 - 10.02.1953 - 14.10.2012
Es gibt keine Steigerung von Leid, als andere damit verbunden zu sehen
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