Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 21.05.2013, 12:38
PeterBoe PeterBoe ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 16.04.2013
Ort: Jülich (Kr. Düren)
Beiträge: 115
Standard AW: kommt man irgendwann damit klar...?!?

Liebe nocalayu
Ja, das ist schon sehr schlimm, was Ihr da erlebt, besonders die scheibchenweise Information darüber, welche Krankheit Dein Vater nun hat.
Ich kann Euch da ganz gut verstehen, obwohl ich das „Glück“ hatte, dass mein Prostata- und Darmkrebs gleichzeitig erkannt wurden.
Auf Deine Fragen gibt es leider keine allgemeinen Antworten.

Chemo und Angst: Bei der zweiten Chemo wird normalerweise nicht dasselbe, sondern ein anderes Medikament gegeben. Das kann andere, weniger oder auch mehr Nebenwirkungen haben. Aber bei Nebenwirkungen ist es auch nicht so, dass jeder sie bekommt. Ich habe „5-FU“ bekommen und mein Onkologe hat gesagt ich würde die Haare verlieren. Hab ich aber nicht. Mir hätte dauernd schlecht sein können mit Übergeben, ich hatte aber nur drei- viermal Übelkeit mit ein- zweimal Übergeben und nach einer Viertelstunde ging es mir wieder gut.
Ausserdem gibt es unterschiedliche Methoden wie man eine Chemo gibt: a) einmal die Woche die ganze Menge; das ist die härteste, b) auf fünf kleinere Portionen verteilt, die man jeden Tag bekommt, c) mit Port und einer Pumpe, die über längere Zeit (bei mir eine Woche) ständig eine kleine Menge des Medikamentes abgibt, das ist wohl die schonendste. Letzteres hatte ich, nicht stationär und es ging ziemlich gut.
Man muss also mit dem Arzt sprechen und klären, welche Methode bei der Krankheit möglich ist und wie da jeweils die Nebenwirkungs-Risiken aussehen.
Zugegebenermassen: das ist nicht einfach, denn man muss dafür erst einmal den Schritt machen und „Herr über seine Krankheit“ werden und nicht die Krankheit über einen bestimmen lassen.
Jeder reagiert da anders aber jeder muss sich auch fragen, ob man die (egal wie kleine) Chance mit einer Chemo gesund zu werden einfach wegwerfen will oder nicht.
Gegen viele Nebenwirkungen ist ausserdem eines der sprichwörtlichen „Kräuter“ gewachsen; natürlich habe ich gegen die Übelkeit MCP-Tropfen genommen.
Wegen der Gefahr, dass mir die ganze Darmschleimhaut kaputt geht, habe ich mir bei einem Onkologen, der auch Naturheilkundearzt ist, etwas zur Stärkung des Immunsystems/der Darmflora empfehlen lassen.
Viele dieser „komplementären“ Behandlungsmethoden helfen, die Nebenwirkungen der Chemo zu verringern. Schau mal bei der „Gesellschaft für biologische Krebsabwehr“ nach.

Leiden müssen? Von mir kann ich da garnicht sprechen; ich hatte ja das Glück, dass für mich Chemo, Bestrahlungen, OP, endgültiges Stoma, und nochmal Chemo, Bestrahlungen fast nebenwirkungsfrei geblieben sind.
Meine Frau jedoch ist vor einigen Jahren nach vier Jahren Kampf gegen Lungenkrebs verstorben. Immer wieder Chemos und am Schluss auch Operation wegen Hirnmetastasen. Wir hatte oft Zeiten in denen es ihr wirklich dreckig ging, aber wir hatten zwischendrin auch sehr schöne Zeiten, die wir als Geschenk genommen und die uns entschädigt haben: sie hat ihren 50. Geburtstag mit einer richtig grossen Party gefeiert, sie war glücklich über jede Stunde mit unserem ersten Enkelkind, wir waren in der Schweiz und sind dort gewandert, wir waren auf Kreta und haben die Sonne genossen.
Als der Krebs mich erwischt hatte, da habe ich übrigens mit meinen Kindern gesprochen und auch den Enkeln das so weit wie möglich erklärt („die Krankheit ist zwar schlimm, aber ich kann wieder gesund werden“) Dadurch konnten die Kleinen weiterhin unbefangen mit mir umgehen und so konnte auch ich diese Stunden geniessen. So wie auch Dich haben sie mich immer mal für ein paar Stunden abgelenkt, für die ich dankbar bin.
Niemand weiss vorher, ob eine Krankheit für jemanden mit Leiden verbunden sein wird oder nicht. Aber es ist wichtig zu wissen, dass heute niemand mehr leiden müssen muss. Keiner muss vegetieren! Heute gibt es die „Palliativ-“ Medizin, bei der man sogar zuhause mithilfe eines Pflegedienstes schmerzfrei leben kann.
Liebe Grüsse
Peter
Mit Zitat antworten