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Alt 06.03.2005, 14:51
Gast
 
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Standard Mein Papa mußte heute gehen :-(

Liebe Karin,
auch ich fühle voll und ganz mit Dir! Mein Vater ging gestern vor 6 Wochen..... Aber im Gegensatz zu Dir denke ich nicht "er musste gehen" ich denke nur "er durfte gehen" So solltest Du es auch sehen, Dein Kopf sagt es Dir vielleicht auch, aber Dein Herz denkt anders - genau wie meines auch *Dich mal lieb in den Arm nehme*

Bei meinem Vater war die Diagnose (auch Lungenkrebs) 2 Jahre alt, als er starb. Bis kurz vor Weihnachten ging es ihm recht gut, dann ging alles sehr sehr schnell, am 22.1. ist er eingeschlafen. Er hat das ganze jedoch zum Glück verschlafen dürfen, er wurde 2 Tage zuvor in einen künstlichen Schlaf versetzt, das Mittel wurde ihm per Tropf zugeführt. Laut Ärzte konnte er uns hören, sich uns jedoch nicht mitteilen, was er jedoch tat und dafür bin ich dankbar.
Keine Worte, aber Bewegen der Augenlieder und des Daumens wenn ich seine Hand hielt und mal nicht streichelte und auch nichts sagte.

Der Tod als solches muss etwas ganz friedliches sein, ich war bei Papa, nachdem er eingeschlafen ist, er lächelte.
Bei Dir war es der verschwundene Kaffee, bei mir bzw. uns waren es andere Dinge. Unsere Väter sind nicht weg, sie sind nur nicht mehr hier, zumindest nicht für uns sichtbar.

Nehme Dir die Zeit die Du brauchst, gehe irgendwann wieder arbeiten, wenn Du soweit bist. Das schlimmste hast Du nun überstanden, die hellen Tage werden wieder zunehmen *liebguck*

Ich habe den Fehler gemacht und bin gleich am Montag zur Arbeit (Papa war am Samstag eingeschlafen) am 18.2. einen Tag nach der Urnenbeisetzung ging dann gar nichts mehr und ich bin mit dem Krankenwagen von der Firma in die Klinik gebracht wurden. Arm war plötzlich taub und ich konnte nicht mehr reden.
Hätte Papa ein Erdbegräbnis gewollt, wäre ich wohl schon an dem Tag abgeklappt, das blieb uns dank seines Willens jedoch erspart. So konnte ich seine Urne persönlich zu Grabe tragen, meine Schwester hat sie dann in das Grab gesetzt.

Die ersten Wochen ging es mir ganz gut, zu gut für meinen Geschmack, das holte mich ein, als alles überstanden war und ich wirkliche Zeit für die Trauerarbeit hatte.
Zeit, die ich mir zuvor nicht wirklich nahm.
Sei stark, Dein Vater will das, denke an ihn, was er geschaffen hat, Du schaffst das auch.

Ich bin im Augenblick auch wieder ziemlich unten, Mama bat mich gestern, auf Papas Rechner nach Bildern von ihm zu schauen um sie auszudrucken. Das tat ich, fand jedoch auch kleine Videos, die er mit seinem digitalen Fotoaparat aufgenommen hat. Das ich ihn nicht sehen würde war mir klar, er filmte ja, aber ich hoffte auf seine Stimme.
Ich hatte Recht, ich hörte ihn reden, es tat sooo weh, aber auch sooooo gut. Ich konnte erlösende Tränen weinen, aber auch meinen Papa hören, spüren wie nahe er mir ist.

Ich gönne jedem, daß er seine Eltern ganz ganz lange hat, böse auf irgendwen sein, der sie noch hat, bzw. auf wen, der noch lebt, das käme mir jedoch nicht in den Sinn. Ich freue mich für jeden der alt wird und gesund bleibt.

Denke daran: dein Vater ist nur voraus gegangen, einer macht immer den Anfang *liebguck*
Wenn wir geboren werden, haben wir das Ticket für die Rückfahrt schon in der Hand, der eine löst es früher ein, der andere später.

Ich denke an Dich!

Liebe Grüße
Sandra
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