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Alt 26.06.2002, 13:59
Gast
 
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Standard Erfahrungsaustausch, Teil 2

Hallo Sonja,
ich denke, Du mußt mit Nachdruck ein Machtwort sprechen und von Deiner Mutter verlangen, dass Sie an Deiner Hochzeit teilnimmt. Ohne Mutter keine Hochzeit! (Notlügen sind erlaubt) Will Deine Mutter verantworten, daß Du solo durch das Leben gehst? Setze Sie unter Druck. Und wenn es nur ein paar Tage reicht, damit sie wieder isst und trinkt. Dann steigen die Kräfte und der Lebensmut. Dann geht auch vielleicht die Chemo.
Sage ihr, dass es meiner Frau immer vom 3.- 5. Tag nach Taxol/Charboplatin schlechter geht ( Aber "schleichen" im Garten und in der Wohnung sowie kleiner Haushalt geht noch). In diesen Tagen bin ich zuhause und helfe ihr wo es geht. Danach ist das Leben bis zum nächsten 3. Tag - mit Einschränkungen- lebenswert.
Jeder hat nur ein Leben! Und das wird gelebt solange das Leben erträglich ist. Ein Stomo ist sicher noch erträglich. Und wenn die Tochter heiraten möchte, sollte eine Mutter ihre Sorgen zurückstellen. Bei Deiner Entbindung hat sie das gekonnt.
Außerdem sollte ein Mensch von Zuhause aus seinen eigenen 4 Wänden auf die "Letzte Reise" gehen. Dazu muß sie erst mal wieder auf die Beine kommen.
Ich glaube, hier hilft kein Jammer. Versuche es als Forderung!

Nochmal zu Deiner Frage Patiententestament: Das Patiententestament ist eine eigene Verfügung wie mit dem Patienten körperlich am Ende seines Weges verfahren werden soll.
Die Ärzte haben sich daran zu halten.

Die Betreuungsverfügung ist die Übertragung von Entscheidungsvollmachten bei eigener Entscheidungsunfähigkeit an eine Person des Vertrauens in Sinne des Vormundschaftsgesetztes.
Dazu gehört als drittes noch die Vorsorgevollmacht, die ähnlich wie die Betreuungsvollmacht wirkt, aber keine Entscheidungen im Sinne der Vormundschaft erlaubt.

Wenn Deiner Mutter wirklich absehbar auf ihre letzte Reise gehen muß, dann genügt die Patientenverfügung in der Dir heute bereits zugestellten Form.
Wenn Sie das möchte, regelst das Du mit Deiner Mutter zu zweit, zeige es danach Deinem Vater und dann dem Arzt. Es wird sie wahrscheinlich beruhigen. Als Ansporn fordere aber, das sie vorher ausreichen isst und trink. Sonst ist sie zu schwach und nicht mehr selbst zurechnungsfähig. Auch diese Notlüge ist erlaubt, damit es wieder aufwärts geht.

Deine Aufgabe ist nicht leicht, aber wer wenn nicht Du kann es übernehmen. Dein Vater ist jetzt keine Stütze für Deine Mutter

Tschüß Andreas
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